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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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war. Die ersten Tage meines Lebens habe ich auf einer wundersamen Reise den Yangtze-Fluss hinauf verbracht. Dieser Reise und dem Mut einer Tanka-Frau, die die Freundin meines Vaters und ergebene Dienerin meiner Mutter war, verdanke ich mein Leben. Sie hat mir viele Geschichten von meinem Vater und den schönen Schiffen, die er gebaut hat, erzählt … wie er meine Mutter auf dem größten davon fortgebracht hat, und das einen Namen hat, der so wunderschön ist, dass er einen besonderen Platz in meinem Herzen hat: Golden Sky .«
    Während sie sprach, beobachteten seine klaren Augen ihren Mund auf eine Art, die sie insgeheim erregte. Sie spürte ihre Wangen unter seinem Blick brennen, redete sich aber ein, das liege am Wind.
    »Eines Tages«, sagte er und verstärkte seinen Griff um sie, »musst du mir von deinen erstaunlichen Abenteuern erzählen. Nichts, was du sagen könntest, würde mich überraschen.« Er zog das Jackett enger um ihren Hals. »Du bist so ziemlich die ungewöhnlichste junge Frau, die mir je begegnet ist.« Wiederum wurden sie vom Auf und Nieder der Fähre aneinandergeworfen. Er hielt sie noch fester und dachte gar nicht daran, sie wieder loszulassen.

29. KAPITEL
    Der glückliche Schmetterling
    In Kowloon angekommen, gesellten sie sich zu dem Schwarm der Passagiere, die auf dem Kai neben dem Ocean Terminal von Bord gingen. Sie vertraute Toby bedingungslos und fragte nicht einmal, wohin es ging, bis sie sich in ein Taxi setzten.
    »Ich bringe dich und Rubin für diese Nacht in ein ruhiges Hotel. Ihr seid besser auf dieser Seite des Hafens aufgehoben, fort von Wan-Chai. Ich habe Nachforschungen über deinen Vater angestellt, sein Unternehmen scheint es nicht mehr zu geben. Allerdings habe ich eine Bekannte, die einst in Macao ein kleines Restaurant besessen hat. In diesem Teil der Welt weiß und kennt sie alles und jeden. Du wirst sie morgen Vormittag treffen, allerdings nicht zu früh. Vor elf empfängt sie keinen Besuch.«
    Sing wurde von einer Welle der Erschöpfung erfasst, und so sank sie in dem behaglichen Raum, den Toby für sie und Rubin in irgendeiner obskuren Seitenstraße gefunden hatte, in einen tiefen Schlaf.
    Am Morgen erwachte sie erfrischt und entdeckte, dass Rubin schon auf war und ihre wiedergewonnene Freiheit eindeutig genoss. »Ich hätte nie gedacht, dass ich die Neun Drachen jemals wieder verlassen würde«, erklärte sie Sing und Toby. »Danke, dass ihr mich mitgenommen habt.«
    Die beiden Damen amüsierten sich darüber, dass Toby sichtlich nervös war, sie seiner alten Bekannten vorzustellen. »Könnte sein, dass ihr überrascht sein werdet. Für die, die sie nicht kennen, ist sie immer eine Überraschung. Sie heißt Lily-Chu-Tin, in Kowloon auch als Lily-Cracker bekannt, weil sie wie ein Knallbonbon immer für eine Überraschung gut ist, wenngleich manche sagen, den
Namen habe man ihr nur wegen ihres explosiven Charakters verpasst.«
    Mit einem kurzen Anflug eines teuflischen Grinsens wandte er sich an Sing. »Andere sagen, sie habe sich den Namen in jüngeren Jahren im Bett verdient. Was immer stimmen mag, sie ist eine wunderbare Freundin, aber auch eine mächtige Feindin. Lily besitzt ein Dutzend Bars auf der Kowloon-Seite. Keine Bordellwirtin hat mehr Macht, und keiner wird mehr Respekt gezollt. Selbst die sai-lo sehen sich im Umgang mit ihr vor.«
    Sie fuhren in einem Taxi die Nathan Road entlang, eine breite Durchgangsstraße parallel zum Hafengebiet, die von riesigen Gebäuden gesäumt wurde. Das bedeutendste davon, erklärte Toby, sei das berühmte Peninsula Hotel, an dessen Eingang großartige Brunnen standen, die ihre Farben wechselten wie ein Morgenhimmel über einem See. Er wies sie auf die hin, die ein paar Blocks nördlicher lagen und von einer hohen Mauern umgeben waren, mit riesigen Eisentoren darin, die das königliche Wappen trugen.
    »Ab und zu benutze ich ein Büro hier. Manchmal suchen wir auf ein oder zwei Biere die hiesigen Bars auf, so dass man mich in gewissen Lokalen recht gut kennt.«
    Unweit des Peninsula Hotels befand sich eine von Menschen wimmelnde Nebenstraße, über deren Eingang ein Schild mit der Aufschrift HANKOW ROAD hing. Schon vormittags erwachten die Leuchtreklamen zu knallbuntem Leben: PINK PUSSYCAT, BOTTOM UP, SEVEN SEAS, CAVE BAR, FIREHOUSE, YELLOW BRICK ROAD, WELCOME SAILOR, COLD BEER AND A FREE MASSAGE. Am auffallendsten war ein gigantischer Schmetterling, dessen Regenbogenflügel von einer Straßenseite bis zur anderen

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