Die Tochter Der Goldzeit
weißt du?«
»Richte schöne Grüße aus und guten Appetit!«, knurrte der Wildsaujäger.
»Warte mal.« Der Bogenschütze trat neben Bosco und packte ihn am Kragen. »Der Primoffizier hat doch gesagt, wir sollen jeden gefangen nehmen, der hier durch die Wildnis pirscht.«
Der andere deutete mit der Armbrust auf Bosco. »Sieht nicht aus wie ein Maulwurfsfreund.«
»Bin nur ein Sänger des Fürsten von Darendo. Ich glaub, ich habe es bereits gesagt .«
»Der Primoffizier sagte: >jeden »Also gut ...« Der große Wildsaujäger gab nach.
Auf einem Wildpfad marschierten sie nach Westen. Der Bogenschütze ging voran, der Spießträger stapfte direkt hinter Bosco. Ihn musste er zuerst überwältigen, wenn er überleben wollte; er war der Stärkere der beiden, und Bosco brauchte den Spieß.
Bald erreichten sie einen Fluss. Er war nicht sehr breit, aber ziemlich tief, und sie mussten über große Steine balancieren, um ihn zu überqueren. In der Flussmitte tat Bosco, als würde er abrutschen und das Gleichgewicht verlieren. Rücklings ließ er sich auf den Stein fallen, auf dem der Spießträger noch stand.
»Guck dir diesen Tollpatsch an!« Fluchend bückte sich der große Kerl nach Bosco. »Traut sich in die Wildnis und kann nicht einmal .«
Bosco trat ihm die Beine weg, und als der Mann im Wasser versank, riss er ihm den Spieß aus der Rückenschlaufe.
Er sprang auf. Einen Wimpernschlag lang sah er dem Bogenschützen ins verblüffte Gesicht. Der riss sich schon die Waffe von der Schulter. Mit zwei Sätzen über zwei Steine sprang Bosco zu ihm und rammte ihm den Sauspieß in den Bauch. Er packte den Bogen des Stürzenden, zog ihm einen Pfeil aus dem Köcher.
Im Fluss fluchte der große Wildsaujäger, kämpfte gegen die Strömung. Boscos Pfeil durchbohrte seinen Hals.
Entsetzen packte Bosco, trieb ihn in den Wald. Er rannte los, verkroch sich in einem Farnfeld, versuchte seinen fliegenden Atem und sein klopfendes Herz zu bezwingen. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte er zwei Männer getötet. War er nicht auf dem besten Weg, selbst zu einem kriegerischen Barbaren zu verkommen?
In der Morgendämmerung brach er wieder auf. Sein Magen knurrte, die Erschöpfung machte seine Beine schwer. Höchstens drei Wegstunden trennten ihn noch von Tikanums Haupttor. Was, wenn die Krieger des Eisenriesen dort bereits Posten aufgestellt hatten?
Trotz Hunger und Kraftlosigkeit wagte Bosco es nicht, den direkten Weg zu nehmen, versuchte lieber eines der beiden Notfalltore zu erreichen. Sie lagen jeweils vier Wegstunden entfernt.
Kapitel 4
Bis in den Spätsommer hinein verfolgten die Sklavenjäger sie durch die Gebirgswälder. Katanja und Janner flohen über Bergkämme, wanderten mitten in Flussbetten, um ihre Spuren zu verwischen, gruben sich in Erdlöcher ein oder kletterten in dichte Bäume, um sich zu verstecken. In der Nähe einer Quelle fand Janner eine Höhle. Die tarnten sie und versteckten sich tief in ihren Seitengrotten. Ihre Jäger zogen nach Osten weiter.
Zwei Monde lang wagten Katanja und Janner nicht, sich von der Höhle zu entfernen. Sie lebten von Pilzen, Bucheckern, Kastanien, Beeren und Wurzeln und vom Wasser einer nahen Quelle. Hin und wieder ging ihnen ein Kaninchen oder ein Waschbär in die Falle. Die Kolks brachten von Zeit zu Zeit Früchte aus dem Flusstal zu ihnen in den Bergwald hinauf. Merkur war nicht mehr unter ihnen.
Sie dachten sich Geschichten aus, die sie einander erzählten und vorspielten. Aus Eicheln, Tannenzapfen und Steinen bastelten sie Brettspiele auf dem Höhlenboden und erfanden immer neue Spielregeln. Manchmal lieferten sie sich tagelang erbitterte Wettkämpfe. Nachts schliefen sie eng umschlungen unter denselben Fellen. Es geschah in diesen Tagen, dass Katanja Janner zum Mann machte und er sie zur Frau.
Als das Laub der Bäume sich rot und gelb färbte, gaben sie die Höhle auf. Den Winter würden sie in ihr nicht überleben. Sie zogen durch Flusstäler und über Bergketten nach Norden. Die gefiederten Boten begleiteten sie.
Eine Sippe von Waldwilden nahm sie auf, kurz bevor der erste Schnee fiel. Freundliche Menschen waren das - sie teilten ihre Vorräte mit ihnen und ließen sie in ihren Erdhöhlen überwintern.
Kurz nach der Schneeschmelze zog das Paar weiter. Am Ufer eines kleinen Flusses entlang wanderten sie Tage später durch ein liebliches Tal. Die Berge gingen hier längst in Hügel über. Es wurde wärmer, die Frühlingssonne und die
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