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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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»Schau nur, was wir gefunden haben, Ginolu!« Nadolpher deutete auf die geöffnete Kiste - in Leder geschlagene Bücher füllten sie. Bosco nahm eines heraus, öffnete den Einband und schlug das Titelblatt auf: Spruch Dashirins an Alphatar, stand dort in der Sprache der Westmeervölker und in eckigen, gedruckten Lettern.
    »Das sind Boten Dashirins!« Nadolphers hohe Stimme überschlug sich schier vor Erregung. »Mit einem Schiff wollen sie die Bücher zu den Siedlungen an die Nordlandküsten und bis hinunter in die Tausendinselsee bringen!«
    Bosco musterte die beiden langbärtigen und dürren Burschen. Wie auf Knochengestellen hingen zerlumpte Umhänge an ihnen herunter. Die Ohren des einen waren länger als sein Kopf, der andere trug zwei Löcher statt einer Nase im Gesicht. Sein Blick war stechend, und er feixte, als hätte er gerade einen schmutzigen Witz gemacht.
    »Und nun rate, woher die Bücher stammen!« Breitbeinig stellte der Zwerg sich vor Bosco auf. Die hochgeklappten schwarzen Sonnenklappen standen von den Rändern seiner Gläser ab und bedeckten seine weißen Brauen. »Aus der Lichterburg!«, beantwortete er seine eigene Frage, und von einem Augenblick zum anderen verstand Bosco die gute Laune des kleinen Jusarikaners.
    »Sie kennen den Weg dorthin«, sagte Maragostes.
    Nadolpher entblößte sein Gebiss zu einem breiten Lächeln. Das tat er so selten, dass Bosco schon vergessen hatte, wie groß seine Zähne waren; und wie gelb. »Sie sind bereit, uns zur Lichterburg zu führen! Wir werden zwei Schiffe ausschlachten. Aus dem Holz bauen wir Wagen. Ein drittes Schiff bieten wir den Siedlern für Reit- und Zugtiere an. Sobald wir genügend Gespanne haben, brechen wir auf!«

Kapitel 21
    Sie nahmen die nördlichste der drei Routen, die Katanja sich eingeprägt hatte. Im Norden der Ostwildwelt nämlich hielt sich bis in den fünften Mond hinein eine dichte Schneedecke und sie konnten die Schlitten benutzen. So kamen sie schnell voran - bis zum Beginn des sechsten Mondes: Dann schmolz der Schnee unter den milden Südwinden und der Frühsommersonne innerhalb weniger Tage. Die Schlittenkufen versanken im morastigen Boden.
    Henner und Tiban schlugen vor, ein Lager einzurichten und den nächsten Wintereinbruch abzuwarten, mit dem sie schon zur Mitte des zehnten Mondes rechneten. Auch Katanja und Weronius erinnerten sich, im Zuge ihrer Reisevorbereitungen gelernt zu haben, dass die Steppen und Wälder der nördlichen Ostwildwelt höchstens fünf Monde lang schneefrei blieben. Doch so lange warten?
    »Die Witterung schwankt von Winter zu Winter«, gab Jacub zu bedenken. »Wer weiß schon, wie weit sich das Nordlandeis inzwischen zurückgezogen hat?« Er beugte sich über Katanjas Karte, studierte sie und deutete auf einen eingezeichneten Flusslauf. »Wie weit ist dieser Fluss noch entfernt?«
    »Drei bis vier Tage Fußmarsch«, schätzte Henner.
    »Er fließt ein ganzes Stück nach Osten, bevor er eine Biegung nach Norden macht und dem Eis entgegenströmt.« Jacub betrachtete die Karte. »Hier sind Wälder eingezeichnet. Lasst uns versuchen, den Fluss zu erreichen. Vielleicht können wir Flöße bauen und mit ihnen den Weg ein Stück fortsetzen.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Weronius. Auch Katanja war einverstanden. Sie ließen die Schlitten zurück, banden das Gepäck den Caniden und sich selbst auf die Rücken und setzten den Weg nach Osten zu Fuß fort.
    Ein mühsamer Marsch folgte, nicht halb so schnell wie erhofft kamen sie voran. Nur Polderau schlief wirklich gut in diesen Tagen, denn die Nächte waren feucht und kühl. Nachts plagte die sieben Menschen Kälte und Schlaflosigkeit, tagsüber Müdigkeit. Die Schlittencaniden blieben über Tage ihre einzigen Wärmequellen.
    Sechs Caniden zogen Zorcans Rollbrett, einer diente Polderau als Reittier. Für Weronius bauten Waller Rosch und Tiban schon am zweiten Tag eine Matte aus Ästen und Halmen. Sein Beinstumpf hatte sich an der Prothese wund gerieben, und der Schmerz machte ihm das Laufen zur Qual. Acht Caniden zogen ihn auf seiner Matte.
    Erst nach neun Tagen erreichten sie einen Wald aus niedrigen Kiefern und Birken, am Tag darauf den Flusslauf. Durch die Schneeschmelze war er stark angeschwollen. Die Männer suchten gerade gewachsene Birkenstämme aus, fällten sie und bauten vier Flöße.
    Waller Rosch streifte an Katanjas Seite durch das morastige Unterholz, um junge Birken für die Staken zu schlagen. Das erste Mal seit vielen Wochen waren sie

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