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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Irgendetwas muss ihnen unseren Aufenthaltsort verraten.« Nachdenklich rieb er sich das Kinn.
    Weronius gehörte zu den wenigen in der Gruppe, denen Jacub vertraute und die er respektierte. Vielleicht war er neben Katanja sogar der Einzige. Jacub hatte die Geschichte des Kahlkopfs gehört. Sie hatte ihn davon überzeugt, dass der Dicke ein hartnäckiger Kämpfer und ein Mann ohne Falsch war.
    Sklavenjäger hatten Weronius gefangen genommen, als er sich von Katanja und einem zweiten Gefährten wegen einer Verletzung getrennt hatte. Von diesem zweiten Gefährten hatte Jacub zum ersten Mal aus Weronius' Geschichte erfahren. Die Sklavenjäger hatten den Dicken gefoltert, um herauszufinden, welchen Weg seine Gefährten genommen hatten. Weronius verriet ihnen nichts. Auf dem Sklavenschiff musste ein Heiler ihm das entzündete Bein absägen, sonst wäre er gestorben.
    Dass er lesen und schreiben konnte, hatte ihm schließlich das Leben gerettet. Ein mächtiger Fürst aus dem fernen Süden kaufte ihn als Schreibsklaven. Das war vor sieben Wintern geschehen. Am Hof des schwarzen Fürsten stieg Weronius zu dessen erstem Sekretär auf. Vor vier Wintern dann nahm sein Besitzer ihn mit auf eine Expedition in den hohen Norden. Ein Eisberg rammte das Schiff, und es sank. Mit wenigen Seeleuten hatte Weronius sich an die Küste des Nordsunds retten können. Vor zwei Wintern erst klopfte er schließlich an das Tor Hagobavens. Manchmal erzählte er von einer Blumenzüchterin, die fern am Großen See auf ihn wartete.
    »Genau wie wir benutzen die Jusarikaner die Vögel wahrscheinlich als Boten«, sagte Katanja. Jacub wusste inzwischen, dass sie zu einem Volk gehörte, das unter der Erde lebte, wie die aus Hagobaven. Mehr wusste er nicht. »Vielleicht haben sie darüber hinaus eine Möglichkeit gefunden, sie als Fährtenfinder abzurichten.«
    »Wie denn?«, fragte Jacub eindringlich. »Wir hinterlassen keine Spuren im Schnee, und unter der Erde können sie uns nicht sehen! Wie sollten sie also unsere Fährte finden können?« Er blickte in die Runde, wartete auf Antwort, auch den Druiden sah er an. Doch Roscar von Eyrun schwieg, und seine verwitterte Miene blieb undurchdringlich und hart. Keine Spur von Wohlwollen las Jacub mehr darin.
    »Sie können zaubern«, schlug Svervagos vor. Sein mittleres Auge tränte. »Glaubt mir - es sind verzauberte Vögel, und nur durch Zauberei vermögen sie unserer Spur zu folgen!« Seine Nordmänner nickten grimmig.
    Während der ersten drei Monde im Labyrinth hatten Svervagos und seine tapferen Männer viele Ängste und schlaflose Nächte ausgestanden. Sie waren davon überzeugt gewesen, dass der Gott der Erde sie verschlingen würde, weil sie in sein Reich eingedrungen waren. Seit ein paar Wochen erst bewegten sie sich weniger furchtsam durch das weit verzweigte Stollen- und Höhlensystem.
    Eine Zeitlang ergriff niemand das Wort. Alle blickten nachdenklich ins Feuer. »Ich kenne solche Vögel«, brach Tiban schließlich das Schweigen. »Die Jusarikaner haben sie zum Kampf abgerichtet und zum Töten. Einige von uns mussten das schon am eigenen Leib erfahren. Auf irgendeine Weise sehen sie durch die Erde hindurch. Vielleicht verfügen sie über einen Sinn, über den wir nicht verfügen und den wir nicht kennen. Oder die Jusarikaner benutzen Goldzeittechnik.« »Goldzeittechnik?« Der dreiäugige Svervagos runzelte die Stirn. »Was ist das?«
    Niemand antwortete ihm, doch Jacub entgingen nicht die tadelnden Blicke, mit denen Katanja und die aus Hagobaven den Südländer bedachten. Das bestätigte seinen Verdacht: Von Anfang an hatte er Tiban für einen von ihnen gehalten. Für einen Goldzeitsohn.
    »Dann müssten die Rotten des Eisernen nur die Vögel beobachten, um unsere Fluchtroute zu erfahren«, sagte Weronius nachdenklich.
    »Seht ihr einen Weg, sie abzuhängen?«, wandte Jacub sich an die aus Hagobaven.
    Henner nickte. »Morgen erreichen wir die Ostküste. Tiban, ich und eine Eskorte der Sozietät werden euch über die Meeresenge zur gegenüberliegenden Küste bringen. Vielleicht sind wir die verdammten Biester dann los.«

Kapitel 12
    Die Meisterin zog ihren weißen Bock am Zügel hinter sich her durch das bräunliche Farnfeld. Es begann zu schneien. Hinter ihr schloss sich der Farn. Sie band den Mammutbock an einer der Birken fest, nahm ihre Armbrust vom Sattelhorn und ging zur alten Eibe. Der Silberring und die bunte Glasperlenkette hingen noch genau dort im Geäst, wo sie auch gestern schon

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