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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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ist nackt - ein sehniger, nahezu kindlicher Fuß -, ihr linker Fuß ist eine schwarze, ledrige Vogelklaue. »Die langen Wanderungen durch die Sonnenkreise haben deinen Blick getrübt, du kannst nichts Schönes mehr an den Flüchtigen entdecken.« Sie steckt die Glaspyramide zurück in ihr Kleid.
    »Du vielleicht? Siehst du Schönes? Siehst du sie etwa, die Göre? Ist nicht aufgebrochen, hat gekniffen! Brauchen nicht länger zu warten.«
    »Gib Ruhe, Sakrydor ...!« Die Frau legt die Hand über die Augen, denn die Sonne strahlt heller jetzt. Sie sieht das Boot mit den Männern in den Dunst eintauchen, sie sieht zwei große weiße Vögel über sich hinweg schweben und zur Landung ansetzen, und sie sieht die Segel eines Zweimasters aus dem Osten herangleiten. »Gib endlich Ruhe, garstiger Kobold! Ich sehe sie!«
    »Glaub ich nicht. Glaub ich erst, wenn ich ihren schwarzen Lockenkopf an Bord erkenne.«
    Von Norden flattert wieder ein großer Schwarm Sperlinge heran, die zwitschernden Vögel verteilen sich auf den Wracks. Auch weitere Seegreife sind inzwischen auf den Mastspitzen gelandet. Der Wind bläst kräftiger, der See wird unruhiger, Wellen schlagen gegen die Bordwände der Wracks. Masten, Türme, Brücken und Galionsfiguren schaukeln plötzlich sanft auf und ab. Das Tschilpen der Sperlinge und der Gesang der Vögel in den Bäumen und Büschen verstummt. Die Kolks und die Möwen auf der anderen Seite der Wrackinsel fliegen schreiend nach Norden, und auf dem Ausguck des Wracks in der Mitte der Totenschiffe landet wieder ein Greifenpaar. Die schillernden, schuppigen Wesen mit den Schädelflossenkämmen hocken überall auf den benachbarten Wracks hinter der Reling und blicken stumm auf den See hinaus. Der Große mit den Silberschuppen verharrt reglos und allein auf der Heckreling.
    Zwei Gestalten stehen plötzlich vor dem Ruderhaus - weißes Langhaar, weiße Pelzmäntel, blasse Haut, uralte rötliche Augen. »Alles geschieht, wie es geschehen muss«, sagt die eine.
    Die andere deutet hinaus auf den See, wo im Westen die Konturen eines Zweimasters sich aus dem Morgendunst schälen. »Da segelt sie, Katanja von Altbergen! Ein blonder Schönling ist bei ihr und ein Dicker, der unter ihnen als Lehrer gilt.«
    »Eine Schande!«, krächzt es aus dem Ruderhaus. »Eine Schande, dass ein junges Ding uns den Platz auf diesem schönen Planeten retten soll.«
    »Du redest und redest, Sakrydor, und sagst doch niemals etwas Neues.« Die rothaarige Frau auf dem Ruderhausdach beobachtet das viele hundert Schritte weit vorbeigleitende Segelschiff. »Was sollen wir gegen die Menschen ausrichten? Was sollen wir für sie ausrichten? Die Flüchtigen müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, wir können sie nur begleiten.«
    »Frag Uquarin!«, kräht es aus dem Ruderhaus. »Frag den Silberschädel und seine Wassermänner! Haben sie gerade etwas gegen die Vorwitzigen ausgerichtet oder nicht? Frag sie!«
    »Jeder hat seinen eigenen Kopf«, sagt Sentuya. »Wir dürfen uns schützen, doch wir sollten ihnen nicht schaden. Wir dürfen den Flüchtigen den Kampf nicht abnehmen, aber wir dürfen sie begleiten.«
    »Hört nur das gute Herzchen!«, krächzt der unterm Dach. »>Nicht schaden, nur schützen, nur begleiten< - hört, hört!«
    »Und wer von uns wird Katanja von Altbergen begleiten?«, fragen die beiden Weißen wie aus einem Munde. »Wer wird auf sie achten, sie hüten?« Sie blicken hinauf zu der Rothaarigen auf dem Ruderhaus und hinter sich zu dem Silberschuppigen.
    »Ich«, krächzt es aus dem Ruderhaus. »Jetzt bin ich mal dran!«
    »Ich lache gleich«, sagt die Frau auf dem Ruderhaus. »Bleib, wo du bist, Sakrydor! Bleib Zuschauer aus dem Dunkeln, da kannst du deiner Gehässigkeit frönen. Die aus Altbergen haben Besseres verdient als dich.«
    »Geplapper! Freches!« Eine krumme, dürre Gestalt zwängt sich aus der Luke des Ruderhauses, bucklig, kahlschädelig und in schmutziges, graues Leder gehüllt. »Werd sie begleiten, sag ich!«
    »Deine Menschenfreundlichkeit wird sie umbringen, Sakrydor!«
    Die Rothaarige auf dem Ruderhausdach stampft mit dem Klauenfuß auf und schüttelt die Fäuste.
    »Bin der Älteste, hab sie kommen und gehen sehen, die Geschlechter der Goldzeit und die davor und die danach. Werd das junge Ding begleiten!« Die verwachsene Gestalt schaukelt zur Reling, hängt sich über sie und späht zu dem Zweimaster mit den geblähten Segeln hinüber. »Lange Fahrt hat es vor sich, das Täubchen, scheußlich

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