Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai

Vom Netzwerk:

kalt.
    Sie ignorierte die Drohung in seiner Stimme. »Natürlich nicht. Mein Wort wäre nichts gegen das Wort des Taipans Ching. In dieser
Mappe sind Kopien der Aufzeichungen der Familie Devereaux über ihre geschäftlichen Beziehungen zu dem Haus von Ho-Ching und der Triade ›Gelber Drachen‹. Sie enthüllen, dass die Geheimgesellschaft auf die Familie Ching zurückgeht und ihr Drachenkopf der älteste Sohn jeder Generation ist. Sie beweisen, dass Sie nun der Drachenkopf sind, Oberherr der Geheimbundlogen weltweit.«
    Ohne den Tee anzurühren, erhob sie sich. »Ich bitte Sie nur, diese Seiten zu lesen und zu überlegen, welchen Wert sie für Sie darstellen. Die Originale befinden sich im Safe meines Rechtsanwalts, weitere Kopien an Orten, die nicht mal Sie ausfindig machen können. Wenn mir irgendetwas zustößt oder meinen Freunden und meiner zukünftigen Familie, werden sie dem Gouverneur überbracht. In diesem Fall würde der Name von Jack Teagarden Ching nicht länger für einen Pfeiler der Gesellschaft und öffentlichen Wohltäter stehen. Sie würden als der Verräter entlarvt, der versucht hat, Colonel Pelham zu erpressen, sein Land feige zu verraten. Sie würden für lange Zeit ins Gefängnis wandern, und Ihre Vorfahren würden angesichts der Schande laut aufschreien.«
    Er übersah die geöffnete Tasche. »Und falls ich mich einverstanden erkläre, dich von dem sung-tip zu befreien und das Ende des Blutschwurs zu garantieren, werden mir dann die Originaldokumente vollständig ausgehändigt?«
    »Darauf haben Sie mein Wort … aber ich kann mir nie sicher sein, dass nicht ohne mein Wissen eine weitere Kopie angefertigt worden und ohne meine Zustimmung benutzt worden ist. Es gibt viele, denen mein Wohlergehen am Herzen liegt.« Sing legte die Dokumente neben die Geldscheine und schloss die Aktenmappe, zum Aufbruch bereit. »Nehmen Sie diese Bezahlung an oder nicht … ich schulde Ihnen nichts.«
    »Du hast etwas Wichtiges übersehen, Topas. In wenigen Wochen wird diese Insel keine britische Kolonie mehr sein, sondern zum Japanischen Kaiserreich gehören. Die Goldgötzen, die dir gestatteten einzutreten, sind Diabutsu, die Buddhas Japans. Ich bin gut vorbereitet. Was sind deine Dokumente dann noch wert?«

    Sing war bereits die ersten Stufen hinabgestiegen, drehte sich jedoch noch einmal um, um ihn anzusehen, einen Herzschlag lang stumm. »Wenn Hongkong an die Japaner fällt, werden England und seine Verbündeten es befreien. Wenn Sie das nicht glauben, verbrennen Sie die Dokumente, wenn Sie wollen. Ich glaube aber, dieses Risiko gehen Sie lieber nicht ein.«
    Ching musterte sie, dann wandte er sich um und ließ den Blick über den Victoria-Hafen schweifen. »Ist dein Handel hier noch an weitere Bedingungen geknüpft?«
    »Es sind noch zwei weitere Personen betroffen. Beides Mörder. Der eine, der den grausamen Tod meiner Mutter verursachte, war ein Älterer Bruder, ein dai-lo des Gelben Drachens. Er ist als Chiang-Wah bekannt.«
    Im Gesicht des Drachenkopfes zeigte sich keine Regung. »Chiang-Wah der Grimmige ist tot, der macht keinem mehr Schwierigkeiten. Und der andere?«
    »Der Energische, der Ihnen die Stiefel leckt und den ich von Kindheit an kenne. So lange er lebt, wird mein Leben und das derer, die ich liebe, immer in Gefahr sein. Befehlen Sie ihm, sich von mir fernzuhalten.«
    Ching erhob sich und gab damit zu verstehen, dass das Gespräch zu Ende war. »Ich werde meinen Rechtsanwälten diese Papiere zur Durchsicht geben. Wenn es sich so verhält, wie du sagst…« - er lächelte freundlicher -, »und selbst, wenn nicht, wird der Blutschwur zwischen dem Haus Ching und dem Haus Devereaux beendet sein. Unsere Väter haben bereits ihren Frieden im Jenseits gefunden. Wir sollten nichts mehr tun, um sie zu stören.
    Ah-Keung dagegen steht auf einem anderen Blatt«, fuhr Ching fort. »Er fürchtet niemanden, nicht einmal mich. So lange ich ihn gut bezahle, gehorcht er mir … aber ich traue ihm nicht. Mit ihm musst du deine Rechnung selbst begleichen.«

34. KAPITEL
    Das Amulett
    Dieser Tage bekam Sing Toby kaum zu Gesicht. Die Japaner rückten immer näher an Hongkong heran, und er arbeitete Tag und Nacht. Sing verbrachte viele Stunden mit Angus, vertiefte sich in die Einzelheiten ihrer Geschäftsanteile und begann, das Büro über den Lagerräumen in der Causeway Bay zu nutzen, in dem einst ihre Mutter die Ladungsverzeichnisse und Seefrachtbriefe der Double-Dragon-Schiffe überprüft hatte. Es war ein