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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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schwang eine mächtige Axt gegen sie. Eine Frage der Zeit, bis er sie abwehren und den nächsten Blitz schleudern konnte.
    »Hilf mir, Yiou!«, zischte Jacub. »Halt ihn auf, sonst schaffe ich es nicht!«
    Yiou fauchte und machte kehrt. In weiten Sätzen jagte sie zurück und dem Stier und dem schwarzen Riesen entgegen.
    Jacub trieb seinen Widder an. Der Affe auf dem Schaf neben ihm kreischte in wilder Angst, der wahnsinnige Zorcan heulte wie ein verstörter Canide. »Vorwärts!«, rief Jacub. Nicht mehr weit von ihm stieg schon der Schneewall an. Der Mann aus Eyrun wandte sich noch einmal um, spähte seiner geliebten Katze hinterher. Nur noch zwei Speerwürfe trennten sie vom Eisernen und seinem Mammuts-tier. Der schwarze Riese schlug mit der Axt nach Schlittencaniden, die ihn aufhalten wollten. Einige hatten sich in die Beine seines Stieres verbissen, andere sprangen zu ihm hinauf und schnappten nach ihm.
    Nicht weit entfernt von ihm sah Jacub Tiban und Henner gegen Reiter auf Alkern und Böcken kämpfen. Katanja und ihre Begleiter konnte er nirgends mehr erkennen. Von Süden und Norden her näherten sich zwei Heere zu je zweihundert Kriegern, einige auf Reittieren, manche auf Wagen, die meisten zu Fuß. Zum großen Teil gingen die Krieger beider Heere aufeinander los, kleinere Rotten aber liefen oder ritten auf die Lichterburg zu. Der Mann aus Eyrun begriff nun gar nichts mehr - bekämpften sich denn die Krieger des Eisernen untereinander? Und was war das? Zwei ganz in Weiß gekleidete Krieger ragten plötzlich zwischen Jacub und dem Eisernen aus dem Schnee .
    Er achtete nicht weiter auf sie, denn jetzt erreichte er endlich den Wall vor der Lichterburg. Den Wahnsinnigen und den Affen ließ er hinter sich und trieb seinen Widder ein Stück den Schneewall hinauf. Plötzlich tauchte über ihm auf der Wallkrone ein monströses weißes Pelztier auf. Es röhrte und brüllte, stapfte den Wall hinunter und schaukelte Jacub und seinem Widder entgegen.
    Lange Reißzähne ragten aus seinem breiten Maul, seine Pranken hinterließen Abdrücke, in denen ein Kind hätte kauern können, und seine gelben Augen funkelten gierig. Der weißpelzige Mutant -denn das war der Raubpelz, ein monströser Mutant - erinnerte an eine Mischung aus Bär, Walross und Canide. Er war noch größer und schwerer als der massige Mammutwidder, auf dem der Affe und der Wahnsinnige hockten. Polderau japste und stieß schrille Schreie aus, Zorcan Rosch aber saß ganz still im Sattel.
    Jacub riss seinen Widder herum, wollte dem Monster ausweichen, doch es gab kein Ausweichen: Von allen Seiten pflügten nun weiße Raubpelze durch den Schnee den Wall herab. So groß und schwer sie waren, so wendig und schnell bewegten sie sich. Innerhalb weniger Atemzüge hatten sie beide Mammutwidder und ihre Reiter umzingelt. Brüllend und mit gefletschten Zähnen trotteten sie näher.
    Jacub zog sein Schwert. »Wir kämpfen uns den Weg frei, oder wir sterben hier in den Fängen dieser Monster!« Er schrie es, als könnten der Affe und der Krüppel ihn verstehen, er schrie es gegen seine eigene Angst. Dann glitt er aus dem Sattel, hob die Klinge, stapfte den Wall hinauf. Zwei massige Raubpelze äugten ihm entgegen, schwenkten die schweren Schädel und rissen brüllend ihre Rachen auf.
    Eine Melodie erklang auf einmal, zart und lieblich. Flötentöne - sie schwebten über den Schneewall, stiegen in den Winterhimmel und in das blaue Leuchten der Lichterburg hinein. Sofort verstummte das Gebrüll der monströsen Raubpelze. Die massigen Tiere blieben stehen, schnüffelten nach allen Seiten und gebärdeten sich seltsam zahm.
    Jacub von Eyrun wandte sich um. Der Wahnsinnige hatte seine Sattelgurte gelöst und war vom Widder gerutscht. Jetzt saß er im Schnee und spielte auf seiner Flöte. Der Affe umarmte ihn von hinten, hielt ihn aufrecht und drückte sich ängstlich an ihn; er japste heiser und fiepte wie in großer Angst. Jacub traute seinen Augen nicht: Zwei der weißen Riesenpelze standen keine drei Schritte vor Zorcan Rosch, ließen die Schädel hängen, schnüffelten und schienen vergessen zu haben, dass sie eben noch alles verschlingen wollten, was sich bewegte und nach Fleisch und Blut roch. Im Rhythmus seiner Melodie und mit geschlossenen Augen wiegte Zorcan seinen Oberkörper hin und her.
    War das denn ein Traum?
    Jacub blickte über den Flötenspieler und die Raubpelze hinweg in die Ebene. Auch dort geschah Unbegreifliches: Bäume, Gräser und Gestrüpp wucherten aus

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