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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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goss den Saft in die Tassen. »Was immer es ist, ich danke dir dafür, wie ich dir für alles danke, was du getan hast. Ich habe für die Erdgötter Räucherstäbchen angezündet, damit dir nichts passiert und du gesund bleibst.«
    Er deutete im Sitzen eine Verbeugung an. Dann zögerte er einen Augenblick, als überlegte er, wie er beginnen sollte.
    »Leider bestätigen unsere Shanghaier Kontakte alles, was wir vom Partner deines Vaters erfahren haben.« Toby beugte sich über den Tisch und ergriff Sings Hand. »Ich bedaure, dir sagen zu müssen, dass Captain Devereaux … anscheinend mit seinem Schiff untergegangen ist.«
    Sing saß aufrecht, wandte ihr Gesicht jedoch dem Fenster zu.
    »Aber es freut mich, dir mitteilen zu können, dass es eine vielversprechende Entdeckung gibt. Da Silva hatte recht - deine Mutter wurde von einer Engländerin unterrichtet, Miss Winifred Barbara Bramble, einer ausgesprochen bemerkenswerten Dame, die längst im Ruhestand ist, aber immer noch in Hongkong lebt. Sie ist schon älter, aber immer noch gesellschaftlich aktiv und setzt sich sehr für wohltätige Zwecke ein.«
    Er wartete, während sie sich zu ihm umdrehte, und lächelte sie erwartungsvoll an. »Die Dame war erstaunt, aber entzückt, als ich ihr den Grund meines Anrufs erklärte. Sie möchte dich unbedingt kennenlernen, und wir sind dieses Wochenende bei ihr auf Stonecutters Island, das ein oder zwei Minuten entfernt von Kowloon liegt, zum Tee eingeladen. Sie erzählte mir, sie habe die Fotografie ›geknipst‹, die du bei dir trägst. Bei der Hochzeit deiner Eltern war sie Trauzeugin.«
    Er schob das Päckchen über den Tisch. »Sieht aus, als sei Miss Bramble eine Frau mit viel Stil und Geschmack. Ich habe dir etwas zum Anziehen mitgebracht.«
    In dem Päckchen befand sich - sorgfältig in Papierlagen gehüllt - ein weißrosa Kleid aus feinster Baumwolle. Sing traute sich nicht, es aus seinem Seidenpapierbett zu heben, und fuhr nur mit den Fingerspitzen über das weiche Material. »Das ist ein Sommerkleid,
von der Art, wie sie eine Engländerin zu einer Gartenparty oder einem Fest tragen würde. Colonel Pelhams Frau Margaret hat es freundlicherweise ausgesucht. Sie beharrt darauf, dass Baumwolle kühler ist als Seide … ich hoffe, es passt. Sie musste raten, hat aber eine Tochter in deinem Alter.
    Sie sagte, du bräuchtest noch andere Dinge, deshalb findest du die auch dabei - Handschuhe, Schuhe, einen Hut ….«
    »Ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen!«, flüsterte Sing.
    Er stand auf. »Du kannst es später anprobieren. Wie heißt es bei den Chinesen doch gleich - ›Erst das Vergnügen, dann die Arbeit‹? Es ist ein schöner Tag. Vielleicht sollten wir einen Spaziergang machen.«
    Sie stimmte ihm begierig zu. »Komm, ich zeige dir, was ich entdeckt habe … einen besonderen Ort. Er soll unser Geheimnis bleiben.«
    Sie folgten den Wegen durch die Felder, über die Brücken über die Reisfelder und die Hänge hinauf zu dem dichten Dschungel aus kopfhohem Tigergras, das Bergkuppen bewuchs. Der ausgetretene Pfad wand sich an jüngst geschnittenen Bereichen vorbei, wo jetzt nur noch Streifen kurzer gelber Stoppeln zu sehen waren. »Man hat uns gelehrt, das Tigergras zu schneiden und zusammenzubinden … es nährt das Vieh und brennt gut, wenn es mit Ochsendung verbunden ist. Das erinnert mich an die Schilfschneider aus meiner Kindheit.«
    Auf halbem Weg den Hügel hinauf, fast versteckt durch schützende Bäume, stand eine Tempelruine, an deren Dach der Zahn der Zeit nagte. »Das ist der Tempel von Tien-Hau, der Schrein für den Letzten Tiger. Po-Lok sagt, er stehe schon seit vielen Jahrhunderten hier.« Sie führte ihn über den überwachsenen Hof in die dunkle Innenkammer. Eine Gruppe Holzbilder, die einst in kräftigen Farben gemalt worden waren, standen in verblichener Pracht und umgaben die Zentralfigur, die sich aus einer geöffneten Lotusblüte erhob.
    »Das ist Tien-Hau, die Schutzgöttin der Fischer und Bauern und Schwester der Erdgötter.« Über einem Altar hing ein Tigerfell an
der Wand. »Das ist der letzte Tiger, der diesseits der Grenze entdeckt wurde. Nun steht sein Geist hinter der Göttin und bewacht das Tal und seine Bewohner.«
    Sing griff in eine abgedunkelte Ecke. »Kam-Yang hat mir frische Räucherstäbchen gegeben. Wir werden drei Stäbchen anzünden und jeder ein stummes Gebet sprechen. Wenn Tien-Hau uns hört, wird sie uns jeden Wunsch erfüllen.«
    Bei ihrer Rückkehr zur Mühle war es

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