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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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Fall sein könnte.

11. KAPITEL
    Am nächsten Morgen, allein in Justins Bett, stellte Solay sich im Halbschlaf vor, dass er neben ihr lag.
    Warm eingewickelt zum Schutz gegen die Kälte, würde sie sich in seine starken, beschützenden Arme schmiegen. Wenn er die Augen öffnete, würde er bei ihrem Anblick lächeln und ihr dann verschlafen einen Kuss geben, der zu mehr führte …
    Sie öffnete die Augen, ihr Blick fiel auf das niedergebrannte Feuer, und erschrocken stellte sie fest, dass sie von Liebe geträumt hatte.
    Eine Windböe ließ die Fensterläden klappern und vertrieb die Vorstellung aus ihrem Kopf. Agnes kam ihr in den Sinn, die sich in brennender Leidenschaft nach Hibernia verzehrte und doch den ganzen Tag lang lächelte.
    Sie griff nach ihrem Überkleid und zog sich unter der Decke an. Dann fuhr sie sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar und dachte über die Niederlage am vergangenen Abend nach.
    Er begehrte sie. Obwohl er sich so heftig gegen sie wehrte und trotz ihrer Unerfahrenheit, hatte sie das erkannt.
    Aber er war stärker als sein Verlangen. Welcher andere Mann hätte sonst ihre Liebe und ihren Körper zurückgewiesen?
    Aber dann, als sie aus dem Bett stieg und die Läden öffnete, um das sanfte Morgenlicht hereinzulassen, fiel ihr das Schlimmste ein.
    Bitte bleibt.
    Die Tochter eines Königs durfte nicht vor einem Rechtsgelehrten auf die Knie fallen.
    Sie trat vom Fenster weg und stocherte in den verbliebenen Holzscheiten, bis eine Flamme aufstieg. Sie musste vergessen, wie sehr sie sich letzte Nacht gedemütigt hatte, und dafür sorgen, dass nicht mehr davon gesprochen wurde, aber zuerst musste sie Justin daran hindern, sie nach Windsor zurückzuschicken.
    Sie öffnete die Tür und wäre um ein Haar über ihn gestolpert, da er ausgestreckt auf der Schwelle lag.
    Eilig rappelte er sich auf, hielt etwas hinter seinen Rücken und verkniff sich ein Gähnen. Seine Augen wirkten müde, aber als er sie ansah, schien die Luft zwischen ihnen zu vibrieren.
    Sie unterdrückte das Gefühl, fühlte sich im Moment zu schwach dafür.
    „Wie geht es Euch? Habt Ihr gut geschlafen?“ Die höflichen Worte schienen ihm schwer über die Lippen zu kommen, als wäre er nicht daran gewöhnt, so etwas zu fragen.
    „Oh ja.“ Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, um das Knurren ihres Magens zu unterdrücken. In Wahrheit hatte sie fast gar nicht geschlafen.
    „Ich dachte, Ihr hättet vielleicht Hunger.“ Er betrat das Zimmer und hielt ihr ein Stück in Wein getauchtes Brot hin, das in ein Küchentuch eingewickelt war.
    Erstaunt nahm sie es und murmelte ein Dankeschön. „Ich dachte nicht, dass Ihr so etwas billigt.“
    „Das Gesetz verbietet es nicht.“ Er lächelte.
    Ungläubig sah sie ihn an. „Wollt Ihr mich etwa zum Lachen bringen?“
    „Das war meine Absicht.“
    Und sie lachte, leise und glucksend, und ein Gefühl von Wärme durchströmte ihren Körper. War das derselbe Mann, der in der vergangenen Nacht das Zimmer verlassen hatte?
    „Der Himmel hat aufgeklart“, sagte er und legte Feuerholz nach. „Ich muss in die Stadt.“
    Ihr Lächeln verschwand. Als Nächstes würde er ihr sagen, dass er Vorkehrungen für ihre Rückkehr nach Windsor getroffen hatte. Statt dem König Geheimnisse zuzutragen, hatte sie nur das seltsame Wort Vorladung. Sie benötigte noch mindestens einen Tag.
    Ans Bett gelehnt, presste sie die freie Hand auf ihren Bauch. „Ich fühle mich nicht wohl.“
    Sofort stand er vor ihr, legte eine Hand an ihre Stirn, dann an ihre Wange. „Habt Ihr Schmerzen? Fieber?“
    Verwundert, dass ihre harmlose Erklärung solche Besorgnis hervorgerufen hatte, schüttelte sie den Kopf. „Aber ich bin nicht sicher, ob ich reisen sollte.“
    „Dann bleiben wir hier.“
    „Wir?“
    „Ich wollte Euch nach London mitnehmen.“
    Überrascht schluckte sie den letzten Bissen herunter. In der vergangenen Nacht hätte sie schwören mögen, dass dieser Mann nie wieder ihre Gesellschaft suchen würde. Hatte sie ihn mit ihren Worten überzeugen können, ihr noch eine Chance zu geben? „Was führt Euch in die Stadt?“
    „Ratsangelegenheiten. Und es steht ein Haus zum Verkauf, das ich mir ansehen möchte. Aber wenn Ihr Euch unwohl fühlt …“
    „Danke.“ Gewiss könnte sie etwas für den König in Erfahrung bringen, wenn sie mitfuhr. „Ich würde die Reise genießen.“
    „Aber gerade sagtet Ihr …“
    Sie wischte sich die Hände an dem Tuch ab und strich sich den Rock glatt. „Ich muss hungrig

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