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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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schwangen bei der kleinsten Bewegung hin und her. Man hatte sie in ein raschelndes Gewand aus smaragdgrüner Seide gehüllt, ihre Lippen tiefrot gefärbt und ihre Brauen und Wimpern pechschwarz. Und sie war zwischen ihrem Hals und ihren schwellenden Brüsten mit Duftpuder bestäubt worden.
    Angetan mit der vollen Montur des kaiserlichen Hofs, machte der einstige Mandarin viel Aufhebens um sie, wobei er unter der Pracht seiner Kleidung stark schwitzte. »Du wirst stillsitzen und nur etwas sagen, wenn man es dir befiehlt. Die Frau, die dich ansehen kommt, wird sich von dir keine Unverschämtheiten bieten lassen. Solltest du ihr nicht gefallen, wirst du Ah-Kwok überlassen, und nichts wird dich mehr retten.«
    Tamiko-san, die Goldene, traf in einem prächtigen Palankin ein, der von vier uniformierten Lakaien getragen wurde. Sie eilte mit einem an die Nase gedrückten Taschentuch die Treppe hinauf. Sie war von durchschnittlicher Größe und hatte ihren katzenhaften Körper in einen Cheongsam aus schwarzer Seide gehüllt, dessen hoher Kragen ihren langen Hals und ihre kleinen, mit Goldohrringen geschmückten Ohren betonte. Die einzige Abweichung von der Strenge bildete eine einzelne Pfingstrosenblüte aus Gold, die oberhalb ihrer Brust angesteckt war.
    Ihr Haar war auf Art der japanischen mama-san hochgetürmt und wurde von Kämmen und Verzierungen gehalten, die ebenfalls
aus Gold waren. Noch mehr Gold schmückte ihre Handgelenke und Finger, deren lange, gebogene Fingernägel glitzernd lackiert waren. Ihr Gesicht verriet nichts über ihr Alter, und nur ihre anmutigen Bewegungen ließen eine katzenhafte Stärke erahnen. Sie ist sowohl Yin als auch Yang , dachte Sing. Sonne wie Mond, Nacht wie Tag oder gut wie böse .
    Als Tamiko-san über einen großen Fächer aus schwarzem Lack mit silbernem Rippenmuster spähte, waren ihre Augen unter flachen Lidern verborgen, die ebenso sorgfältig mit Kajal nachgezogen waren wie ihre perfekten Augenbrauen. Siu-Sing fürchtete sich nicht vor ihrem prüfenden Blick, obwohl die Goldene nichts von der sofortigen Anerkennung zeigte, auf die der fette Fan gehofft hatte. Sie stand mit schiefgelegtem Kopf vor Siu-Sing und musterte sie mit Augen von der Farbe gefrorenen Honigs. Schon einmal hatte Siu-Sing solche Augen gesehen, als ein Flusshabicht sich lange genug auf das Dollbord des Bootes eines Schilfschneiders gesetzt hatte, um einen lebendigen Fisch im Ganzen zu verschlingen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er sie mit seinen goldenen Augen angesehen, weder ängstlich noch drohend - ich bin hier, und du bist es auch . Nun fand solch ein Blick sie wieder.
    »Ist sie nicht ebenso großartig wie der aufsteigende Phönix?«, zwitscherte der fette Fan eifrig. »So weich wie die Kehle einer Turteltaube? So fest wie ein Frühlingspfirsich, so weiß wie eine Ingwerblüte und so sanft wie ein Rehkitz?«
    Die Goldene ignorierte ihn und sagte zu Siu-Sing: »Steh bitte auf.« Ihre Stimme war nicht unfreundlich. Siu-Sing tat, wie geheißen.
    »Habe ich es Ihnen nicht gesagt? Habe ich nicht recht?«, hakte der fette Fan nach.
    Die Goldene warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen. Dieses Mädchen ist gemischten Blutes!« Sie drehte sich um und ließ ihren Fächer zuschnappen, als wolle sie gehen. »An der würden nur wenige Männer Gefallen finden. Sie hat die Hände und Füße einer Feldarbeiterin. Ihre Augen
sind rund wie Blutegel und blass wie Spülwasser. Sie ist nicht weiß wie eine Ingwerblüte - der Puder endet an ihrem Hals, und darunter hat sie die Haut einer kleinen Zigeunerin. Sie hätten sich das Ganze sparen können!«
    Siu-Sing hielt den Atem an, während unter Fans schwarzem Seidenhut eine große Schweißperle hervortrat. »Ach, aber ein aufgeklärter Mann, der das Geheimnisvolle, das Außergewöhnliche und das Unberührte sucht …«, sein rosa Mund bebte, »für einen Mann von Geschmack wird sie von so unschätzbarem Wert sein wie ein rosafarbener Handschmeichler.«
    Tamiko-san heftete ihren Blick ohne zu lächeln auf den Würstchenhersteller. »Unberührt? Seit wann bleiben die mooi-jai Ihres Hauses unberührt?«
    In schwachem Protest hob Fan die Hände. »Sie befindet sich erst seit drei Wochen unter diesem unwürdigen Dach. Ich schwöre bei allen Göttern, dass sich an diesem exquisiten Geschöpf noch niemand zu schaffen gemacht hat.«
    Die Goldene hielt ihren Blick weiter auf sein schwitzendes Gesicht gerichtet. »Kein einziges Mal? Sie

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