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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Lichterburg zu stürmen. Nur mit zehn Mann überlebte der Flottenmeister diesen Kampf. Und auch das nur, weil Burgas ihm mit berittenen Albriden zur Hilfe kam. »Doch wenigstens konnten sie einige Jusarikaner töten«, berichtete Sariza. »Und sie haben Nadolphers letztes schwarzes Rohr erobert, mit dem man noch Blitze schleudern kann.«
    Kaltes Schaudern überfiel Bosco. Eine verbotene Waffe in der Hand von Barbaren? Das durfte niemals geschehen! »Wo ist diese Waffe jetzt?«
    »Burgas brachte sie ins Lager der Albriden«, berichtete Sariza. »Maragostes und eine Rotte Krieger verfolgten Nadolpher und seine überlebenden Jusarikaner irgendwo dort unten in diesem wilden Waldstreifen. Der Rotschopf aus Eyrun aber ist längst hinter dem Wall um die Lichterburg verschwunden. Das haben mir geflohene Krieger aus Apenya erzählt.«
    Bosco fasste wieder Zuversicht.
    Als sie das Flusstal im Norden der Ebene erreichten, veränderte sich auf einmal das Licht. Bosco und die Frau hielten ihre Tiere an und sahen zurück nach Süden, dorthin, wo eben noch das prachtvolle Bauwerk geleuchtet hatte: Nichts leuchtete dort mehr. Die Lichterburg war erloschen. Nur das rötliche Licht der untergehenden Sonne fiel noch auf einen leeren verschneiten Ringwall.
    »Was war das, Bosco?«, flüsterte die Frau.
    »Lug und Trug war das«, zischte Bosco verächtlich. »Schöner blauer Schein, und jetzt ist es, was es immer war: Nichts!«
    Sie ritten durch das Flusstal und trieben ihre Tiere am anderen Ufer den Hang einer Hügelkette hinauf. Dahinter lag das Lager der Albriden. Die hatten ihre Zelte und Wagen zu einem in drei Linien gestaffelten Ring angeordnet. In der Mitte erhoben sich die Zelte der Königin und ihrer Hauptleute. Auch hier hatte das plötzliche Erlöschen der Lichterburg die Menschen in helle Aufregung versetzt. Kaum jemand beachtete Bosco und die silberhaarige Frau, als sie von ihren Alkern stiegen.
    Bosco schulterte die schwere Axt. Wie ein Hoffnungszeichen des Lebens erschien sie ihm nun. Aus dem Inneren der Wagenburg hörten sie Schreie. Bosco lauschte. Zwei Frauen schrien dort. Königin Torya schrie vor Wut, die andere unter Schmerzen. Eine böse Ahnung beschlich ihn - er lief zwischen die Zelte und Wagen bis zu dem runden Platz in der Mitte des Lagers. Sariza folgte ihm.
    Nur vier Zelte standen in der Mitte des Heerlagers. Zwischen zweien lag eine nur halb bekleidete, schwarzhaarige Frau im Schnee, zog die Beine an und versuchte ihr Gesicht vor den Schlägen und Tritten Toryas zu schützen. Katanja von Altbergen. Die Königin hieb mit einer Peitsche auf sie ein. Einige Gardisten standen dabei und feixten, unter ihnen der hünenhafte Burgas.
    Bosco stürzte zu Torya und riss ihr die Peitsche aus der Hand. »Tu das nicht!«, fuhr er sie an.
    »Was fallt dir ein?« Sie versuchte, ihm den Peitschenstiel wieder aus der Hand zu winden. »Bist ein Maulwurf wie diese Hexe und wagst es ...?« Unter ihrem Mantel trug sie ein schwarzes Rohr im Gurt - den eroberten Lichtbündler.
    Bosco setzte die Axt ab und schleuderte die Peitsche über Sariza hinweg zwischen die Karren und Zelte. »Komm zu dir!«, zischte er, packte die Königin an den Schultern und hielt sie fest. Ihr Unterkiefer bebte, ihr Blick war der einer Irrsinnigen. »Sie ist unsere Geisel.« Flüsternd beugte er sich an ihr Ohr. »Sie ist dein Pfand für den Goldzeitschatz, begreife doch, Königin! Ihre Gefährten sind zur Lichterburg geritten, der Rotschopf aus Eyrun ist in die blaue Stadt eingedrungen - hast du das nicht gehört?«
    Torya atmete schwer, ihre Lippen waren ein bleicher Strich, ihre Kaumuskeln bebten und ihr Blick versprühte Hass und Verachtung. »In das Gefangenenzelt mit der Hexe!«, zischte sie.
    Bosco bückte sich zur Geprügelten in den Schnee. Er fasste sie unter den Achseln und stellte sie auf die nackten Beine. Katanja von Altbergen blutete aus Mund und Nase, an der Schulter und den Schenkeln war ihre Haut aufgeplatzt. Bis auf ein dünnes Hemd hatten die Gardisten ihr die Kleider vom Leib gerissen. Sie zitterte.
    »Wo sind ihre Kleider?« Bosco blickte in die Menge der Gaffer.
    Mit einem scheuen Seitenblick auf ihre Königin huschte die alte Kammerdienerin zu einem der Wagen und kehrte mit Hosen, Jacke, einem Fellmantel und einem Paar Stiefel zurück. Bosco half Katanja beim Anziehen. Ihre Lippen und Zehen waren blau gefroren, ihr zierlicher Körper bebte. Gemeinsam mit der alten Dienerin führte er sie zu dem kleinen braunen Zelt, auf das die

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