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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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Autostunde. Reihen von schwarz gekleideten Hakka-Frauen beugten sich über krumme Furchen, schwangen Hacken und trugen an federnden Bambusstangen Holzeimer mit Wasser. Ihre breitkrempigen Hüte waren mit einem Volant aus schwarzer Gaze versehen, der sie vor der Sonne schützen sollte. Bilder aus einer anderen Welt, der die Zeit nichts hatte anhaben können, plagten sich die Frauen heiter hinter sich mühenden Büffeln und Holzpflügen und schnatterten dabei wie Spatzen.
    Sing empfand ein tröstliches Gefühl der Heimkehr, als das Armeefahrzeug über gelblehmige Wege rumpelte, die von Ochsenkarren und arbeitenden Büffeln aufgewühlt worden waren, und Gänse vor ihren schlingernden Rädern davonstoben, und Hunde gegen die knirschenden Gänge anbellten. Sie saß zusammen mit Rubin im Fond, während Toby neben dem Chauffeur saß, einem adretten Rajputen, der den Wagen geschickt durch die gelben Lehmfurchen lavierte. Der ausladende Schnauzer des Fahrers war ordentlich gebürstet und gestutzt, die spitzen Enden mit Wachs zusammengezwirbelt. Sing fiel auf, dass sein Blick im Rückspiegel den von Rubin zu suchen schien, die stumm die vorbeiziehende Landschaft betrachtete.

    Seit sie Kowloon hinter sich gelassen hatten, hatte kaum einer gesprochen.
    Schließlich zwang Sing sich, etwas zu sagen. »Es tut mir leid, dass ich deiner Freundin Lily so viele Schwierigkeiten bereitet habe.«
    Toby drehte sich lächelnd zu ihr um. »Die Vorgehensweise des Triade-Vollstreckers ist für Firecracker Lily nichts Neues«, beruhigte er sie. »Sie verfügt über ihren eigenen Schutz, und ich habe dafür gesorgt, dass sie in Ruhe gelassen wird. Chinesen terrorisiert der Gelbe Drachen zwar durchaus, aber Konfrontationen mit den Briten, die zu Ermittlungen führen könnten, vermeiden sie tunlichst.« Argwöhnisch hielt er inne. »Dieser Ah-Keung scheint allerdings eigene Ziele zu verfolgen. Wenn ein Mann wie er zu Chings persönlichem Leibwächter erkoren wird, heißt das, dass er in diesen Kreisen respektiert wird, und das lässt außerdem darauf schließen, dass er hochgefährlich ist.«
    Das Fahrzeug hielt schlitternd neben einer schmalen Brücke an, die sich über einen Bewässerungsgraben spannte. »Das ist die Farm von Po-Lok und seiner Familie, die die Garnison mit frischen Erzeugnissen versorgt. Diese Hakka-Leute haben sich bis auf den Tolo-Markt ein paar Meilen weiter von allem abgeschnitten. Polo würde ich mein Leben anvertrauen. Hier seid ihr in Sicherheit, so lange es nötig ist.«
    Der Fahrer verließ seinen Platz hinter dem Steuer und öffnete, den Blick geradeaus gerichtet, mit einer steifen Ehrenbezeugung die Hintertür. »Zu dem Haus müssen wir laufen«, sagte Toby. »Wie du bestimmt weißt, haben die Hakkas nur Büffel - und Ochsenkarren zur Verfügung.«
    Sie hatten die Hankow Row so eilig verlassen, dass sie nur wenig bei sich hatten. Toby hatte versprochen, er werde ihre Sachen vom Hotel abholen und sicher aufbewahren. Warum Sing das perlenbesetzte Tragetuch immer so fest verschlossen bei sich trug, hatte er nicht gefragt.
    Er führte sie über die Brücke auf einen ausgetretenen Pfad zwischen endlosen Reihen von Kohl, Rettich und Süßkartoffeln. Näher
am Gutshaus und seinen Nebengebäuden lag ein Feld mit reifender Gerste, die darunterliegenden Hänge waren mit gefluteten Reisfeldern terrassiert, die im hellen Sonnenschein glitzerten.
    »Willkommen«, sagte Toby, »in der Residenz des Ewigen Friedens!« Als Erstes wurden sie von Hunden begrüßt, die Toby rasch beruhigte, indem er sie bei ihrem Namen rief. Po-Loks jüngste Frau, Kam-Yang, eine kräftige Frau unbestimmbaren Alters, eilte aus dem Haupthaus her und verbeugte sich vor Toby, der sich zu ihrer Freude sogar noch tiefer verbeugte. Dann stellte er seine Gefährten vor.
    In dem großen, kühlen Raum, der besonderen Anlässen vorbehalten war, wurden sie als Ehrengäste empfangen. Es gab in dem kleinen Tal weder Telefon noch eine andere Möglichkeit außer dem Hundegebell, um ihre Ankunft anzukündigen, und dennoch tauchte Po-Lok schon bald auf. Er trug sein bestes Hemd und seine beste Jacke westlicher Art, die schon lang aus der Mode war. Für Sing und ihre Gefährtin wurden Tee und Mondkuchen gebracht, dazu Flaschen mit kaltem Tsingtao-Bier für Toby. Der Gastgeber entschuldigte sich vielmals für die karge Kost in solch unwürdiger Umgebung. Tobys siu-jeh, seine »jüngere Schwester«, und ihre Gefährtin waren willkommen, so lange sie die minderwertige

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