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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zusammen mit der Felswand ein Dreieck von knapp drei Speerwürfen Seitenlänge. Hinter diesen Mauern lebte angeblich ein Mann, der wusste, wo Tikanum lag.
    Bosco wäre längst geflüchtet: Die kriegerischen Fremden, ihre qualmenden und von stampfendem Lärm erfüllten Schiffe und die zahllosen eingesperrten Vögel an Bord waren ihm unheimlich, die strenge Disziplin unter dem Regiment des Eisernen widerte ihn an, und dann das Mädchen: Himmel, wie sehnte er sich nach dem Mädchen! Doch er wollte den Mann sehen, der angeblich über die Sozietät Bescheid wusste; falls es ihn gab, musste er ihn daran hindern, die Erdstadt zu verraten. Irgendwie.
    Zweihundert Schritte vor der starken Mauer jener Küstenfestung warteten sie - die Krieger des Eisenriesen, die Männer aus Chiklyo, die Fischer und Jäger aus den unterworfenen Küstendörfern und Bosco mitten unter ihnen. Aus der Größe der Steinquader schloss er, dass geschickte Mechaniker und Baumeister in der Festung leben mussten, denn allein mit Menschenkraft hätten die Bewohner derart schwere Blöcke kaum zu dieser hohen Mauer übereinanderschichten können. Und noch etwas verrieten ihm die großen, sorgfältig bearbeiteten Blöcke: Die Begegnung mit diesen Küstensiedlern hier würde weit weniger friedlich verlaufen als die meisten anderen seit dem Aufbruch aus Chiklyo einen Mond zuvor.
    Der Cabullo der Festung nannte sich »Fürst«. Und die Wächter auf dem Wehrgang gebärdeten sich wie Cabullos. Zuerst gaben sie sich wortkarg, dann ließen sie mit der Aufforderung, den Wegezoll hineinzulegen, einen Korb herab. Danach verspotteten sie den obersten Wildsaujäger wegen seiner verkrüppelten Nase, bevor sie endlich ankündigten nachzusehen, ob ihr »Fürst« Zeit hatte.
    »Was wollt ihr?«, rief eine halbe Stunde später ein grobschlächtiger Bursche von kaum dreißig Sommern vom Wehrgang des Tores herab.
    »Dashirin schickt uns, der einzige Gott«, übersetzte der jüngste Bruder des Cabullos von Chiklyo die Worte des Primoffiziers. »Öffnet das Tor, dann können wir in Ruhe über seinen Willen und die Zukunft eurer Siedlung sprechen.«
    »Verpisst euch!«, zischte der sogenannte Fürst von der Mauer herab, und so nahm das Verhängnis seinen Lauf.
    Gleich in der dritten Siedlung, viel weiter oben im Norden, hatte ein Cabullo auf einem Zweikampf mit dem Eisernen bestanden. Der Mann hielt sich für den größten Schwertkämpfer der Welt - bis ihm der schwarze Riese den Schädel bis hinunter zum Brustbein spaltete. Als dann die Männer seiner Sippe schwer bewaffnet und wutentbrannt aus der Siedlung stürmten, schmetterte eine unsichtbare Kraft sie nieder. Den Rest besorgten die Caniden des Eisernen und die Vögel aus seinen Unterdeckvolieren. Danach hatten die Siedler sich von ihrer unterwürfigsten Seite gezeigt.
    Die Eroberung aller anderen Siedlungen und Dörfer - dreizehn bis zu diesem Morgen - verlief ohne Blutvergießen und immer gleich: Entdeckten sie eine Siedlung an der Küste, ließen sie vier große Ruderboote zu Wasser und ruderten mit achtzig Mann an Land; der schwarze Eisenriese, seine Caniden und zwei Rotmäntel folgten in einem kleineren Beiboot, wenn die anderen schon im Begriff waren, die Siedlung zu umzingeln; einer der Rotmäntel verhandelte mit den Siedlern, wobei ihn der jüngste Bruder des Cabullos unterstützte, indem er die Großzügigkeit der Fremden lobte, von den Gesetzen ihres Gottes Dashirin schwärmte oder ihre Wunderwaffen pries. Vielleicht waren die Cabullos dieser Siedlungen vernünftige Männer, vielleicht überzeugte sie auch einfach nur der Anblick der Rauchsäulen über den beiden wuchtigen Viermastern oder der des Eisenmannes und seiner Bestien; jedenfalls konnten die Truppen des Eisernen und die Männer aus Chiklyo beinahe jede Siedlung ohne nennenswerte Gegenwehr einnehmen.
    Danach schlugen sie ihr Lager darin auf, in der Nacht wurde jeder Bewohner nach Tikanum befragt, und am nächsten Tag las ein Rotmantel aus den Sprüchen Dashirins vor, und der Eisenmann hielt seine unmissverständliche Rede. Wenn sie spätestens am vierten Tag weiterzogen, nahmen sie Proviant und mindestens zehn neue Kämpfer mit und ließen zwei bis vier Krieger des Eisenmannes zurück. Manchmal auch mehr, je nach Größe der Siedlung.
    Jetzt aber roch es nach Krieg.
    Der Primoffizier und der Oberste der Wildsaujäger machten kehrt und marschierten am Belagerungsring vorbei zum Strand, wo der schwarze Eisenriese mit seinen Caniden und einem alten Fischer

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