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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Tarsina atmete schwer. »Einige von uns kennen den Weg nach Altbergen. Deswegen suchen sie zuerst uns.« Sie hob den Blick und sah Bosco ins Gesicht. »Schwere Zeiten kommen auf uns zu, Bosco.« Sie seufzte und sah zum Brunnen. »Und die Anderen denken nicht daran, sich mir zu zeigen .«
    Mit Einbruch der Abenddämmerung machten sie sich auf den Weg nach Tikanum.

Kapitel 7
    Der Gottessänger wuchtete die Eichenholzkeule über die Schultern und drosch sie mit aller Kraft auf die Fasspauke. Yiou zuckte zusammen, sprang hoch und spitzte die buschigen Ohren. Jacub spähte durch die Lücke zwischen Eingangsplane und Zelt nach draußen. Er sah, wie ein Diener des Gottessängers unter dem einsetzenden Lärm der Trommeln und Sackpfeifen nun das herumgedrehte Stundenglas auf den Felstisch knallte. Es war das Zeichen, dass die letzte Stunde des Blutgrundrituals begann. Endlich.
    Jacub brannte auf den Kampf. Er wollte ihn hinter sich bringen. In etwas mehr als einer Stunde, wenn der Vollmond in die Blutgrundsenke schien, war es so weit. Viel zu lange schon musste er seine Ungeduld bändigen.
    Schwarz verschleierte Jungfrauen versammelten sich um die Senke. Am Zelt des Fürstensohnes bewegte sich die Eingangsplane; auch Runynger schien seine Ungeduld kaum zügeln zu können. Oder war er nervös vor Angst? Manches sprach dafür; zum Beispiel das Gift, das der Fürst an Jacub gesandt hatte ...
    Mit dem ersten Paukenschlag bei Sonnenaufgang hatten sie ihre Zelte betreten - Jacub das rote des Geforderten, Runynger, der Fürstensohn, das weiße des Herausforderers. Fasten, beten und nachdenken: Das schrieb das Gesetz der Großen Mutter den Kämpfern für die Stunden bis Sonnenuntergang vor. Nachdenken über den Grund des Kampfes und über das eigene Leben bis zu diesem Tag auf Blutgrund, dem letzten womöglich.
    Hatte Jacub nachgedacht über den Grund des Kampfes? O ja, denn es war ein schöner Grund. Er war blond und hieß Violynne. Hatte er gefastet? Notgedrungen, denn man hatte ihm nur einen Krug Wasser vor das Zelt gestellt. Hatte er über sein Leben nachgedacht? Nein. Hatte er gebetet? Doch, vor dem Einschlafen kurz und auch nach dem Erwachen vor einer Stunde; allerdings nicht zur Großen Mutter, sondern zu seinem eigenen Gott.
    Und Runynger? Wie würde er die zwölf einsamen Stunden verbracht haben? Der Fürstensohn war ein frommer Mann, wenn man den Jungfrauen und Altarknaben glauben wollte. »Dann hat er wohl zwölf Stunden lang zur Großen Mutter gerufen«, murmelte Jacub halb zu sich selbst, halb zu seiner Wildkatze Yiou. »Und dann wird er wohl weniger ausgeruht sein als ich. Dafür umso zorniger, hoffe ich.«
    Draußen krächzte eine Altmännerstimme. Jacub öffnete die Plane eine Handbreit weiter und spähte zu den Klippen. Dort hob der Gottessänger nun die Arme, nahm die Melodie der Sackpfeifen auf und grölte den Hymnus des Blutgrundritus in die Brandung hinunter. Nach und nach stimmten alle um die Senke Versammelten mit ein: die Trommler, die Jungfrauen, die Waffenträger, die Altarmütter, die Zeugen, die Ritter und die Abgesandten des Fürsten. Die Sonne berührte schon die Hügellinie des Horizonts.
    Zwei alte Mütter stiegen aus der Senke. Jede trug eine Schüssel. Eine machte sich auf den Weg zu Runyngers Zelt, die andere kam auf Jacubs Zelt zu.
    Jacub ließ die Plane los. Mit einem roten Tuch band er sich seine langen roten Locken aus dem Gesicht. Danach zog er einen Eimer mit Erde heran, trank noch einen Schluck aus dem Krug und goss das restliche Wasser in den Eimer. »Wenn ich sterben sollte, sieh zu, dass du schnell verschwindest«, sagte er zu Yiou, während er Wasser und Erde zu Schlamm vermengte. »Einige da draußen mögen dich noch weniger als mich, und ich habe gehört, dass der Gottessänger scharf auf deinen grauen Streifenpelz ist.«
    Yiou ließ sich neben ihm auf die Hinterläufe nieder und maunzte.
    Wie das Gesetz der Großen Mutter es verlangte, legte Jacub das Zeichen des Todes an: Er schmierte sich nasse Erde ins Gesicht und auf die Brust. Erde vom Blutgrund. Man würde Jacub in dieser Erde begraben und er würde sich nach und nach in diese Erde verwandeln, sollte Runynger ihn besiegen.
    »Der Blutgrund ruft dich zur Entscheidung«, sagte eine Frauenstimme vor dem Zelt. »Bist du bereit, Sohn des Druiden?«
    »Ich bin bereit«, antwortete Jacub, wie es der Ritus vorschrieb. Er zog seine Lederweste über den mit Schlamm beschmierten Oberkörper. Er legte den roten Umhang an und tastete die

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