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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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damit, dass er seine Frauen mit derselben Sorgfalt und ohne Rücksicht auf die Kosten zu wählen pflegte.
    Ganz gegen seine Gewohnheit akzeptierte er Tamiko-sans strenge Befolgung des Brauchs und respektierte dessen traditionellen Hintergrund. Er glaubte, dass ein wenig Disziplin, wie alles unter dem Tavernendach, gut war für einen Mann, der sich sonst jede Frau nahm, die er wollte. Bei Topas würde er die Regeln befolgen. Das Mädchen würde unberührt bleiben, bis der Form Genüge getan war und er sie ordnungsgemäß gekauft und bezahlt hatte.

    In Siu-Sings Augen war J. T. Ching hässlich, von unbestimmbarem Alter, vielleicht an die sechzig, vielleicht siebzig oder sogar älter. Sie entdeckte Gier, Macht und Grausamkeit in seinen flachen, runden Gesichtszügen. Seine pockennarbige Haut war durch ständige Behandlungen blasser als normal. Hinter einer schweren Hornbrille waren die oberen Lider seiner schmalen Augen vom guten Leben so geschwollen wie die dunklen Tränensäcke darunter. Die Unterlippe seines breiten, schlaffen Mundes zeigte unebene, teils vergoldete Zähne.
    Sein schütteres schwarzes Haar war mit Pomade angeklatscht. Groß war er nicht, aber sein Körper war massig und schwer, seine Muskeln schlaff. Er war nicht unfreundlich zu ihr gewesen, legte
sogar Rücksicht an den Tag, wie sie ein Onkel gegenüber seiner Lieblingsnichte zeigen mochte, und es war nicht schwierig gewesen, sich mit ihm zu befassen. Sie hatte aufgepasst, dass er keinen Grund hatte, sich zu beschweren.
    Durch Körpermassage konnte man seinen Energiespiegel beeinflussen, und das nutzte sie zu ihrem Vorteil, vergrößerte oder blockierte seinen Chi-Fluss für ihre Zwecke. Nachdem sie erkannt hatte, dass den intimen Freuden eines Bades am besten die perfekte Pfeife folgte, betrachtete sie die Behandlung von J. T. Chings Körper und Seele als eine Möglichkeit zu experimentieren; beobachtete seine Reaktionen mit klinischem Interesse, während sie ihm gleichzeitig unschuldige Faszination vorgaukelte.
    Wenn er die ersten Züge aus seiner Pfeife nahm, eröffneten sich Jack Teagarden Ching Ausblicke, derer er nie müde wurde. Siu-Sing wartete, bis seine Atemzüge gleichmäßig wurden, dann legte sie die Pfeife beiseite und holte Pinsel und Tuschestein hervor oder ein Buch zum Lesen. Wenn er dann ungefähr zwei Stunden darauf seine Augen wieder aufschlug, stand sie mit mit Rosenwasser befeuchteten kleinen Handtüchern bereit, zunächst kalten zum Aufwachen, dann warmen. Eine weitere Stunde folgte, in der er, noch schläfrig, viele gerade einmal muschelgroße Tassen mit belebendem Tee zu sich nahm.
    War er durch und durch erfrischt, ließ sie sein aus Abalonen bestehendes Lieblingsgericht auftragen - die kleinen, zarten Perlmutt-Seeohren, die mit Lotuswurzeln und Ingwer gedünstet worden waren. Wenn er fertig gegessen und sie ihn in dem Mineralquellenbad gebadet hatte, ließ er sich einen großen Brandy schmecken, während sie ihm eine entspannende Massage zukommen ließ, die ihn bald wieder für so lange einnicken ließ, wie sie wollte.
    Dies war etliche Wochen lang der Gang der Dinge gewesen, als er eine kleine Schachtel aus pupurfarbenen Samt vor sie legte. »Ein Geschenk für deine Dienste«, sagte er, wandte sich zum Spiegel und griff nach einem Kamm, um sein Haar präzise zu ordnen. Der Topas, der ungefähr so groß war wie die Kiesel, die sie einst am Ort
klaren Wassers gesammelt hatte, lag so weich in Siu-Sings Hand, dass sie sein Gewicht kaum spürte.
    »So ein Stein ist äußerst selten«, meinte er. »Er bedeutet, dass ich dich auserwählt habe. Morgen werde ich eine sehr große Summe für dein sung-tip zahlen. Du sollst mir eine besondere Gefährtin sein. Deine Gütige Mutter wird dich über meine Entscheidung unterrichten und darüber, was von dir erwartet wird.«
    Zum Zeichen ihrer großen Demut verbeugte Siu-Sing sich. »Ich fühle mich geehrt, mein Herr, und bin glücklich, dass ich Sie zufriedengestellt habe.«
    »Heute Abend bekomme ich Gäste, die mir sehr viel bedeuten. Du wirst uns mit deiner Musik unterhalten. Die indische Chi-Chi wird dich begleiten und für sie tanzen.« Sie half ihm beim Anziehen und begleitete ihn unter Verbeugungen zu seinem riesigen schwarzen Auto. Sie wusste, dass die Zeit zu fliehen gekommen war.

    Unter Tamiko-sans Aufsicht suchte die Garderobiere der Taverne für Siu-Sing und Rubin die schönsten Gewänder aus, und die Friseurin gab sich mit jeder Einzelheit ihrer aufwändigen Frisuren große

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