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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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morastigen Küstenwald, denn er rechnete damit, dass ihm die Eidmänner des Fürsten auf dem Reitweg nach Casteyrunia auflauerten. Schaffte er es bis zum Strand, war er gerettet: Vor der Küste wartete ein Vertrauter Sideryans mit einem Schiff auf ihn.
    Der Regen klatschte ihm ins Gesicht. Sein Alker dampfte, die mit Schwimmhäuten bewehrten Hufzehen des Tieres schleuderten Wasser- und Schlammfontänen hoch. Jacub hielt sich an den inneren Geweihschaufeln des schweren Bullen fest. Es war stockdunkel inzwischen, nicht einmal ein milchiger Fleck hinter der geschlossenen Wolkendecke verriet noch den Vollmond. Yiou sprang voran, wies ihm den Weg durch die Wildnis.
    Bald trommelte der Hufschlag des Alkerbullen über festeren Boden. Jacub erkannte die Lichter auf den Wehrtürmen der Hauptstadtfestung. Er trieb das Tier dicht an der Festungsmauer entlang, ritt die Serpentinen zum Dorf hinunter, preschte über den Kiesstrand und hielt den Alker vor der Hütte an, in der sein Boot, seine Netze und seine Harpunen und Angeln lagerten. In ihr stellte er das Reittier unter.
    Kleider, Decken und Proviant lagen längst im Ruderboot. Er zog es aus der Hütte. Jacub dachte an den Goldzeitschatz und die Tiefländersippe der Roschs, von der ihm sein Ziehvater, der Druide, erzählt hatte. Er dachte nicht an den Fürstenthron, der ihm zustand.
    Einmal noch spähte er den Steilhang hinauf zu seinem Haus. Auch dort oben würden längst die Eidmänner des Fürsten warten, die Mörder. Jacub kniete nieder und küsste den Kies des Strandes. So nahm er Abschied von Eyrun. Er stand auf und schob das Boot in die Brandung.
    Der Zweimaster draußen auf dem Meer würde ihn zu den Robbeninseln bringen. Aber dort warten, untätig, bis Sideryan und seine Verbündeten ihn riefen? Nein! Jacub wollte auf den Inseln überwintern, sicher. Doch nach dem Winter wollte er von Albodon aus aufbrechen und die Gelbschwarzen aufspüren, die Poruzzen der Rosch-Sippe. Und wenn er Rache für seine Familie genommen hatte, würde er die Lichterburg suchen. Und den Goldzeitschatz.
    Er stieg ins Boot, legte die Hände an den Mund und ahmte den Ruf einer Wildkatze nach.

Kapitel 8
    Einer der Speerträger war vorausgelaufen und hatte Boscos bevorstehende Heimkehr angekündigt. So drängten sich bereits an die hundert Menschen auf der breiten Treppe und um den Springbrunnen, als Bosco mit der Meisterin die Gemeinschaftshalle in der mittleren Ebene von Tikanum betrat. Seine Schwester Valena löste sich aus der Menge, lief ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. Da erst erkannte man ihn und ein Raunen erhob sich.
    Die Geschwister hielten einander fest und weinten laut. Valena war zwei Sommer alt gewesen, als ihre Mutter verschwand, und neun, als Bosco die Sozietät verließ. Jetzt war sie hochschwanger. Sein Vater begrüßte ihn stumm, doch mit festem Händedruck. Mit ihm hatte er während seiner seltenen Besuche in der Erdstadt nur das Nötigste gesprochen. Seit man den blutigen Federmantel von Boscos Mutter in der Wildnis gefunden hatte - seit also ihr Tod feststand -, war Boscos Vater hart und wortkarg geworden. Und seit Bosco gegen seinen Willen aus der Sozietät in die Wildnis gezogen war, hatten Vater und Sohn sich gar nichts mehr zu sagen.
    Die Meisterin nahm Boscos Arm und führte ihn durch die Menschenmenge zum Portal, durch das man in die Sozietätsräume gelangte. Tarsina hatte die Räte zu einer Sitzung zusammenrufen lassen, auf der er berichten sollte. Lieber hätte er ein Bad genommen und geschlafen. Einzelne Männer und Frauen traten aus der Menge, um ihn zu umarmen, andere riefen ihm von weitem einen Gruß zu. In den Mienen vieler jedoch las Bosco Zurückhaltung oder Ablehnung.
    Nicht wenige Mitglieder der Sozietät waren persönlich beleidigt gewesen, als er fast zwanzig Sommer zuvor die Erdstadt verlassen und deren Bewohnern die Gesellschaft von Wildsäuen, Karpfen und Vögeln vorgezogen hatte. Die meisten hatten damals auf der Seite seines Vaters gestanden. »Bosco ist nach seiner Mutter geraten«, hieß es, und Boscos Mutter galt als widerspenstig und eigensinnig. Manche behaupteten sogar, sie sei wahnsinnig gewesen.
    »Du siehst aus, als würdest du dir den Bart mit der Axt stutzen«, raunte sein Vater ihm zu, als er in der Ratskuppel auf dem Kissen links von ihm Platz nahm. Verächtlich musterte er Boscos Schädel. »Tragen alle Barbaren des Südlandes ihre Glatzen zur Schau?«
    »Schön, dass du dich für mich interessierst«, gab Bosco mit noch

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