Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
Vom Netzwerk:
sollten wissen, dass ich nicht mit Ware aus zweiter Hand handle, passen Sie also auf, was Sie sagen!«
    Die Verachtung in ihrer Stimme verursachte rosige Flecken auf seinen Wangen. »Eine leichte Berührung, weniger als ein Augenblick schieren Entzückens. Ich war äußerst behutsam. Bei meinen Ahnen, sie ist so rein wie eine Lilie, die die Morgensonne noch nicht geöffnet hat.«
    »Es stimmt, meine Dame, er hat mich nicht genommen. Er ist zu dick, um es zu versuchen. Ich war es, die ihm die Fäden des Glücks vom Kinn gerissen hat, um mir seine Schweißhände vom Leib zu halten.« Siu-Sings Einwurf kam so unerwartet, dass der fette Fan vor Wut rot anlief. Hätte die Goldene sich nicht mit erneuertem Interesse vorgebeugt, hätte er sie geschlagen.
    »Lassen Sie sie sprechen! Ich möchte hören, was sie zu sagen hat.«

    »Vielen Dank, meine Dame«, sagte Siu-Sing. »Ich möchte nicht, dass Sie so getäuscht werden, wie ich es wurde. Durch Verrat bin ich hierhergekommen. Wurde für fünfzig Hongkong-Dollar von jemandem, der sich als meinen Bruder ausgab, als mooi-jai an dieses Haus verkauft. Ich bin keine mooi-jai . Ich kann lesen und schreiben und auf der er-hu spielen. Wenn Sie mich nehmen, meine Dame, dann verspreche ich, Ihr strahlendstes Juwel zu werden.«
    Während dem fetten Fan die Worte fehlten, zählte die Goldene das Geld für den sung-tip ab. Augenblicke darauf verließ Sing die Tore des Doppelten Glücks, genauso wie sie sie betreten hatte - das Tragetuch auf dem Rücken, die er-hu in ihrer Samthülle über der Schulter. Sie stieg in die Sänfte, um auf einer parfümierten Wolke davongetragen zu werden - zufrieden bei dem Gedanken, dass ihre letzte Handlung als mooi-jai im Haus des Doppelten Glücks die gewesen war, im Vorraum die Tür jedes Käfigs zu öffnen und zu beobachten, wie die Vögel durch ein offenes Oberlicht zum klaren blauen Himmel hinaufflogen.

26. KAPITEL
    Die Taverne der herab-stürzenden Juwelen
    Die karminroten Tore der Taverne der herabstürzenden Juwelen wirkten auf Siu-Sing so einladend, wie die hohen Mauern des Doppelten Glücks abschreckend auf sie gewirkt hatten. Massiv wie ein Fort lag das großartige alte Etablissement zwischen uralten Zedern und Wacholderbäumen, hoch aufragenden Riesen, die eifersüchtig seine Privatsphäre bewachten. Das Gebäude vereinigte die gelben Steine, Farbglasfenster und reich beschnitzten Bogentüren einer Lissaboner Taverne mit dem mit roten Ziegeln bedeckten Dach, nach oben gebogenen Dachtraufen und kunstvoll geschnitzten Säulen eines Sommerpalastes.
    Eine mit Kopfsteinen gepflasterte Brücke erstreckte sich über einen kleinen Kanal, der so dicht mit Lilien bewachsen war und in dem es so von Fischen wimmelte, dass es Sing vorkam, als müsse man darauf gehen können. Entlang seiner Ufer putzten sich Schwäne, und auf kleinen Felseninseln plusterten Mandarinenten ihr farbenfrohes Gefieder. Unter dem dunkelgrünen Geäst der Zedern streiften Pfauen umher. Durch die Zweige der Bäume hindurch erhaschte Siu-Sing Blicke auf abgelegene Pavillons, die in Gärten versteckt neben Zierteichen standen.
    Ein uralter Pfingstrosenbaum breitete über dem Taverneneingang einen Baldachin aus blutroten Blüten in der Größe von Reisschalen aus. Dort kehrte ein älterer Gärtner mit einem Besen aus Weidenzweigen einen Teppich aus herabgefallenen Blütenblättern von den Stufen.
    Die Empfangshalle wurde von sich bedächtig drehenden Ventilatoren angenehm kühl gehalten. In jeder der gut ausgeleuchteten
Ecken stand prächtiges Mobiliar, an den Wänden hingen wertvolle Gemälde in schweren, vergoldeten Rahmen. Drei Türen führten ins Vestibül, jede davon mit burgunderrotem Samt behängt. Darüber ruhte Giu-Choy-Fut, der immerwährend vergnügte Gott irdischer Freuden, auf einem Ehrenplatz in seinem karmesinroten Schrein. Zu seinen Füßen glomm Räucherwerk.
    Vorhänge wurden geteilt, und eine dunkelhäutige Frau trat ein. Um ihren wohlgeformten Körper und ihre Schultern hatte sie sich ein Gewand aus rosa Seide gewunden, die so fein war, dass sie sich mit jeder ihrer anmutigen Bewegungen verschob und ihre schmale Taille und die sanfte Wölbung ihres Bauches freiließ. Durch einen hauchdünnen Schleier, der das ovale Gesicht der Frau halb verdeckte, konnte Siu-Sing glänzendes Haar und große, runde Augen von verblüffendem Grau erkennen. Zwischen kräftigen schwarzen Brauen hing an einer Goldkette ein einzelner Edelstein, so rot wie ein Blutstropfen. Ein

Weitere Kostenlose Bücher