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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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Mühe. Koralle, die Expertin in der Pflege von Finger-und Fußnägeln war, sah zu, dass sie gefeilt, geformt, lackiert und bis zur Vollendung poliert wurden. Perle brachte lange, schwarze Wimpern an und schminkte ihre Münder in einem Karminrot, das in starkem Kontrast zu ihren weiß gepuderten Gesichtern und zart mit Rouge versehenen Wangen stand. Die mama-san begutachtete persönlich ihren Schmuck und trat dann zurück, um sie zu mustern.
    Topas trug ein Kleid aus fliederfarbenem Satin mit silbernem Besatz, und der ihr von ihrem Taipan geschenkte Edelstein schimmerte an einer Silberkette, die sie sich um den Hals gehängt hatte. Ihr dunkles, bronzefarbenes Haar war in glänzende Rollen gelegt und wurde mit Silberkämmen gehalten. Rubin war mit einem eleganten Sari in tiefstem Magentarot angetan, der golden gesäumt
war und reich mit Armreifen, Fußreifen und Halsketten aus winzigen Goldschellen geschmückt. Ihr langes, offen getragenes Haar bildete einen glänzenden Schulterumhang. Ihre Taille lag frei, in ihrem Nabel glitzerte - passend zu dem auf ihrer Stirn - ein Rubin.
    »Die Gäste sind hochrangige Ausländer … Colonel Justin Pelham, der Kommandeur der britischen Verteidigungskräfte, die an der Grenze in Fanling stationiert sind, und sein Adjutant, Captain Toby Hyde-Wilkins, der auch militärischer Attaché der Hongkonger Regierung ist.
    Was ihr an diesem Abend möglicherweise zu hören und zu sehen bekommt, darf von keiner von euch je diskutiert oder wiederholt werden. Es ist eine sehr große Ehre, für dieses Bankett auserwählt worden zu sein, aber ihr werdet nichts essen oder trinken, es sei denn, der Taipan fordert euch dazu auf. Sprecht nicht, wenn ihr nicht darum gebeten werdet. Ihr steht zur Verfügung, um zu gehorchen und die Gäste zu unterhalten, wenn es von euch verlangt wird. Ansonsten seid ihr unsichtbar. Denkt daran, mein Ruf und der Ruf dieses Hauses liegt in euren Händen. Enttäuscht mich nicht!«
    Die Goldene selbst war edel gekleidet und hatte sich einen traditionellen, golden schimmernden Obi umgelegt. Der schlichte schwarze Fächer war durch einen scharlachroten mit Saatperlenmustern ersetzt worden. »Ihr wartet im Anbau, bis ihr gerufen werdet. Sprecht nicht miteinander oder macht sonst irgendwelche Geräusche, bis es Zeit ist, die Gäste zu unterhalten oder sie am Tisch zu bedienen.«
    Zum ersten Mal sah Siu-Sing den Festsaal der Taverne, auf dessen prächtigem Tisch Silberleuchter standen. Der kleine Anbau war durch einen Vorhang aus Kristallperlen vom Saal getrennt, der es Siu-Sing erlaubte hineinzuschauen, ohne von den Tischgästen gesehen zu werden.
    Tamiko-san führte die Gesellschaft an einen Tisch für fünf Personen und zitierte dann mit einem Händeklatschen den Küchenchef herbei. »Es ist eine Tradition des Hofes, dass der Küchenchef die Speisekarte vorliest und erläutert, ehe die Speisen aufgetragen
werden«, flüsterte Rubin. »Bis wir gerufen werden, kann es noch lang dauern.«
    Siu-Sing, die den Taipan und seine Gäste beim Platznehmen beobachtete, bekam Rubins Worte kaum mit. Er trug das dunkelblaue Gewand eines hochrangigen chinesischen Würdenträgers, an seine Brust war eine einzige Medaille geheftet. Noch nie hatte Siu-Sing jemanden wie die beiden Ausländer zu Gesicht bekommen, die ihm vorausgingen. Der erste, mit silbrigem Haar und stämmiger als sein Gefährte, sah in seinem scharlachroten Uniformrock, der mit Goldlitzen und Ordensbändern in Regenbogenfarben versehen war, wie aus dem Ei gepellt aus. Sein Teint war rötlich, sein Benehmen förmlich und sein Blick wachsam.
    Der andere, viel jüngere Mann in der gleichen Uniform war hellhäutig, sein ordentlich gestutztes Haar hatte die Farbe reifen Korns und leuchtete wie die Litzen auf seinen breiten, geraden Schultern. Trotz des Perlenvorhangs konnte Siu-Sing sehen, dass seine Augen blau wie Indigotinte waren.
    Ein weiterer Chinese trat ein und stellte sich hinter den Stuhl von Taipan Ching, mit dem Rücken zur Wand, die Hände vor dem Körper gefaltet. Er trug einen schwarzen Anzug und ein schwarzes Hemd mit Polokragen. Sein pechschwarzes Haar, dicht und drahtig wie bei einer Bürste, stand ihm fast aufrecht vom Kopf ab.
    Siu-Sings Puls begann ungläubig zu rasen. Sehr hatte Ah-Keung sich nicht verändert, seitdem die Eisentore des Doppelten Glücks sich donnernd hinter ihr geschlossen hatten. Er war es, ohne Zweifel. Seine hängenden Schultern waren kräftiger, das Gesicht durch die dichteren Augenbrauen

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