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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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allein miteinander. »Du liebst diesen Mörder?« Unerwartet wie einen Pfeil aus dem Hinterhalt schoss Waller Rosch seine Frage ab.
    »Wenn Jacub ein Mörder ist, was bist dann du, Poruzze?« Katanja schlug einen scharfen Tonfall an.
    »Ich habe dich etwas gefragt!«
    »Es gibt Wichtigeres, vergiss es.«
    »Ich will wissen, ob du ihn liebst!« Waller Rosch wurde laut.
    »Und ich will nicht darüber sprechen!«
    Sie fanden eine Gruppe junger Birken. Waller Rosch legte seinen schwarzen Fellmantel ab und band sein verfilztes Haar zusammen. Mit wuchtigen Hieben schlug er die erste Birke um, Katanja schnitt das Geäst ab. »Ich habe doch gesehen, wie du dich von ihm hast küssen lassen!«, zischte er, während er auf den nächsten Stamm eindrosch.
    »Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Dann liebst du ihn also nicht?« Er ließ die Axt sinken, blickte auf. Wilde Hoffnung leuchtete in seinem Blick. »Dann kann ich also weiter hoffen?«
    Katanja richtete sich auf und sah ihm ins Gesicht. »Nein, Waller«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich kann dich nicht lieben, wie eine Frau einen Mann lieben sollte.«
    Er riss die Axt hoch und drosch auf die Birke ein. »Ich begleite dich bis zur Lichterburg«, sagte er heiser, als der junge Baum fiel. »Wenn alles vorbei ist, trennen sich unsere Wege. Ich ertrage es nicht, dich mit diesem Rotkopf zu sehen, der so viele Männer meiner Sippe erschlagen hat. Mit keinem anderen als mir will ich dich sehen müssen!«
    »Ich habe dich nicht gezwungen, mich in den Nordsund hinein zu begleiten«, sagte Katanja. »Hättet ihr auf mich gehört, wärt ihr von der Siedlung der Nordmänner aus zurück nach Süden gesegelt oder hinaus ins offene Nordmeer zu eurer geheimen Inselgruppe. Dann wäre die Esvalya nicht untergegangen.«
    Waller Rosch entgegnete nichts, und was hätte er auch entgegnen können? Mit der Axt hieb er auf den Fuß der nächsten jungen Birke ein, als gälte es, einer alten Eiche den Stamm zu zerschmettern. Als er das Bäumchen umgehauen hatte, fuhr er hoch und hob die Axt. »Ich könnte ihn umbringen!« Er hatte Tränen in den Augen. »Und wenn ich nicht wüsste, dass es dein Herz zerbrechen würde, hätte ich ihn längst getötet.« Er schüttelte die Faust mit der Axt. »Hättest du mich doch im Kerker eures Pfahldorfes verrecken lassen!« Er schrie und schleuderte die Axt an Katanja vorbei gegen einen Baum.
    Sie nahm ihn in die Arme. »Dann hätten wir vieles nicht miteinander erlebt«, flüsterte Katanja. »Denk nur, wie wir durch das Gebirge streiften und Heilkräuter suchten. Denk an die Abende auf der Esvalya und wie du lesen und schreiben gelernt hast. Und war es nicht lustig, diesen Damm zu bauen und mit den Nordmännern zu feiern? Und vergiss nicht - dein Vater und Moellen hätten mich vergewaltigt und ermordet, wenn sie dich tot im Pfahldorf gefunden hätten.«
    »Das stimmt«, schluchzte er. »Beim Schwanz des dümmsten Gottes, das stimmt .«
    Später gingen sie zurück zum Lager. Jeder zog vier junge Birken hinter sich her. »Du hast es dir nicht ausgesucht, mir zu begegnen«, sagte Katanja, »und ich hab es mir nicht ausgesucht, dir zu begegnen. Etwas, das stärker ist als wir, wollte, dass es geschieht. Ich bin dankbar, dass es geschehen ist, und ich wünsche mir, dass du eines Tages auch dankbar dafür sein kannst.«
    Er antwortete nicht gleich, schien sorgfältig zu bedenken, was er da gerade gehört hatte. »Als ich krank und verletzt auf dem Großen Strom trieb, wollte ich um jeden Preis überleben, damit meine Leute dich nicht töten«, sagte er schließlich. »Als sie mich dann aus dem Wasser zogen, hab ich mir geschworen, dich zu beschützen, immer! Sogar mit dem Wilden Moellen habe ich mich angelegt für dich.«
    »Ich weiß.«
    »Mein Schwur gilt, bis die Sache mit der verdammten Lichterburg vorbei ist.« Er zog sich die Kapuze seines Mantels über den Kopf. »Dann gehe ich, dann muss der Rotkopf dich beschützen.«
    Sechs Tage später beluden sie acht Flöße mit ihrem Gepäck und stießen sich mit den Birkenstaken vom Ufer ab. Die Caniden liefen eine Zeitlang auf der Böschung neben ihnen her, bis die Leitcaniden sich ins Wasser wagten und zu den Flößen schwammen, die anderen folgten nach und nach; nur zwei Tiere blieben zurück.
    Neun Tage lang trug der Fluss sie ostwärts. Am zehnten verwandelte das Schmelzwasser ihn in einen reißenden Strom. Sie zogen zu Fuß weiter.
    Hochwasser überschwemmte das Land. Sie retteten sich auf einen Hügel, harrten

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