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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die ganze Wahrheit gesagt: Elsa war tatsächlich die beste Köchin, die man sich nur vorstellen konnte. Es dauerte zwar noch eine geraume Weile, bis sie und ihr Mann mit dem Essen kamen, doch das Warten hatte sich gelohnt. Hatte sie schon geglaubt, in Bjarnisund das beste Essen der ganzen Welt bekommen zu haben, so fehlten ihr für das, was die grauhaarige Bäckersfrau ihr vorsetzte, schlichtweg die Worte. Sie aß, bis sie satt war, aß weiter, bis sie glaubte platzen zu müssen, und aß sogar dann noch weiter, bis es einfach nicht mehr ging. Ansgar sah ihr schweigend zu, aber mit unübersehbarer Missbilligung, während sich Elsa so zufrieden zeigte, wie es nur eine Köchin sein konnte, deren Essen so unübersehbar gewürdigt wurde. Hendrik war nur kurz bei ihnen geblieben und hatte sich dann mit der Erklärung zurückgezogen, dass er an einem Markttag wie heute das Geschäft nicht länger als unbedingt nötig geschlossen halten konnte.
    »Ich glaube, ich muss einmal ein ernstes Wörtchen mit Arla sprechen«, sagte Elsa, als Katharina endlich fertig war und ihren Teller mit einem Seufzen tiefster Zufriedenheit zurückschob. Sie erinnerte sich nicht mehr genau, ob sie ihn zwei- oder dreimal nachgefüllt hatte. »Es ist eigentlich gar nicht ihre Art, ihre Gäste hungern zu lassen.«
    »Das tut sie auch nicht!« antwortete Katharina hastig. »Aber das Essen war so köstlich, dass ich gar nicht aufhören konnte.«
    »Du bist eine Schmeichlerin«, behauptete Elsa. »Das hast duauch von deinem Bruder, nehme ich an.« Sie legte den Kopf auf die Seite und betrachtete sie einen Augenblick lang, als sähe sie sie zum ersten Mal. »Du solltest dir das Haar wachsen lassen, mein Kind. Es ist eine Schande darum. Außerdem wärst du die erste Frau eures Volkes mit einer Knabenfrisur.«
    »Sie sind nicht mein –«, begann Katharina, biss sich aber dann auf die Unterlippe und sah Ansgar kurz und beinahe schuldbewusst an.
    »Doch, das sind sie«, beharrte Elsa lächelnd. »Schau in einen Spiegel, wenn du mir nicht glaubst, mein Kind.«
    »Kara ist aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen, als sie Santen gesehen hat«, mischte sich Ansgar ein; irgendwie hastig, wie Katharina fand. Er lachte. »Ich glaube, sie hat noch nie eine Stadt gesehen, die mehr als zwölf Einwohner hat.«
    »He!«, protestierte Katharina.
    »Dann hast du ihr ja eine Menge zu erzählen«, sagte Elsa. Sie stand auf und begann die geleerten Teller zusammenzuräumen, schüttelte aber rasch den Kopf, als Katharina ihr helfen wollte – was Katharina einigermaßen erstaunte. Abgesehen von den wenigen Tagen in Bjarnisund war es bisher stets sie gewesen, die den Tisch abräumen, die Reste an die Schweine verteilen und die Teller sauber schrubben musste. Wenn man es ihr überhaupt gestattet hatte, mit am Tisch zu essen.
    »Viel lieber wäre es mir, wenn er sie mir zeigen würde.«
    »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Wieso?«
    Elsa hatte die Teller bereits zusammengeräumt und wollte sie gerade aufnehmen, ließ sie aber jetzt noch einmal sinken und setzte sich wieder. Sie tauschte einen raschen (und – wie sie vielleicht selbst glaubte – verstohlenen) Blick mit Ansgar, bevor sie antwortete. »Ansgar und seine Familie sind gute Freunde und immer gerne bei uns gesehen, aber der Moment ist … ein wenig ungünstig.«
    »Weil sie Wikinger sind?«
    »Sie selbst nennen sich Nordmänner, und ich glaube, dieses Wort ist ihnen auch lieber«, sagte Elsa betont. »Weißt du, was das Wort Wikinger bedeutet?«
    Katharina schüttelte den Kopf. Noch vor zwei Wochen hatte sie nicht einmal gewusst, dass es dieses Wort gab.
    »Es heißt so viel wie Krieger«, sagte Elsa. »Und für manche bedeutet es auch Räuber oder Mörder . Aber das trifft auf Erik und sein Volk ganz gewiss nicht zu, und jedermann hier weiß das auch. Aber du weißt, was in Ellsbusch geschehen ist, nicht wahr?« Sie schüttelte den Kopf und lächelte hastig und fast verlegen, bevor Katharina zu einer Antwort ansetzen konnte. »Wie dumm von mir. Wenn nicht du, wer dann?«
    Katharina zog nur die linke Augenbraue hoch, aber Elsas Worte machten sie hellhörig. Anscheinend wusste die Bäckersfrau genau, was geschehen war, und auch, welche Rolle sie dabei gespielt hatte. Allmählich begann Katharina sogar zu vermuten, dass sie die Einzige hier, war, die nicht über alles Bescheid wusste.
    »Die Menschen haben Angst, Kara«, fuhr Elsa fort, wobei sie ganz bewusst den Namen benutzte, den Ansgar ihr wohl

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