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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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eine Lüge.“
    „Hätte ich ihnen die Wahrheit sagen sollen?“
    „Ihr hättet ihnen gar nichts sagen sollen.“
    „Die Ehe muss vollzogen werden, um das Gelübde zu bestätigen, das habt Ihr mir oft genug gesagt.“
    Er runzelte die Stirn. „Ja, aber das ging nur Euch etwas an.“
    „Lasst gut sein“, fuhr sie ihn zornig an. „Ihr wart nicht dort, um gefragt zu werden.“ Sie war es leid, um Anerkennung zu bitten, die sie niemals erhalten würde. „Und nun, da wir aneinander gebunden sind, muss ich es wissen. Was wird am Ende des Jahres geschehen, wenn der Rat seine Arbeit beendet?“
    Er ließ die Schultern sinken, als wäre er froh, wieder unpersönlichen Boden zu betreten. „Wenn alles in Ordnung ist, wird der König seine volle Macht zurückerhalten.“
    „Und wenn nicht alles in Ordnung ist?“
    „Ich werde tun, was das Parlament entscheidet.“
    „Ihr werdet nicht …“ Sie brachte das Wort nicht über die Lippen. Ihr habt mir weder Hilfe noch Trost angeboten.
    „Hochverrat begehen? Ihr wisst nur wenig über den Mann, den Ihr geheiratet habt.“
    Das, so fürchtete sie, stimmte. „Und als ich Euch direkt fragte, wolltet Ihr es mir nicht sagen.“
    „Es ist an der Zeit für Euch, eine Frage zu beantworten, meine Gemahlin.“ Er ging auf und ab, als befragte er einen angeklagten Verbrecher. „Wem gehört Eure Loyalität? Dem König oder mir?“
    Sie betrachtete ihn aufmerksam, diesen harten, großen Mann, der jetzt ihr Ehemann war. Sie wollte an ihn glauben, an seine aufrichtige Haltung, die sich vor niemandem beugte, nicht einmal vor einem König.
    Und doch fürchtete er sich vor etwas.
    „Warum sollte ich mich entscheiden müssen?“, sagte sie endlich.
    „Der König zieht eine private Armee zusammen. Was glaubt Ihr, gegen wen er kämpfen will? Gegen die Franzosen?“
    „Natürlich.“
    „Seine Barone würden das mit Vergnügen tun.“
    „Gegen wen will er sonst kämpfen?“
    „Gerade Ihr seid doch nicht so naiv.“
    Das war sie nicht, aber sie konnte der Wahrheit nicht ins Auge sehen. „Ihr missversteht die Absichten des Königs. Solange Ihr keinen Hochverrat plant, muss ich meine Loyalität nicht teilen.“
    Als Justin verächtlich den Kopf schüttelte, betete sie stumm, dass es so bleiben möge.
    Während der nächsten zwei Wochen, als der Hof zurückreiste nach Windsor, wurde Justin mit den Sternen vertraut. Nacht für Nacht lag er neben ihr, starrte zum Himmel hinauf, während sein Körper brannte, und fragte sich, warum es so wichtig war, ihr zu widerstehen.
    Bei Tageslicht würde es ihm wieder einfallen.
    Also hielt er sie auf Abstand, selbst als sie schon Windsor erreicht hatten, und sagte ihr nicht, wann er London und den Middle Temple wieder besuchen würde.
    Wenn er das Bett mit ihr teilte, würde der Rest seines Widerstands zusammenbrechen. Er würde nichts mehr verbergen können.
    Und wenn sie alles entdeckte, würde er, selbst wenn er den Kopf behielte, sein Herz verlieren.
    Als die pompöse Verleihung des Hosenbandordens zu Ende ging, trat Justin zu Gloucester.
    Der Duke war schlechter Stimmung. „Ich ertrage das nicht. All das für einen Burschen, der nie ein Schlachtfeld gesehen hat“, murmelte Gloucester, als sie über den Innenhof zum Bankettsaal gingen. „Mein Vater hat diese Ehrung für Männer des Kampfes begründet. Ich durfte sie erst entgegennehmen, als ich vierundzwanzig war. Jetzt gibt er den Hosenbandorden einem Jungen von vierzehn Jahren und zwei Frauen.“
    Justin war nicht in der Stimmung, Gloucesters Klagen anzuhören. „Ich war gestern in London.“
    „Gut“, meinte der Duke und führte ihn von möglichen Lauschern weg. „Wann holen wir uns Hibernia?“
    Gelbe Blüten sprenkelten den Weg und bewegten sich sanft in der heiteren Frühlingsbrise. Es schien seltsam, dass etwas so Schlichtes und Schönes in einer Welt leben konnte, in der Richtig und Falsch nicht länger existierten. „Kein Richter wollte die Vorladung unterzeichnen.“
    „Warum? Was stimmt nicht damit?“
    „Nichts.“ Er hatte es wieder und wieder geprüft. Es gab keinen rechtlichen Grund für ihr Zögern. Richter konnten für einen Farthing gekauft werden, hatte Solay gesagt. Sie irrte sich. Offensichtlich war die Angst genauso mächtig wie Geld. „Kein Richter will riskieren, den König zu beleidigen.“
    „Dann holen wir ihn uns ohne das“, erwiderte Gloucester zornig. „Ehe der König wieder aufs Land entkommt.“
    Justin runzelte die Stirn. „Wenn wir das Gesetz beugen,

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