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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Miene. Er missfiel Torya auf Anhieb. Sie prägte sich sein Gesicht ein. Vermutlich würde sie dereinst Krieg gegen ihn führen müssen.
    Als Nächster erwies ein Stammesführer von der Westküste dem König die letzte Ehre, ein bärtiger, krummbeiniger, grobschlächtiger Krieger namens Walliser, der während der ganzen Zeremonie grimmig nach allen Seiten äugte, als wähnte er sich von lauter Feinden umgeben. Ein Räuberhauptmann im Grunde, doch Gulwyon hatte das Bündnis mit ihm gegen den Willen des Hofmarschalls bei Toryas Vater durchgesetzt, weil Wallisers wilde Krieger die Fischerdörfer und die Handelsroute an der Westküste seit vielen Wintern erfolgreich gegen die Tiefländer verteidigten.
    Die Reihe der Trauergäste und ihre Beileidsphrasen wollten kein Ende nehmen. Namen und Worte und Gesichter rauschten an Torya vorbei. Wieder und wieder wanderte ihr Blick zu ihrem toten Vater. Er lag leicht erhöht auf einem Holzstoß, und man hatte ihm die Hände über der Brust gefaltet. Sein Bauch, die wächsernen Finger und seine graublaue Nase ragten aus dem Reisig und über den Bootsrand. Von seinen Zwillingen hatte er immer dem wenige Minuten vor Torya geborenen Albus den Vorzug gegeben. Seit sie denken konnte, hatte Torya sich nach der ausgleichenden Liebe einer Mutter gesehnt. Die Königin jedoch war bei der Geburt der Zwillinge gestorben.
    Und nun lebte auch Toryas Vater nicht mehr. Er war in einen rostigen Nagel getreten und an einer Blutvergiftung gestorben. Die Sonne, die ihm ins Gesicht schien, erwärmte ihn nicht mehr; die Ehrungen, die man ihm in dieser Stunde entgegenbrachte, erfreuten ihn nicht mehr; ob sein Sohn oder seine Tochter nach ihm den Thron von Albridan besteigen würde, berührte ihn nicht mehr. Das waren die Worte des Magiers gewesen, als sie an seinem Sterbebett Pläne für die Zukunft geschmiedet hatten; und Torya glaubte ihrem Lehrer.
    Endlich hatten sich sämtliche Gäste vor dem Toten und seinen Kindern verneigt und damit ihre Loyalität Albridan gegenüber zum Ausdruck gebracht. Wie ein Mann drehten sich jetzt die Thronritter um und wandten sich ihrem verstorbenen König zu. Der Fackelträger, der Hofmarschall und Albus traten vor das Beiboot mit dem Toten. Wieder ertönten die Fanfaren.
    Vier Thronritter ließen das Beiboot zu Wasser. Der Kapitän befahl, den Anker zu lichten und die Segel zu hissen, der Steuermann trat ins Ruderhaus. Kurze Zeit später nahm das Flaggschiff Fahrt auf, das Beiboot mit dem Toten blieb zurück. Als es bereits zweihundert Schritte entfernt auf den Wellen schaukelte, reichte der Hofmarschall seinem Zögling Albus einen Bogen. Wer dem König auf den Thron folgte, hatte das Boot mit seinem Leichnam zu entzünden.
    Krönung und Thronbesteigung waren für den nächsten Neumond vorgesehen. Die Bitterkeit, mit der Torya dem Fest entgegensah, hielt sich in Grenzen. Albus sollte ruhig König von Albridan werden, ja, doch wie lange er König von Albridan blieb, das würde sie entscheiden; sie und ihr Vertrauter Gulwyon.
    Albus entzündete die mit Öl getränktem Stoff umwickelte Spitze eines Pfeils, zielte sorgfältig und schoss ihn auf das Boot mit dem Toten ab. Torya glaubte ein Raunen aus der Menge zu hören, als der Pfeil im Wasser erlosch. Sie selbst hielt den Fehlschuss für ein gutes Omen; ihre Miene jedoch blieb unbewegt.
    Albus' Rechte zitterte, als er einen neuen Pfeil in die Sehne legte. Der Hofmarshall entzündete ihn. Torya glaubte zu spüren, wie die versammelte Trauergesellschaft den Atem anhielt. Der Prinz spannte den Bogen, zielte und schoss: Der zweite Brandpfeil zischte durch die Luft, fuhr ins Reisig neben dem Toten, und drei Atemzüge später brannte das Boot lichterloh.
    Endlich stellten die Fanfaren ihren ohrenbetäubenden Lärm ein. Schweigend beobachteten Männer, Frauen und Kinder die sich langsam entfernenden Flammen. Albus trat wieder neben Torya. Er nahm ihre Hand und drückte sie. Torya hörte ihn leise schluchzen. Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel. Angst drückte ihr plötzlich das Herz zusammen; Angst und die vage Ahnung eines Verhängnisses, das sie heimsuchen könnte.
    Auf den Mastspitzen saßen zwei große weiße Vögel.

Kapitel 11
    Die Festung lag unterhalb der Steilküste. An ihrer Rückseite ragte eine Felswand gut sechzig Meter hoch auf, und in einigen Höhlen dort wohnten Menschen; das hatte Bosco schon von Bord aus mit dem Binocular entdeckt. Die Festungsmauer war drei Speerlängen hoch und bildete

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