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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Pfeilen hinter sich blickte, sah Bosco den Eisenriesen reglos vor dem Rinkuda-Stier zwischen seinen Caniden knien. Hinter seinen Sehschlitzen loderte blau-violettes Feuer. Musste er die Mutanten berühren, um seine unerklärlichen Kräfte entfesseln zu können? Ein Kälteschauer lähmte Boscos Glieder und Gedanken.
    Die Gestürzten richteten sich aus dem Staub auf.
    »Das ist er!« Wieder schrie der greise Fischer. »Der einäugige Kahlkopf, das ist er ...!«
    Der Festungsfürst brüllte seine Befehle vergeblich - sie gingen im heulenden Lärm des nächsten Geschosses und im anschließenden Donner unter. Diejenigen seiner Männer, die noch nicht im Staub lagen, machten längst kehrt und flüchteten zurück in die Festung, auch der einäugige Kahlkopf. Die Schwarzmäntel des Eisernen, seine Vögel und die Männer aus Chiklyo und den Küstendörfern verfolgten sie. »Macht sie nieder!«, übersetzte der oberste Wildsaujäger die Befehle des Rotmantels. »Macht sie nieder, aber rührt den Einäugigen nicht an! Wir brauchen ihn lebend!«
    Nur diesen einen Mann fasste Bosco ins Auge, als er hinter den Flüchtenden herrannte, den Mann mit der Augenklappe. Er ließ den Bogen fallen und riss seine Klinge aus der Rückenscheide. Wie weggeblasen seine Angst, einzig kalter Wille trieb ihn voran: Niemals durften diese Schlächter Tikanum finden! Er überholte sämtliche Kampfgefährten, trieb mit gellenden Pfiffen einen Schwarm Kampfvögel auseinander, stürmte als Erster durchs Festungstor, rannte an Lehmhäusern vorbei und sah, wie der Kahlkopf eine der vielen Leitern zu einer der zahlreichen Höhlen hinaufkletterte. Bosco zögerte keinen Augenblick: Als er die Felswand erreichte, steckte er das Schwert in die Rückenscheide, packte die Holmen einer Leiter und kletterte nach oben.
    Nicht lange danach stand er dem Einäugigen im Halbdunkeln einer Höhle gegenüber.
    »Wer bist du?«, keuchte der Mann. Er rang nach Luft.
    Bosco hob die Fackel, die er am Höhleneingang von der Wand gepflückt hatte. Der andere sollte sein Gesicht sehen. »Du weißt, wer ich bin.« Auch sein Atem flog. Viele Speerwürfe weit hatte er den Mann durch das Höhlensystem verfolgt. »Erinnerst du dich?«
    Der Kahlkopf antwortete nicht.
    »Ich war dreizehn damals ...«
    Irgendwo in der Tiefe des Höhlenlabyrinths glaubte Bosco, Brandung rauschen zu hören. Schritte und Fackelschein näherten sich hinter ihm. »Hast du ihn, Bosco?« Ein Sohn des obersten Wildsaujägers. »Gut gemacht!« Seine Stimme hallte durch den Höhlengang, der Schrittlärm verstummte, Bosco hörte rasselnde Atemzüge hinter sich. »Keine Angst, Mann!«, rief der Neffe des Cabullos, ein tollkühner Jäger mit sechs Fingern an jeder Hand. »Wenn du die aus Tikanum kennst, bist du gerettet, Mann! Wenn du uns zur Stadt der Maulwürfe führst, wird keiner dir ein Haar krümmen!«
    Die Gestalt des Kahlkopfs straffte, seine Miene entspannte sich. Er schluckte, mied den Blickkontakt mit Bosco und flüsterte: »Wirklich?«
    Der Sohn des obersten Wildsaujägers bestätigte wortreich.
    Der Einäugige richtete sich auf. »Und was soll ich tun?«
    Eisige Kälte kroch jetzt durch Boscos Schädel.
    »Komm zu mir!«, rief der Wildsaujäger. »Ich bring dich zum Subkommander! Wenn du ihm den Weg nach Tikanum zeigst, hast du für den Rest deines Lebens ausgesorgt!«
    Der Einäugige setzte sich in Bewegung. Der Schein von Boscos Fackel riss sein Gesicht aus dem Halbdunkel. Bosco erkannte die Hoffnung in seinen Zügen und zog seine Klinge. Er bereute, ihn damals nicht am Bergsee liegen gelassen zu haben.
    »Glaub ihm nicht«, raunte er ihm zu, als nur noch zwei Schritte sie trennten.
    Der Kahlkopf hörte nicht, ging weiter, wollte leben, natürlich, wollte sich an ihm vorbeidrücken.
    Bosco versperrte ihm den Weg. »Der hier!« Der Mann versuchte, ihn zur Seite zu schieben. »Der hier kennt den Weg nach Tikanum viel besser als ich!« Bosco stieß ihm sein Kurzschwert unter den linken Rippenbogen. Der andere verstummte und brach seufzend zusammen.
    Bosco schlug das Herz in der Kehle.
    »Was hast du getan, du Bastard?«, schrie der Neffe des Cabullos.
    Bosco rannte los, tiefer in den Höhlengang hinein.
    »Jetzt durchschau ich dich!«, brüllte es hinter ihm. »Du bist ein verdammter Maulwurf!«
    Bosco rannte, bis er im Ausgang einer Grotte stand. Unter ihm brandeten Wogen gegen den Fels, das Meer schäumte und kochte. Zu springen hätte seinen Tod bedeutet. Er machte kehrt, suchte nach einem anderen

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