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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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unaufdringliches Parfüm umwehte sie im Verein mit dem leisen Bimmeln eines Fußrings mit kleinen Silberglöckchen. Ihre kleinen Füße, deren Zehennägel im selben Rosaton wie ihr Gewand lackiert waren, waren nackt.
    »Das ist Rubin, meine Oberpfeifenmacherin - die beste und talentierteste in ganz Macao«, erklärte Tamiko-san freundlich. »Und ohne Zweifel auch in Hongkong und Shanghai.«
    Die strahlenden Augen der Pfeifenmacherin fielen auf Siu-Sing. Sie ist keine Chinesin , dachte Siu-Sing und erwiderte ihren ernsten, steten Blick. Sie hat etwas an sich, das sie anders macht als die anderen. So anders, wie ich es angeblich auch sein soll. Seltsamerweise freute sie sich darüber.
    »Dieses arme Mädchen war vorher bei grausamen und dummen Leuten«, erklärte die Goldene Rubin. »Ihr Straßenname lautet Siu-Sing. Sie hat keinen, der für sie sorgt. Sorge dafür, dass sie badet, etwas zu essen bekommt und sich dann ausruhen kann.«
    Sing hatte das Gefühl, dazu etwas sagen zu müssen. »Verzeihen Sie, meine Dame, aber ich habe die Wahrheit gesagt. Ich bin die Tochter eines großen und berühmten Taipans. Unter den Kantonesen
ist er unter dem Namen Di-Fo-Lo bekannt. Bei den Ausländern unter dem Namen Devereaux. Mein Vater ist auf dem Goldenen Hügel zu finden. Ich habe sein Bild und kann Ihnen eine reiche Belohnung zusichern, wenn er erst einmal gefunden worden ist.«
    Tamiko-san war durch die schweren Vorhänge des Hauptbogens getreten, blickte jedoch noch einmal zu Sing zurück. »Irgendwann hatten wir alle irgendwo einen Vater und eine Mutter, ob von dieser Welt oder der nächsten - aber wenn sie uns verloren gehen, dann bleiben uns nur noch die Träume. Träume sind hier willkommen … aber ich bin es, die dich den Händen des Würstchenhändlers entrissen hat, und ich bin es, die gut bezahlt hat, um in den Besitz deines sung-tip zu kommen. Das ist die einzige Wahrheit.«
    Mit einer raschen Bewegung aus dem Handgelenk öffnete sie ihren schwarzen Fächer. »Du hast in der Taverne der herabstürzenden Juwelen Einlass gefunden, weil ich dich dafür geeignet halte. Du hast keine Vergangenheit mehr, nur eine Zukunft. Das musst du verstehen und nie in Frage stellen.« Der Fächer flatterte so harmlos wie ein Schmetterling, und ihre Stimme klang wieder liebenswürdig. »Sei dankbar und zünde dem Gott Räucherstäbchen an, zu dem du betest, dafür, dass ich es bin, die dich an diesem Ort der Schweine gefunden hat und kein Hurenbock aus der Rote-Laternen-Straße oder ein Sklavenhändler aus Ling Nam. Jetzt geh mit Rubin. Wenn sie dich meiner Zeit für würdig erachtet, werden wir uns über derlei Dinge unterhalten.«
    Die Pfeifenmacherin wandte sich zum Gehen, und Sing folgte ihr durch vertäfelte, mit weichem Teppich ausgelegte Korridore, die von Kandelabern sanft beleuchtet wurden, von denen beiderseits Türen abgingen. Rubins beruhigende Stimme wurde untermalt vom hypnotischen Bimmeln ihrer Schritte. »Hier wohnen die Silberschwestern, die die Pfeifen zubereiten und sich um die schlafenden Drachen kümmern. Sobald du dich ausgeruht hast und so weit bist, wirst du sie kennenlernen.«
    Rubins eigener Raum war klein und einfach eingerichtet: zwei Himmelbetten mit farbenfrohen Tagesdecken, jede mit Vorhängen
für die Privatsphäre; ein Frisiertisch voller persönlicher Dinge; zwei Kommoden; ein hoher, handbemalter Kleiderschrank; mit Büchern und Ziergegenständen gefüllte Regale und ein Diwan mit bunten Kissen darauf. Auf einem niedrigen schwarzen Lacktisch standen eine Holzschale mit Früchten, eine Reihe von runden Bambusbehältern für Nahrungsmittel und ein Réchaud mit einer Teekanne und zwei kleinen Tassen.
    In einer Ecke stand geheimnisvoll abseits etwas, das in schwarze Seide gehüllt war. Sing fragte sich, was das wohl sein mochte. Durch das offene Fenster drangen Glyzinienduft, Taubengurren und das Bimmeln von Gebetsglocken herein.
    »Du bleibst hier bei mir, bis Ah-Jin entscheidet, wo du hinkommst.« Rubin bemerkte Siu-Sings Verwirrung. »Ah-Jin ist unser Name für Tamiko-san, die Goldene, die unsere gnädige Mutter ist. Du wirst sie immer mit Mama-san ansprechen.« Siu-Sing wusste, dass das kantonesische Wort für Gold qian war, und erkannte, dass dies eine respektvolle Abkürzung war: »das Gold.«
    Rubin wies mit dem Kopf zum Kleiderschrank. »Solltest du hierbleiben, bekommst du Kleidung und alle Sachen, die du sonst noch brauchst. Du kannst sie dort bei meinen aufbewahren.« Sie schaute zu, wie

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