Die Tochter Der Goldzeit
haarig und muskelbepackt.
»Verschwinde«, fuhr Torya ihn an.
Er murrte, versuchte zu feilschen, doch als ihre Augen sich zu Schlitzen verengten, stand er endlich auf und zog sich an. Burgas wäre nicht der erste Liebhaber gewesen, den Torya in den Kerkerkeller oder gleich auf den Meeresgrund schickte.
Sie beobachtete ihn ihm Spiegel des Frisiertisches, während er sein Schwert gürtete. Groß und stark war er und doch nur zweite Wahl.
Geborgen und gesättigt fühlte sie sich nur in den Armen ihres Ersten Throngardisten, nur bei Taydal. Doch dem musste sie zuletzt befehlen, sie in ihrem Schlafgemach zu besuchen. Und seit zwei Monden weigerte er sich beharrlich. Nicht einmal die Liebestropfen halfen mehr, die sie ihm heimlich in den Wein träufelte, jedes Mal, wenn sie ihn empfing. Sein Herz gehörte einer anderen.
Burgas, der Zweite Throngardist, grüßte und trollte sich. Torya drehte sich nicht einmal nach ihm um. Missmutig betrachtete sie die Frau im Spiegel. Herbe, bittere Züge sah sie. Das gefiel ihr nicht. Sie bürstete ihr Haar, färbte Lippen und Wimpern, probte ein Lächeln. Und da war sie wieder: die schöne Frau mit dem ebenmäßigen Gesicht und dem großen Mund, um den ein spöttischer Zug lag.
Die schöne Frau mit den Smaragdaugen, in denen die Wachsamkeit einer Katze glühte.
Die von der Dienerin gemeldeten Gardisten hatten Taydals Geliebte aufgespürt. Angeblich plante ihr Erster Throngardist, sie in den nächsten Monden zur Frau zu nehmen. Das Weib musste vorher vom Erdboden verschwinden!
Torya schlüpfte in einen schwarzen Mantel. Man musste sie nicht gleich erkennen. Neben dem Frisiertisch hängte sie ein Porträt ihres Vaters ab, des Königs Ybert. Fugen eines kleinen Schrankes wurden sichtbar und ein Schloss. Sie kramte einen kleinen Schlüssel aus ihrem Kleid und öffnete ein eisernes Türchen in der Wand. Dutzende von Amphoren, Fläschchen und Dosen standen in drei tiefen Fächern. Eine Amphore nahm sie heraus und steckte sie in die Manteltasche. Danach verschloss sie das Schränkchen, hängte wieder das Bild davor und verließ ihr Schlafgemach.
Sie stieg zum Erdgeschoss des Palastes hinunter. Dort zog sie sich die schwarze Kapuze des Mantels über das blonde Haar. Im Seitenflügel, in dem die Stallungen untergebracht waren, huschte sie zu den Räumen, in denen die Stallknechte aßen und schliefen. Vor einer der Türen stand die alte Dienerin und nickte ihr zu. Wortlos huschte Torya an ihr vorbei und betrat den kleinen Raum. Ein Kaminfeuer brannte darin. Die Dienerin schloss die Tür hinter ihr.
Drei Männer saßen an einem langen Tisch und aßen und tranken. Sie stellten ihre Weinbecher ab und erhoben sich, als ihre Königin eintrat. »Wartet draußen«, befahl sie den beiden Gardisten. Junge, ihr vollkommen ergebene Burschen waren das; Mörder, die sie vor Korbans Folterkammer und dem Henkersbeil gerettet hatte.
Einer ging stumm an ihr vorbei, der andere blieb bei ihr stehen und flüsterte: »Vor zwei Tagen hat Taydal heimlich Hochzeit gefeiert.«
Toryas Gestalt straffte sich, ihre Züge wurden hart. Sie griff in ihren Mantel und holte die Amphore heraus. »Niemand darf euch sehen, wenn ihr sie aus ihrem Haus holt«, flüsterte sie. »Kein Blut, keine Kampfspuren, kein Lärm!« Sie drückte dem jungen Gardisten die Amphore in die Hand. »Betäubt sie damit.«
Der Mann nickte und verließ den Raum.
Torya setzte sich zu dem Kapitän an den Tisch. Ingus war ein hagerer, stoppelbärtiger Mann mit kurzem Grauhaar und hohlen Wangen. Sein Viermaster kreuzte auf der Handelsroute zwischen Dalusia und Albridan. »Dein Sohn war schwerkrank«, sagte die Königin. »Elf Winter ist es her. Er wäre gestorben, wenn ich meinem Magier nicht befohlen hätte, ihm zu helfen.«
»So ist es.« Der Kapitän senkte das Haupt. »Ohne Gulwyons Pülverchen und Zaubersprüche wäre das Jahr deiner Thronbesteigung das Todesjahr meines Kindes gewesen, Königin Torya. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
»Es ist Zeit, sie zu begleichen«, entgegnete Torya kühl. »Du kennst den Ersten Throngardisten?«
»Taydal, der mit dem Silberblick. Wer kennt ihn nicht?«
»Er hat Hochzeit gefeiert.«
»Ich habe davon gehört.«
Torya beugte sich über den Tisch. »Es ist ein böses Weib, das er zur Frau genommen hat.« Sie flüsterte. »Von Gulwyon weiß ich, dass sie Unglück über ihn und Albodon bringen wird.«
»Das darf nicht geschehen!« Ingus hob abwehrend die Hände.
»Das wird nicht geschehen. Die beiden
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