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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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geschworen, ehe der Tu-ti die siu-jeh für ihr restliches Leben verpflichtet.
Von diesem Augenblick an befindet sie sich in Sicherheit, aber sie ist nie mehr frei.«
    »Aber das sind wir, die mui-mui , doch auch nicht«, entgegnete Li-Xia, noch immer sehr verwirrt. »Eine Familie wie unsere kann auf einen derartigen Komfort und Wohlstand nicht hoffen. Dennoch sind wir nicht frei. Stimmt es, dass sie im Austausch für ihren Daumenabdruck für ihre Arbeit bezahlt werden? Dass ihnen erlaubt wird, zu festlichen Anlässen das Dorf zu besuchen? Dass sie Fächer besitzen, die ihnen Kühle bescheren, und einen Ofen, der sie warm hält?«
    Kiesel spuckte in den Staub, sie antwortete nur widerwillig. »Ming sieht nur Gutes in der Schwesternschaft der sau-hai. Er will keine schwangeren Weberinnen, also bezahlt er sie und sorgt für bessere Bedingungen. Die larn-jai wagen sich nicht an sie heran. Wenn sich jemand nachts vor ihnen vorsehen muss, dann sind es die mui-mui .«
    Kiesel sprang auf die Füße. Blitzartig erschien der gebogene Haken in ihrer Faust. »Aber an uns kommen die larn-jai auch nicht ran. Die wissen, dass ich ihnen die Eier abgeschnitten habe, bevor sie auch nur ›Pech‹ sagen können.« Beim Anblick von Li-Xias verblüffter Miene kicherte sie, reckte sich und hob herausfordernd die Faust. »Der Leitspruch unserer Familie lautet: Wir verstecken uns vor nichts und laufen vor niemandem davon.« Die mung-cha-cha klatschten und jubelten, sprachen die Worte ihrer Führerin mit hoch erhobenen Fäusten nach.
    Li-Xia dachte an die larn-jai , die wie Wasserratten zwischen dem Vieh wohnten und sich eine Horde räudiger gelber Hunde gezähmt hatten, die ihnen nun überallhin folgten. Manche waren so jung wie die mui-mui , andere schlaksige Jugendliche, bösartig und unflätig in ihrer wilden Energie. Nachdem sie gesehen hatte, wie schmutzig die larn-jai vom Aussehen und Benehmen her waren, hatte sie sie gemieden und sich um ihre höhnischen Bemerkungen nicht gekümmert, wenn sie zu Tagesbeginn ihre Körbe holten.
    »Warum sind die hier«, fragte sie Kiesel, »und schnüffeln um die Hütten wie die Hunde, die sie mästen und dann essen?«

    Lachend steckte Kiesel die Stahlschneide ins Haar zurück. »Das sind hirnlose Rohlinge, aber sie werden für die schwere Arbeit gebraucht. Dafür bekommen sie genug zu essen und einen Schlafplatz bei den Schweinekoben und Gemüsebeeten. Sie trachten nach der Gunst der mui-mui , bieten frisches Gemüse oder eine Frucht an, und manche unter uns gewähren sie ihnen in irgendeiner dunklen Ecke, allerdings nur mit dem Mund oder der Hand. Jungfräulichkeit ist oberstes Gebot der sau-hai , deshalb geht keiner ein Risiko ein, außer jenen, die schon genommen wurden und nichts mehr erhoffen können.«
    Sie lächelte bitter. »Unter diesen mui-mui- Närrinnen gibt es keine, die nicht davon träumt, eines Tages am Webrahmen arbeiten zu können.« Kiesel hielt inne und blickte in die Runde. »Ah-Jeh weiß, dass dergleichen geschieht, aber die larn-jai von den mui-mui trennen zu wollen wäre, als würde man die Jackfrucht vor dem Affen verstecken wollen.«
    »Ein weiterer Preis für Kamm und Spiegel ist der, dass man nie Donner und Regen mit einem Mann zwischen den Beinen kennenlernen und nie ein Baby an seine Brust halten wird«, knurrte Beifuß.
    »Es gibt Frauen, die nie von einem Mann berührt werden und gelernt haben, einander auf diese Weise Freude zu schenken«, setzte Erdnuss hinzu. »Manche sagen, Ah-Jehs Assistentin steht in ihrem Bann und teilt sich manchmal das Bett mit ihr.«
    Kiesel schnaubte vor Ekel. »Genug von der schwarzen Krähe und ihrer Herde.« Sie ließ ihren Hut in den Fluss segeln, rannte ans Ufer und blickte zurück. »Eines vergiss nie, Holzapfel, bei all ihrem Lächeln und all ihrer Reinheit ist ihre Hand gnadenlos gegenüber denjenigen, die ungehorsam sind. Ihre Macht reicht tausendmal tausend Meilen. Sei also nicht dumm … und überlege dir sorgfältig, was du dir wünschst.« Und mit diesen Worten hechtete sie in den Fluss, ihrem Hut hinterher.

6. KAPITEL
    Der Geisterbaum
    Es war ein langer, harter Winter gewesen. Die mui-mui hatten das Dach ausgebessert, die Hüttenseiten hinuntergelassen und festgezurrt. Dennoch war der Wind hindurchgefahren, und durch das aufgeweichte Strohdach war Regen geströmt. Als die Haine still dalagen, da klirrender Frost und stummer Schnee Anspruch darauf erhoben, suchten die mui-mui nach Feuerholz und arbeiteten in den Schuppen. Die

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