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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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»Weißt du denn nicht, was das heißt, Katanja? Sie werden verlangen, dass ich dich verbrennen lasse!«
    Mit diesen Worten stieß er sie wieder von sich und stürmte aus der Hütte.
    Die Nacht über wachten zwei Männer auf der Veranda vor ihrer verschlossenen Tür. Gleich nach Sonnenaufgang hörte Katanja Schritte auf den Planken. Die Tür ihres Anbaus wurde aufgeschlossen. Sie erschrak, weil nicht der Hauptmann, sondern zwei alte Jäger hereinkamen. »Die Versammlung wartet auf dich«, erklärte einer von ihnen mit tonloser Stimme. Auf seine Geste hin fesselten die Wächter ihr die Hände auf dem Rücken und führten sie zum Platz vor dem Wachhaus und dem Tor.
    Die Planken unter Katanjas Füßen schienen nachzugeben, das Herz klopfte ihr in der Kehle, ihre Brust war wie zugeschnürt. Die Versammlung war hier im Pfahldorf das, was in Altbergen der Ältestenrat war: Regierung und Gericht in einem.
    Der Blaue schwebte heran und landete krächzend auf ihrer Schulter.
    Ein Feuer brannte zwischen Haupttor und Stromufer. Knapp dreißig Frauen und Männer saßen davor: die Versammlung. Zu ihr gehörten der Hauptmann, sein Stellvertreter, alle Männer, die mehr als fünfzig Winter gesehen hatten, und die verwitweten Frauen, sofern sie Enkel hatten. Die restlichen Bewohner des Dorfes, knapp achtzig Männer, Frauen und Kinder, lehnten an der Palisade neben dem Tor, hockten vor oder auf dem Wachhaus oder hielten sich auf dem Hauptsteg in der Nähe der Versammlung auf. Alle wollten das Spektakel miterleben.
    Ihre Bewacher und die beiden alten Jäger brachten Katanja zum Feuer. Der Hauptmann erhob sich. Sein Gesicht sah aus wie aus schmutzigem Kalkstein gehauen.
    »Höre, was man dir vorzuwerfen hat!«, rief er mit heiserer Stimme.
    Katanja war sicher, dass er bis zuletzt versucht hatte, diese Gerichtsversammlung zu verhindern.
    Eine Frau mit einem Kleinkind an der Hand trat aus der Menge vor der Palisade, zeigte auf Katanja und sagte: »Ich habe in der vorletzten Nacht kaum geschlafen, denn mein Kind zahnt. Als ich Wasser holen wollte, sah ich die da aus dem Strom steigen und zum Wachhaus laufen. Sie war nackt.«
    Der Hauptmann nickte ihr zu, sie trat zurück in die Menge. Ein Vater schob seinen siebenjährigen Jungen zum Feuer. »Mein Sohn und ich haben in der vorletzten Nacht geangelt. Unser Boot lag sechzig Schritte weit draußen im Strom. Ich bin eingeschlafen.« Er wandte sich an den Jungen. »Sag, was du gesehen hast.«
    »Die da!« Der Junge zeigte auf Katanja. »Nackt ist sie ins Wasser getaucht, später ist sie nackt zurück zum Haupthaus geklettert.«
    Der Hauptmann wandte sich um und sah Katanja in die Augen. »Was sagst du dazu, Seherin?«
    »Sie haben Gespenster gesehen«, erklärte sie laut. »Ich habe die ganze Nacht neben dir gelegen, Hauptmann. Du selbst bist mein Zeuge.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Eine Frau aus der Versammlung erhob sich. Es war die Mutter des Hauptmanns. »Sie hat ihm etwas in den Wein getan! Sie hat ihn verhext, damit er tief schläft und nicht merkt, dass sie aufsteht und diesen dreckigen Tiefländer befreit!« Zustimmendes Gemurmel wurde laut. »Danach ist sie wieder zu ihm unter die Decke gekrochen!«
    »Wer unter uns würde es wagen, den Wein unseres Hauptmanns zu vergiften?« Katanja schrie es über das Feuer hinweg in die brodelnde Menge hinein. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Es ging jetzt nur noch darum, Zeit zu gewinnen, bis die Tiefländer kamen. »Ich jedenfalls nicht! Der Hauptmann hat mich aus der Sklaverei freigekauft und zu seiner Gattin gemacht! Was für eine Niedertracht, zu behaupten, ich hätte ihm etwas in den Wein getan!«
    Palaver erhob sich am Feuer, an der Palisade und auf dem Steg, alle redeten durcheinander. Der Hauptmann stand reglos, seine Blicke flogen zwischen seiner Mutter und Katanja hin und her. Er tat ihr leid. Das schlechte Gewissen pochte hinter ihrer Stirn, weil sie die Wirkung jedes ihrer Worte berechnet hatte. Doch sie dachte an ihren Auftrag, an die Lichterburg, und sie wollte leben!
    »Ruhe!« Der Hauptmann schrie und gestikulierte, bis sich der Aufruhr legte. Dann rief er die Jäger auf, die zwei Nächte zuvor Wache gehalten hatten.
    Einer hob ein paar lange schwarze Locken hoch. Angeblich hatte er sie auf seinem Fellmantel gefunden, den er während des Rundgangs im Wachhaus zurückgelassen hatte. Auch sei die Innenseite seines Mantels feucht gewesen. Der Jäger selbst hatte kurzes graues Haar. Der andere berichtete von Spuren nackter

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