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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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entstellten Hünen mitten in der breiten Stirn. Er wankte nicht einmal, hieb einfach weiter mit dem Schwert nach den Caniden und trat um sich.
    Tondobar stieß einen halb wütenden, halb verzweifelten Schrei aus und warf sich mit blanker Klinge den beiden Südländern entgegen. Wie von Sinnen drosch er auf sie ein. Noch bevor seine Jäger ihn eingeholt hatten und unterstützen konnten, lag schon einer der beiden Fremden schwer getroffen am Boden. Tondobars alter Hütedogger drängte sich zwischen seinen Herrn und den entstellten Hünen, sprang ihn an und biss ihm die Kehle durch. Der andere wälzte sich röchelnd im Unterholz; ihn packten die Jagdcaniden an Armen und Waden und hielten ihn knurrend fest.
    Weronius stürzte sich auf ihn, schlug ihm die Faust gegen die Schläfe, riss ihn hoch und warf ihn auf den Bauch. »Wo ist das Mädchen?«, brüllte er. Der verletzte Mann schrie vor Schmerzen, als der schwere Kahlkopf sich auf seinen Rücken kniete und ihm die Hände fesselte. »Wo ist es?«
    Grittana stieg aus dem Sattel. An Tondobars Seite und die Armbrust im Anschlag eilte sie zur Ruine. Der alte Hütedogger sprang an ihnen vorbei und verschwand im Farn. Kurz darauf hörten sie ihn winseln.
    Sie drangen ins Farnfeld ein. Nach wenigen Schritten sahen sie den alten Hütedogger über dem blutenden Kadaver jenes Jungcaniden stehen, der mit dem Mädchen gelaufen war und der auf »Polder« gehört hatte. Er stieß ihm winselnd die Schnauze in Kehle und Flanken.
    »Katanja?«, hörte die Meisterin Tondobar flüstern. Ein Eiszapfen bohrte sich in ihre Brust. »Katanja!« Jetzt schrie Tondobar den Namen seiner Tochter in den Wald hinein. »Katanja!« Wie ein waidwunder Flussauenbulle brüllte er - die Angst um seine Jüngste überwältigte ihn.
    »Nicht so laut«, sagte plötzlich eine Stimme aus dem Halbrund des Gemäuers irgendwo hinter dem Farn. Katanjas Stimme.
    Grittana und Tondobar stürzten in die Richtung, aus der sie tönte - Katanja hockte vor der alten Eibe und streichelte das Lamm auf ihrem Schoß. »Nicht so laut, das mögen sie nicht.« Sie legte den Zeigefinger auf die Lippen und bückte halb ängstlich, halb suchend hinter sich.
    »Katanja!« Tondobar brüllte ihren Namen hinaus und mit ihm seine Erleichterung. »Meine kleine Katanja!« Sein Gebrüll hallte von den alten Mauern und aus dem halbdunklen Saal des Waldes wider. Er lief zu seiner Tochter, warf sich auf die Knie und nahm ihren Kopf zwischen die Hände. »Haben sie dir nichts getan, mein Kleines?« Er bedeckte ihr schmutziges Gesicht mit Küssen. »Bist du gesund ...?« Tränen erstickten seine Stimme.
    Grittana hätte singen mögen vor Glück.
    »Einer wollte mich in seinem Netz fangen.« Katanja drückte den Kopf und die Hände ihres Vaters weg. »Die fremden Männer suchen den Schatz, nicht wahr?« Sie schlang die Arme um das Lamm, denn es wollte entwischen. »Sie sind ziemlich böse, sie nennen uns >Maulwürfe<.«
    Tondobar nahm seine Tochter und das Lamm auf die Arme und stand auf.
    Die Meisterin trat zu ihnen. »Wie kommt es, dass sie dich nicht entdeckt haben, Kindchen?« Sie strich der Kleinen über die Locken. »Sie kamen doch aus dem Farnfeld?«
    »Sentuya hat mich beschützt.«
    »Bitte?« Grittana runzelte die Stirn. »Wer hat dich beschützt?«
    Katanja drückte ihr Gesicht ins schwarze Fell des Lammbocks. »Sentuya und einer, den Sentuya >Sakrydor< genannt hat«, murmelte sie in das Fell hinein.
    Grittana blickte erschrocken zum Vater des Mädchens. Aus schmalen Augen spähte Tondobar nach links und nach rechts. Die Meisterin meinte sehen zu können, wie ihn fröstelte.
    Später ritt Katanja mit ihr auf dem Mammutbock. Das schwarze Lamm hielt sie fest, als wollte sie es nie wieder freigeben. Tondobar führte das gehörnte Reittier. Links und rechts schritten die Jäger und Waldläufer und Weronius. Der Lehrer sang eine Dankeshymne, die anderen stimmten nach und nach mit ein.
    Den verletzten Gefangenen hatten sie auf den Bock des Ersten Jägers gebunden. Der Mann - er hatte sechs Finger an jeder Hand -blutete stark, und es blieb gar keine andere Wahl, als ihn mit in die Bergstadt zu nehmen, wenn man sein Leben retten wollte. Und das musste man, denn Grittana würde seinem Geist entreißen müssen, was seine Zunge gewiss verschweigen würde.
    Wer hatte ihn und seine Gefährten geschickt? Was suchten Späher hier im Bergland am Ostufer des Großen Sees? Von den Antworten auf diese Fragen konnte Altbergens Zukunft abhängen.
    Die

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