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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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fremden Männer suchen den Schatz, nicht wahr? Während des Heimweges zur Bergstadt grübelte Grittana über die Worte des Kindes. Hatte Katanja nicht schon Stunden zuvor, auf der Lichtung, von einem Schatz gesprochen? Aber ja! Da sucht jemand einen Schatz, hatte sie behauptet. Doch weder ihr Vater noch Grittana selbst hatten diesen scheinbar gedankenlos dahergeplapperten Worten irgendwelche Bedeutung beigemessen. Ein Fehler!
    Da sucht jemand einen Schatz ... sie nennen uns Maulwürfe ...
    Jetzt fröstelte Grittana: Auf einmal erschien es ihr denkbar, dass die Südländer tatsächlich einen »Schatz« in den Waldhängen von Altbergen gesucht hatten - oder wenigstens den Weg zu diesem Schatz: zum Goldzeitschatz nämlich, oder zum Erbe der Goldzeit, wie manche Überlieferungen ihn nannten.
    In den Legenden der Waldstämme des Mittelwildlandes und der Ufersiedler am Großen See und entlang des Großen Stromes galt das Erbe der Goldzeit einfach nur als unvorstellbar wertvoller Schatz. Der Ort, an dem er verborgen lag, hieß in ihren Legenden Lichterburg. Manche alte Geschichten vermuteten diese Burg irgendwo an den Küsten jenseits des Westmeeres. Andere Überlieferungen wiederum wussten die Lichterburg im Südland oder sogar in den unbekannten Weiten des Festlandes jenseits des Kleinen Südmeeres, in der fernen Südwildwelt. Wo die Lichterburg wirklich lag, wussten zu jener Zeit nur drei Menschen. Alle drei lebten in Altbergen.
    Sollte also irgendwo im Südland eine Macht sich erhoben haben, die den Goldzeitschatz suchte, dann würde sie mit ihrer Suche dort beginnen, wo sie eine unterirdische Stadt vermutete; eine Goldzeitburg, wie die Legenden der Waldstämme und Ufersiedler Berg- und Erdstädte wie Altbergen nannte. Und nannten manche Barbaren die Bewohner solcher unterirdischen Städte nicht Maulwürfe? Wer immer die Späher geschickt hatte - möglicherweise hatte er diesen einfachen Männern gegenüber von »Maulwürfen« und von einem »Schatz« gesprochen.
    Konnte es denn Zufall gewesen sein, dass Tondobars Tochter ebenfalls von einem Schatz geredet hatte? Einer der frühen Chronikbände von Altbergen erwähnte das Erbe der Goldzeit. Er enthielt auch die Karte mit dem Weg zur Lichterburg. Nur die Angehörigen des Rates durften die Aufzeichnungen lesen; aus Sicherheitsgründen.
    Wie also hatte das Mädchen von einem Schatz plappern können? Woher kannte sie die verächtliche Redeweise von den Maulwürfen? Grittana fand nur eine Erklärung: Katanja besaß die Gabe. Einer der Kundschafter hatte sich bis an die Lichtung herangeschlichen, und Katanja musste seine Gedanken gespürt haben!
    Sie ist mit der Gabe gesegnet... Seit sie Meisterin war und die Sozietät ihr ihre Kinder anvertraute, hatte Grittana gehofft, eines Tages ein Kind mit der Gabe zu entdecken. Und jetzt war es geschehen!
    Sie blickte auf den kleinen Lockenkopf vor sich auf dem Sattel hinunter.
    »Polder ist in die Andere Welt gelaufen, liebes Lamm.« Katanja liebkoste das Böckchen und sprach flüsternd mit ihm. »Nicht traurig sein, mein Kleines, jetzt müssen wir beide aufeinander aufpassen, nicht wahr?« Sie hielt dem Lamm ihre Milchflasche vor die Schnauze, und tatsächlich begann das Tier zu saugen. »Du weißt ja, dass du jetzt für immer mir gehörst, mein Kleines, Sentuya hat dich mir geschenkt, das weißt du doch, nicht wahr?«
    Sie hat die Gabe, und sie ist einem der Anderen begegnet...
    Über achtzig Winter hatte die Meisterin schon kommen und gehen sehen, und nicht allzu viel gab es mehr, das sie ernsthaft hätte erschüttern können. Doch jetzt schlug ihr das Herz im Hals, und sie blickte hoch in die Wipfel der Bäume, wo das Abendrot am Himmel leuchtete. »Wir haben einen Schatz gefunden«, sagte sie leise.
    Tondobar hörte es und blickte sich nach ihr um. Erschütterung spiegelte sich in seiner bleichen Miene, und auch wenn er nicht antwortete - in seinen Augen las Grittana, dass er die Bedeutung dieses Tages erfasste.

Kapitel 10
    Die See war ruhig. Viel ruhiger als Torya es erwartet hatte.
    Hohe Wellen hatte die Prinzessin erwartet, ein tobendes Meer und schwarze, zerrissene Wolken, die ein heulender Sturm über den Himmel jagte. Anders wollte sie sich die Bestattung eines mächtigen Königs nicht vorstellen. Und nun war die See ruhig. So unbewegt und still wie die Menschen an Bord. Unheimlich, wie still alles zuging.
    Hoch über den Segelmasten der anderen Schiffe flogen zwei große weiße Vögel von Osten heran. Ohne Eile bewegten

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