Die Tochter der Konkubine
Schwierigkeiten entgegenbrachte und immer mit kräftigendem Wein und dem eingelegten Gemüse aufwartete, das er so gern aß.
Doch nichts befreite ihn von dem Bann, mit dem die Fuchsfee ihn belegt hatte. Beim Mah-Jongg-Spielen verlor er haushoch, und nichts, was seine Geliebte tat, konnte seine Leidenschaft neu entfachen. Allmählich fürchteten die Frauen um seinen Verstand. Er war sich derart sicher, dass auf Gut Große Tanne böse Geister ihr Unwesen trieben, dass er die Leitung des Gutes seinen Söhnen und die Erziehung des Dämonenkindes seinen Frauen überließ. Um ihren vergifteten Zungen zu entgehen, zog er zu seinem Bruder, bis er diese Ungerechtigkeit für immer loswerden würde.
3. KAPITEL
Lotusfüße
Wenn die Frauen die Tür aufschlossen und Licht hereinließen, war Li-Xia schon darauf vorbereitet und fing zu schreien an, sobald sie das Scheppern des Riegels hörte, und zwar so laut und schrill, dass ihr selbst die Ohren davon wehtaten. Rasch lernte sie, die Zehen im Verband anzuspannen, ihre ganze Kraft gegen die Hände einzusetzen, die sie hielten - sich so sehr zu sträuben, dass die Frauen in ihrem Wunsch, es schnell hinter sich zu bringen, sorglos wurden. Sobald die Frauen die Tür wieder hinter sich zuknallten, entspannte sie die Füße in ihrer grausamen Falle und bewegte sie leicht, aber beständig, bis sie kribbelten.
Allein im Schuppen, hatte Li-Xia mit der Geduld einer Spinne, die ihr Netz spinnt, gelernt, ihre Hände zu befreien und an den Fußverbänden zu zupfen, um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Nach endlosen Nächten hatte sie schließlich heraus, wie man die Verbände hinunterbekam. Sie rieb sich die Füße, bis das Blut zurückkehrte und der Schmerz nachließ, dann probierte sie sie auf dem Boden aus. Auf diese Weise konnte sie etwas Schlaf finden. Sobald der erste Hahn krähte, verband sie die Füße wieder, allerdings weniger fest.
Die Frauen kamen nur einmal die Woche, um die Verbände abzunehmen. Inzwischen ließen sie die Kräutermischung in dem Topf zunächst ein wenig abkühlen und gingen auch nicht mehr so grob mit ihr um. Li-Xia tat so, als fürchte sie sich nicht vor ihnen, trat und schrie weniger und stellte jedes Mal dieselben Fragen.
»Wo ist meine Mutter?« Und jedes Mal gab ihr Nummer Drei dieselbe Antwort: »Sie ruht im Ingwerfeld. Du musst versuchen, sie zu vergessen.«
»Unsinn!«, schnaubte Nummer Eins dann ungeduldig. »Deine Mutter sucht nach ihren verlorenen Ahnen. Die Götter sehen deine Mutter nicht, genauso wenig, wie sie dich sehen werden, weil du ihre Tochter bist.«
»Wo leben die Götter und Ahnen?«
»Im Geisterraum«, erwiderte Nummer Zwei so scharf sie konnte.
Die Frauen Eins und Zwei machten sich wegen des Todes von Li-Xias Mutter keinerlei Vorwürfe. Sie hätten ihn durch nichts verhindern können. Die Tür zu ihrer Kammer war von Yik-Munn persönlich zugesperrt worden, und nur er besaß den Schlüssel dazu.
Von den Frauen war Nummer Drei am freundlichsten. Es war eine Freundlichkeit, die mehr empfunden als gezeigt wurde, ein stummer Pakt, der sich mit jedem Besuch derart festigte, dass Li-Xia ihre Angst vor dem Schmerz allmählich verlor. Das Aufreißen der Tür - der Luftschwall, das blendende Licht, die Geräuschkulisse - verlor ihren Schrecken. Den Berührungen und Blicken von Nummer Drei merkte man an, dass sie wusste, dass die Verbände gelockert worden waren, doch sie verlor kein Wort darüber und ließ sich auch sonst nichts anmerken.
Sie hatte einen Namen, der nie benutzt wurde. Wie jeder angesehene vermögende Mann bezog Yik-Munn sich mit Zahlen auf seine Frauen, wie er das auch mit seinen vielen Söhnen tat. Sie stammte von einem weit entfernten Ort und sah anders aus als die anderen Frauen. Sie besaß nicht die breiten, flachen Gesichtszüge des Hakka-Bauern, sondern eine glattere Stirn, ein runderes Kinn und einen kräftigen Mund, der fast nie lächelte.
Nummer Drei hatte mit Li-Xia als Erste ohne Zorn gesprochen und hatte ihr das Geheimnis ihres Namens zugeflüstert, als sie hereinkam, um einen Korb mit getrockneten Pilzen zu füllen.
»Ich heiße Ah-Su. Ich komme von der Insel Hainan. Nenne mich nie beim Namen und sprich nie darüber, aber bewahre ihn im Herzen und wisse, dass ich dir nicht mehr wehtue, als ich muss. Ich werde dir helfen.«
Als sie fort war, flüsterte Li-Xia immer wieder ihren Namen und versteckte ihn dann bei den speziellen Geheimnissen ihres Herzens.
In der Heimlichkeit und Stille ihrer
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