Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
gefiederter Bote an diesem Tag brachte. Als das Durcheinander auf der Lichtung losbrach, war ein Kolk des Außenpostens an der Flussmündung neben ihr auf dem Stein gelandet: Die Außendienstler unten im Tal hatten Fährten von sieben Fremden am Flussufer entdeckt.
    Grittana zog das Pergament aus der Kapsel, entrollte es und las. Die Waldläuferinnen versammelten sich neugierig um ihren Mammutbock. »Eine Gruppe Jäger ist auf mindestens vier Fremde gestoßen«, sagte die Meisterin. »Am Wasserfall, die Kämpfe dauern an. Drei weitere Fährten führen über den Südhang zur Ruine hinauf.«
    Sie zog einen Stift und Pergamentstücke aus der Satteltasche, schrieb knappe Botschaften und reichte sie den Waldläuferinnen. Die rollten sie zusammen, steckten sie in dunkelgrüne Lederkapseln an den Klauen der Kolks und lösten die Riemen, mit denen die Vögel im Zaumzeug festgebunden waren. Die Kolks schwangen sich in die Luft und flogen in verschiedene Richtungen davon. Grittana hieb dem Bock die nackten Fersen in die Flanken. »Weiter!«
    Sie folgten dem Wildpfad bis zu einem Hochplateau. Hier standen die Buchen und Eiben besonders dicht. Der Wildpfad verlor sich im Gestrüpp. Unten, im Steilhang auf der anderen Seite des Bachlaufes, hörte Grittana Caniden kläffen. »Der Erste Wächter des Tores!«, rief eine der Waldläuferinnen. Grittana hielt ihr Tier an und spähte durchs Unterholz: Tondobar überquerte eben den Bach. Die Schnauze im Unterholz, lief sein alter Hütedogger schon den Hang herauf. Jäger, Waldläuferinnen, Reitböcke und kleine Jagdcaniden folgten dem Ersten Wächter des Tores. Auch einen ihrer Schüler entdeckte Grittana unter den bewaffneten Männern und Frauen: den kahlköpfigen Junglehrer Weronius.
    Grittana und die Waldläuferinnen warteten, bis Tondobar den Hang bis zu ihnen herauf gestiegen war. Die Angst um sein Töchterchen hatte seine Miene in Kalkstein verwandelt. Grittana berichtete von den Nachrichten des Kolks. »Ich habe Botschaften verschickt«, schloss sie. »Verstärkung müsste schon unterwegs zum Wasserfall sein. Auch Lundis weiß Bescheid.«
    Lundis war die Zweite Wächterin des Tores. Während eines Ausnahmezustandes folgte sie nach Tondobar und der Meisterin als Dritte in der Bergstadthierarchie. Der Ratsälteste - zu jener Zeit war das der alte Vogelkundler Linderau - und die restlichen Ältesten hatten sich um die Mütter, Kinder, Schwangeren, Kranken und Greise in der Bergstadt zu kümmern.
    »Gut«, sagte Tondobar heiser. »Und die Fährten führen nach Süden?«
    Mit ihrer Armbrust deutete Grittana nach Süden und nickte. »Auch die deiner Tochter. Sie ist zur Ruine gelaufen.« Sie sah Tondobar schlucken, sie sah das leichte Zittern seiner Unterlippe. Seine Tochter Katanja in den Händen feindlicher Späher? Bei dieser Vorstellung schnürte es auch Grittana die Kehle zu.
    Die Jägerinnen ließen ihre Jagdcaniden von den Ketten; kläffend stürzten die Tiere sich ins Unterholz. Alle hasteten hinter ihnen her. Nur Tondobar und die Meisterin wussten, dass sich in der Ruine manchmal eine Zeitfuge auftat.
    Grittana trieb ihren Mammutbock an. Bald galoppierte sie neben Tondobar an der Spitze des Suchtrupps hinter den Caniden. Minuten später entdeckte sie das alte Gemäuer zwischen Buchenstämmen und Eibengeäst. Ein Farnfeld umgab es. Die Meisterin spürte auf einmal die Nähe von Fremden. Sie hielt ihren Bock an und lauschte ins Farn. Ein Geist, der ihr nicht vertraut war, dachte und fühlte ir-gendwo dort im grünen Dickicht. Über ihre Schulter griff sie zum Köcher. Sogar mehr als nur ein Fremder näherte sich aus der Ruine!
    Sie konnte ihre erregten Gedanken ertasten. Grittana spannte einen Pfeil in ihre Armbrust.
    Drei Männer sprangen aus dem Farnfeld. Einer machte sofort kehrt, als er die Caniden sah, zwei blieben stehen und hoben ihre Klingen. Südländer, Grittana sah es auf den ersten Blick; einer blutete aus Bisswunden, der andere war groß und von abstoßender Hässlichkeit. Sie verständigten sich mit knappen Zurufen.
    Die Meisterin begriff sofort: »Sie wollen die Flucht des anderen decken!« Sie legte die Armbrust an. Tondobar stieß einen Ruf aus, und die Jagdcaniden gingen auf die Fremden los. Die Hälfte der Jäger und Waldläuferinnen stürmte nach zwei Seiten in den Wald, um den flüchtigen Südländer zu verfolgen. Die anderen griffen die von den Caniden bedrängten Männer an.
    Der erste Pfeil aus Grittanas Armbrust zischte über sie hinweg und traf den

Weitere Kostenlose Bücher