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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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musste.
    Sie hatte ihn gedanklich verdrängt - den einzigen Ort, den zu
finden sie sich fürchtete, das Zimmer, in dem sie geboren worden war und in dem Li-Xia so gelitten hatte. Fisch hatte ihr von dieser schrecklichen Nacht erzählt.
    Sing musste nicht fragen, um zu wissen, wo es zu finden war: Die Tür zu den Privatgemächern war geschlossen, während alle anderen offen gestanden hatten.
    Beim Eintreten umfing Sing eine Kühle, die sie wie ein Leichentuch umhüllte. Hier wurde man nicht willkommen geheißen. Schwer spürte sie die Hand des Bösen auf ihrer Schulter, die sie drängte, diesen unheiligen Ort zu verlassen und nicht wiederzukehren.
    Stattdessen öffnete sie mit zitternden Händen die Läden, warf sie auf zu den Ti-Yuan-Gärten und jenseits davon - windgepeitschten Bereichen, lichtüberflutet. Sie behauptete ihre Stellung, schickte ihr Chi hinunter, bis es auf dem Fels Großer Kraft verwurzelt war. Dämonen umtanzten sie, doch die Windböen fegten sie hinaus, bis die Hand auf ihrer Schulter langsam hinunterglitt. Hier, in diesem dunklen Raum, in den so unvermittelt Lebensenergien eingedrungen waren, blieben nur der Duft des Gartens und der Gesang der Vögel.

    Miss Bramble war entzückt, Sing während der Renovierungsarbeiten an der Villa Formosa wieder bei sich aufzunehmen. Doch jenseits der friedlichen Oase von Stonecutters Island standen in diesen frühen Monaten des Jahres 1941 alle Zeichen auf Krieg.
    Toby brachte die Tageszeitungen mit, und Sing hatte den Zauber des Radios entdeckt und erfuhr so, dass der Welt da draußen eine Invasion drohte. Japans kaiserliche Armee rückte aus dem Norden an. Als sie von den furchtbaren Massakern von Nanking und Kanton las, begriff sie allmählich, welches Grauen sich in das Herz Chinas fraß.
    Sing hatte ihre persönlichen Kriege ohne Kenntnis dieser Dinge ausgefochten. Erst jetzt ging ihr auf, wie groß ihr Land war, und sie begann, seine Geschichte zu verstehen. Sie erfuhr vom Warlord
Sun-Yat-Sen; dem jungen Mao-Tze-Tung und seiner Rebellenschar; und seinem Gegner Chiang-Kai-Shek, dem Führer der Kuomintang. Die Japaner hielten seit Jahren die Mandschurei und Shanghai besetzt und drängten täglich weiter nach Süden.
    Dass der Mann, der ihr die Bedeutung der Liebe gezeigt hatte, selbst in Gefahr geraten könnte, machte ihre Augenblicke mit ihm umso wertvoller. Tobys Besuche nahmen ab, als mit dem Vordringen der Japaner nach Süden die Verteidigungsmaßnahmen für Hongkong verstärkt wurden. Die Nachrichten, die Sing einst so fremd vorgekommen waren, schienen sie jeden Tag persönlicher zu betreffen. Miss Bramble verdoppelte ihre philanthropischen Bemühungen, und Sing unterstützte sie dabei, so oft sie konnte, dankbar für die Möglichkeit, mehr tun zu können, als nur dem für sie immer noch fremden Luxus zu frönen.

    Als sie sich schließlich wieder für gesund hielt, war auch die Renovierung der Villa Formosa abgeschlossen. Angus Grant hatte die Arbeiten überwacht und sich der Fotografien und der Erinnerung bedient, um das Mobiliar wieder dort hinzustellen, wo es bei Ben und Li-Xia gestanden hatte.
    Ein weiteres Fahrzeug hatte unzählige Flaschen seltenen Weins hergefahren, die in Strohhüllen eingepackt waren - erlesener Champagner, Scotch, Napoleon Brandy und Fässer mit Navy-Rum. Angus hatte sich bereit erklärt, den Bestand zu prüfen und die erneute Einlagerung im Keller zu übernehmen, aber Sing hatte darauf bestanden, dass er sich sowohl vom Alkohol als auch den versiegelten Tabakbehältern und Kisten mit Havanna-Zigarren nähme, was immer er wolle.
    Der schottische Rechtsanwalt hatte höflich abgelehnt. »Das gehört alles hierher, Mädel. Wer weiß denn, ob er nicht wiederkommt und ihm dann etwas fehlt?« Er hatte sich eine Flasche Glenfiddich ausgesucht. »Aber wenn Sie davon noch eine Flasche oben hätten für den Fall, dass ich mal hereinschaue, würde ich nicht Nein sagen!«

    Angus wurde ernster. »Eine Bitte hätte ich.«
    Sing hatte ihn inzwischen sehr ins Herz geschlossen. »Alles, Angus, was immer Sie wünschen.«
    »Begeben Sie sich nicht hinter das fünffach verriegelte Tor und in den Birkenwald, bis ich Sie selbst dorthin begleite. Der Garten ist Sperrgebiet für Ah-Kin, da man es auf Bens Wunsch hin hat verwildern lassen. Er ist bestimmt voller Schlangen. In ein, zwei Monaten, wenn Sie seefest geworden sind, lasse ich ihn ausschneiden.«

    Ihre erste Woche unter dem väterlichen Dach war die gesunden, unbesorgten Schlafs. Im

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