Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
Vom Netzwerk:
der König gesagt hat, Ihr sollt es tun?“
    Wo Solay zögerte, frei zu sprechen, besaß ihre Schwester keinerlei solche Bedenken.
    Solay drückte die Schulter ihrer Schwester. „Jane, frag ihn nicht aus.“
    „Sie verdient eine Antwort.“ Es war an der Zeit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Doch als er sprach, sah er nicht Jane an, sondern begegnete Solays fragendem Blick. „Ich traf meine eigene Entscheidung.“
    In den veilchenfarbenen Augen sah er einen Funken Hoffnung aufblitzen. War es möglich, dass ihr etwas an ihm lag?“
    Jane wandte sich wieder an ihre Schwester. „Und du?“
    Solay schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken beiseitezuschieben. Nein, er war nicht ihre Wahl gewesen. Nicht von Anfang an. Doch er hielt den Atem an und wartete auf ihre Antwort.
    „Vielleicht“, sagte sie, „haben die Sterne uns füreinander bestimmt.“
    Jane schniefte und nahm die Zügel der Pferde.„Nun, über mich werden die Sterne nicht bestimmen. Ich werde nie heiraten.“
    Solay seufzte und sah zu, wie Jane die Pferde in den Stall brachte. Die Liebe zu ihrer Schwester stand ihr unverkennbar ins Gesicht geschrieben. „Ihr seht, wie es ist“, sagte sie nur.
    Er nickte. So schwierig es für Solay gewesen war, einen Gemahl zu finden, für Jane würde es unmöglich sein.
    An der Flügeltür strich Solay mit einem Finger über das schartige Holz.„Es ist kein Vergleich mit Windsor, aber es ist ein Zuhause.“
    Er unterdrückte seine Schuldgefühle. Ganz bestimmt hatte er ihr kein neues Zuhause geboten.
    Misstrauisch trat Justin über die Schwelle und fragte sich, wie viele der fadenscheinigen Wandbehänge wohl aus der königlichen Schatulle bezahlt worden waren. Niemand begrüßte sie, keine Dienstboten eilten herbei.
    Anstatt ihnen entgegenzukommen, erwartete Lady Alys sie am Ende der Empfangshalle, als säße sie in einem Thronsaal.
    Langsam führte Solay ihn durch den Raum, und als sie näher kamen, stellte er fest, dass alle Reichtümer, die diese Frau vielleicht der Krone entwendet haben mochte, längst verschwunden waren. Die Teller an der Wand waren aus Zinn, nicht aus Silber, und der Saum ihres Rockes, der noch aus glanzvolleren Tagen stammte, war jetzt ausgefranst wie ein Banner, das zu lange im Wind geflattert hatte.
    „Mutter“, begann Solay, „dies ist mein Gemahl, Lord Justin Lamont.“
    Sie stand nicht auf, und er widerstand der Versuchung, sich zu verneigen. Stattdessen suchte er im Gesicht dieser Frau nach Ähnlichkeiten mit Solay. Ihre Brauen, so dunkel wie die der Tochter, waren zu unnatürlichen schwarzen Bögen gezupft, und die Jahre hatten Falten um ihren Mund gegraben.
    Doch auch wenn sie doppelt so alt war wie ihre Tochter, sah er noch eine Spur dessen, was einem König gefallen haben musste.
    „Es freut mich, den Gemahl meiner Tochter endlich kennenzulernen.“ Die schlichten Worte klangen wie ein Vorwurf.
    „Mutter“, sagte Solay leise, „Justin kommt wegen der Klage. Er muss entscheiden, ob er uns helfen kann.“
    Die Mutter zog die dünnen schwarzen Brauen hoch. „Ah, er ist also an unserem Land interessiert?“
    Solay wollte etwas sagen, doch er legte eine Hand auf ihren Arm. „Im Gegenteil, Lady Alys“, antwortete er. „Nach allem, was ich hörte, ist dies Euer letzter Besitz, und wenn ich nicht den Prozess für Euch gewinne, habt Ihr nicht einmal mehr das.“
    Solays Mutter blinzelte und schluckte, als hätte sie von altem Fisch gekostet.
    Er hätte schwören mögen, dass Solay ein Lächeln unterdrückte. „Justin glaubt an ehrliche Worte.“
    „Das höre ich“, erwiderte Lady Alys.
    „Ihr werdet Euch niemals Gedanken über die Bedeutung meiner Worte machen müssen.“
    „Nun, wir begrüßen Eure Hilfe, aber wenn ich ebenfalls offen sprechen darf, ich halte Euch für etwas jung für einen Sergeantat-law“, sagte sie.
    „Er ist der oberste juristische Beistand des Rates, Mutter.“ Solays eilig vorgebrachte Verteidigung entlockte ihm ein Lächeln. Es war das erste Mal, dass sie mit ihm prahlte.
    „Wegen meiner Fähigkeiten verdiente ich meinen Rang so jung. Ihr habt keinen Grund, an diesen Fähigkeiten zu zweifeln.“
    „Ich werde es einzuschätzen wissen. Ich pflegte neben den Richtern zusitzen, um dafür zu sorgen, dass der Wille des Königs geschah. Dann verbannte man mich von dort. Das Parlament sagte, keine Frau könne jemals das Recht praktizieren, aber sie meinten nicht irgendeine Frau.“ Sie lächelte voller Stolz. „Sie meinten mich.“
    Er konnte

Weitere Kostenlose Bücher