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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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und die Königin. Ziehen hin und gieren nach Macht und neuer Goldzeit und haben nicht einmal genug Verstand in den flüchtigen Schädeln, sich selbst zu bändigen!«
    »Können wir sie denn gar nicht aufhalten, Sakrydor?« Sentuya rauft sich das rote Haar. »So viele, die dort unten zur Lichterburg ziehen! So wenige, die der jungen Meisterin aus Altbergen zur Seite stehen!«
    »Wenn der Zwerg dem Täubchen etwas antut, werde ich sein Fleisch dem Schwert und sein Hirn den Würmern zu fressen geben! Bei allen Funzeln des Universums, das wird Sakrydor tun!«
    »Hört nur, wie er wieder tönt, der Gnom! Bläst sich auf und droht und kann doch nichts mehr tun!« Sentuya ruft es nach links und nach rechts, zur Krone des Turmgemäuers hinauf, in den stufenlosen Treppenschacht der Ruine hinunter. Überall dort im Efeu und im Gemäuer sammeln sie sich schon, die Anderen, zwischen Sperlingen und schwarzen Greifen. Überall schweben, stehen und kauern sie - Hunderte Gestalten wie aus Fieberträumen, Wesen wie aus nächtlichen Erscheinungen. Reihen sich ein und spähen hinunter auf die vorbeirollenden Wagen. »Hört ihr, wie er hängt an der Menschenfrau aus Altbergen, der alte Kobold?«, ruft Sentuya ihnen zu. »Sogar töten will er für sie!«
    »Spotte nur, du!«, krächzt Sakrydor. »Spotte! Wirst noch weinen, wirst als Erste weinen, wenn sie scheitern, wenn der Schwarze Eisenkerl siegt. Wenn Wurmsäcke wie der mit den Augengläsern die Neue Goldzeit heraufführen! Ist das ein Gnom nach deinem Geschmack?«
    »Was wird nur geschehen?«, seufzt Sentuya.
    »Was geschehen muss, wird geschehen. Wir können es nicht aufhalten. Bis hierher haben wir helfen und schützen können, weiter kommen wir nicht in diese verfluchte Gegend hinein. Jetzt muss das Täubchen allein sehen, dass es sich nicht die Flügel bricht.«
    »Wenigstens hat sie den starken Krieger aus Eyrun an ihrer Seite.«
    »Den >starken Krieger< ...!« Sakrydor lacht krächzend. »Weißt du, wie viele zehntausend starke Krieger der >garstige Gnom< stürzen sah?«
    »Er liebt sie doch, oder nicht?« Sentuya ruft es wieder nach allen Seiten. »Hört ihr? Wird diese Liebe sie nicht retten?«
    »Ach, die Liebe, die Liebe!« Sakrydor lacht sie aus. »Den einen lässt sie leben, den anderen tötet sie, weißt du das denn nicht? Den einen hebt sie in den Himmel, den anderen stürzt sie in die Tiefe, dass sein Herz in tausend Stücke bricht, die keiner mehr zählen kann!«
    »Aber er wird sie doch retten, oder nicht?«
    »Wie alle anderen wird er den Goldzeitschatz suchen, das ist gewiss. Aber ist auch gewiss, was er tun wird, sollte er ihn wahrhaft in Händen halten? Nein, o nein! Verlasse mich auf keinen Liebenden, verlasse mich lieber auf den Leidenden, den Einäugigen, den mit den vielen Schmerzen! Wenn einer dem Täubchen helfen kann, das Spinnrad anzuhalten, dann er.«
    »Und wir können gar nichts mehr tun?« Die helle, singende Stimme der mädchenhaften Frau nimmt einen klagenden Klang an. »Die magische Grenze ist zu stark, die Lichterburg zu nahe?«
    »Wir können gar nichts mehr tun, das Geglitzerloch ist zu nahe. Entweder löschen sie es aus oder sie stürzen hinein, und wir können unseren Platz in der Menschenwelt wieder vergessen.«
    »Und alles fängt noch einmal von vorn an?« Sentuya schlägt die samtbraunen Hände vor ihr schönes Gesicht.
    »Sollte Wurmfraß wie der kleine Fischäugige an der Spitze der Kolonne das Erbe der Goldzeit in die Hände bekommen, dann muss sich das Spinnrad der Menschleingeschichte noch einmal drehen, dann fangen Mühsal und Qual noch einmal von vorn an.«
    »Nein!«, ruft Sentuya. »Einer ist da noch! Einer von uns könnte es noch aufhalten!«
    Ein Chor raunender, flüsternder, krächzender, zischender Stimmen erhebt sich auf einmal im alten Gemäuer: »Nur einer kann dem Rad noch in die Speichen fassen ...« Zu geisterhaftem Gesang schwillt er an. »Nur einer von uns kann die magische Grenze überschreiten . Nur unser Stärkster darf sich aus der Zeitfuge wagen . nur der Mächtigste unter uns kann die Menge der Flüchtigen und ihre Gier aushalten .«
    »Wie sollte Sakrydor das tun können?«, krächzt der Gnom in den Gesang hinein. »Zu viel Gewimmel der Flüchtigen herrscht an der Lichterburg! Zu viel Hochmut, zu viel Goldzeitgeprahle!«
    »Nicht du, alter Gnom, nicht Sakrydor!«, braust der Stimmenchor aus dem Efeu, aus dem Stein. »Selbst dir fiele dieser Kampf zu schwer! Wenn einer geht, dann nur ein Fürst der Anderwelt!

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