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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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den Blick und blinzelte; das grelle Licht aus den Visierschlitzen blendete ihn.
    Der Lärm oben an der Eingangskuppel nahm kein Ende. Die Gestalt humpelte an Jacub vorbei. »Alphatar wird nur die Tür öffnen, dann kommen wir zurück.«
    Entsetzen wollte den Mann aus Eyrun lähmen. »Lass ihn nicht herein«, flüsterte er, »er ist gefährlich!«
    »O nein, es ist doch unser starker und treuer Bote Betavar, der draußen vor der Tür steht! Der ist sanftmütig und hilfreich, haben wir ihn doch nach unserem Bild erschaffen .« Donnerndes Krachen hallte plötzlich von der Einstiegskuppel her durch den Stollen, es splitterte und polterte, der Boden bebte. Die Gestalt, die sich Alphatar nannte, blieb stehen. Schwere Schritte stapften heran.
    Jacub hielt den Atem an.
    »Oh! Er hat sich die Tür allein geöffnet.« Die Gestalt drehte sich wieder um und stapfte an Jacub vorbei in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war. »Gut, sehr gut! Willkommen, willkommen!«
    Die Schritte des Eisernen dröhnten nun durch den Stollen, schnell kamen sie näher. Jacub rannte los. Kurz bevor er Alphatar einholte, zweigte ein Gang ab, der zu einer Luke führte. Jacub öffnete sie, bückte sich in einen hallenartigen, halbdunklen Raum, drückte die Luke leise zu, zog sein Schwert und lauschte. Die schweren Schritte des schwarzen Titanen polterten draußen vorbei und entfernten sich dann wieder. Der Eisenmann folgte Alphatar.
    Jacub atmete auf. Er blickte sich um. Holzkisten voller Papier stapelten sich an den Glaswänden, die in mattes blaues Licht getaucht waren. In der Mitte des großen Raumes standen Gestelle aus Holz und Metall, eines hinter dem anderen; wie eine Kolonne aus Wagen ohne Räder sah das aus. Aufbauten aus beweglichen Platten mit Hebeln, aus breiten Bändern und Rollen erhoben sich auf den Gestellen. Zum Teil bestanden sie aus blankem Erz, zum Teil aus einem glatten, festen Stoff, den Jacub nie zuvor gesehen hatte. Ein wenig erinnerten die Gestelle ihn an die Obstpressen auf Roscars Hof in Eyrun.
    Bücher lagen auf dem vorderen Gestell. Jacub ging hin und nahm eines in die Hand. Es war in Leder gebunden. Er schlug das Titelblatt auf: Spruch Dashirins an Alphatar, las er.
    »Willkommen, willkommen!«, tönte es dumpf hinter der Wand auf der anderen Seite des Raumes. Dort sah Jacub neben einem Treppenabgang eine zweite Luke aus blau schimmerndem Eisen. Er legte das Buch weg, lief hinüber, presste das Ohr an die Türspalte und lauschte.
    »Nun wird alles gut«, hörte er eine tiefe, freundliche Stimme verkünden. »Nun ist Betavar zurückgekehrt, jawohl.«
    »Willkommen, willkommen!«, hörte Jacub den hinkenden Eisenmann rufen.
    »Der Primkommander von Jusarika lässt euch seinen Gruß entbieten und Frieden und langes Leben wünschen«, tönte die tiefe, freundliche Stimme. »Es war ein weiter Weg zurück zu euch, doch nun wird alles gut. Der Kommander von Jusarika und die Seinen werden jeden Augenblick hier sein.«
    »Über ein zu kurzes Leben können wir uns weiß Gott nicht beklagen«, krächzte die blecherne Stimme Alphatars. »Aber höre, Betavar - du bist nicht allein gekommen, ein anderer kam zuerst, ein Rothaariger ...«
    Plötzlich wurde es still, keinen Ton hörte Jacub mehr. Er wagte nicht zu atmen. Auf einmal drückte jemand von außen die Luke auf. Jacub taumelte zurück. Der Eiserne stand vor der Schwelle. In den schwarzen Fäusten hielt er eine schwere Streitaxt.

Kapitel 28
    Sie hatten ihn in einen der leeren Vogelkäfige gesperrt. Bosco kauerte am dreckigen Holzgitter und blies auf seiner Mundharmonika. Stehen oder liegen konnte er nicht in dem engen Verschlag. Zwei alte Wildsaujäger hockten vor seinem Kerker in einem Unterstand. Einen kannte Bosco noch aus seiner Zeit in Chiklyo. Der Rotmantel hatte ihnen seine Bewachung befohlen. Manchmal sahen sie von ihrem Kartenspiel auf und blickten zum Hügelkamm hinauf, hinter dem blau die Lichterburg strahlte. Von dort wehte der Nordwind Kampflärm ins Lager.
    Torya hatte nichts unternommen, Boscos Gefangennahme zu verhindern. Aus leeren Augen hatte sie ihn angestarrt, als sie seinen wirklichen Namen hörte und erfuhr, dass seine Heimat Tikanum hieß. Nadolpher übergab ihn dem Rotmantel und befahl seine Hinrichtung.
    So hatte Bosco seinen letzten Tag in einem Vogelkäfig auf einem schaukelnden Karren verbracht, der alle drei Stunden im Schnee stecken blieb. Und jetzt wartete er auf seinen Henker - in einem Vogelkäfig. Er hüllte sich fest in den gefiederten

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