Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
genannt hatte. »Jeder hier weiß, dass Erik und die Seinen friedliche Händler und Kauffahrer sind, aber der Überfall auf Ellsbusch hat zu viele schlimme Erinnerungen wachgerufen. Erinnerungen an schreckliche Dinge, die den Menschen Angst machen. Und Menschen, die Angst haben, reagieren manchmal nervös. Im Moment ist es sicherer, wenn ihr euch nicht auf den Straßen sehen lasst.«
    »Die Fenrir liegt im Hafen«, erwiderte Katharina. »Als ich sie das letzte Mal gehen habe, da hatte sie ziemlich viele Nordmänner an Bord.«
    »In diesem Falle wohl eher Wikinger«, seufzte Elsa. »Aber das macht es eher schlimmer. Jedermann kennt Wulfgars Ruf.Und aus genau diesem Grund hat sich die Fenrir auch freiwillig von Guy de Pardeville aufbringen lassen, und seine Männer sind ihm und Baron zu Guthenfels widerstandslos hierhergefolgt, um ihre Unschuld zu beweisen.«
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Katharina.
    »Auch das habe ich gehört«, seufzte Elsa. »Und da Ansgar und sein Großvater dir glauben, glaube ich dir auch … aber das macht es allerhöchstens noch schlimmer, nicht besser.«
    »Wieso?«
    Elsa seufzte. »Wulfgar und die meisten seiner Männer sind in der Stadt«, sagte sie. »Und wenn du wirklich die Wahrheit sagst, dann können sie nicht daran interessiert sein, dass du es allzu vielen anderen erzählst. Es wäre gefährlich, wenn du dich in der Stadt sehen lässt.«
    »Und wie lange?«, fragte sie.
    »Vorerst für heute«, sagte Elsa hastig. »Auch wir haben Freunde in der Stadt – wenn man das beste Brot weit und breit backt, bleibt das nicht aus, weißt du? –, und sobald sich die Aufregung ein bisschen gelegt hat …« Sie sah plötzlich so aus, als hätte sie den Satz angefangen, ohne wirklich zu wissen, wie sie ihn beenden sollte, und rettete sich prompt in ein unsicheres Lächeln.
    »Jedenfalls ist es besser, wenn Ansgar und du im Haus bleiben«, sagte sie. »Aber ich beantworte dir gerne alle Fragen, die du hast. Ganz egal, wie viele es sind … selbst wenn ich dieses Versprechen bestimmt bedauern werde.«
    Und damit sollte sie Recht behalten.
    *
    Da sie so unendlich viele Fragen über die Stadt, ihre Bewohner und vor allem das Leben in Santen stellte, hatte sie die Hälfte der Antworten natürlich schon wieder vergessen, als sich derTag dem Ende zu neigte und Elsa schließlich erschöpft aufgab. Sie hatte tatsächlich – fast – alle Fragen beantwortet, die Katharina ihr gestellt hatte, und dabei eine wahre Engelsgeduld an den Tag gelegt, und aus dem, was Katharina bisher nur gefürchtet hatte, war längst bittere Gewissheit geworden, nämlich dass es da eine ganze Welt voller Wunder und unvorstellbarer Dinge jenseits des erbärmlichen Lebens gab, das sie bisher geführt hatte; eine Welt, die zu entdecken und zu erforschen selbst ein ganzes Menschenleben vielleicht nicht ausreichen würde. Und inzwischen erging es ihr wieder so wie vorhin, als sie am Fenster gestanden und auf den Marktplatz hinuntergesehen hatte: In all die Freude und Aufregung über dieses neu entdeckte Leben mischten sich Bitterkeit und Zorn, um genau dieses Leben bisher betrogen worden zu sein.
    Als die Sonne unterging, schloss Hendrik den Laden und gesellte sich zu ihnen, und seine Frau tischte ihnen ein Abendessen auf, das Katharina beinahe noch köstlicher und reichhaltiger vorkam als das Mittagsmahl, doch danach bestand Elsa darauf, dass es für heute genug wäre und sie zu Bett gehen sollte.
    Katharina protestierte zwar, allerdings nur sozusagen der Ordnung halber. Sie war sehr müde. Der lange Weg hierher und das beinahe ebenso lange Gespräch (sie hatte überrascht festgestellt, dass Reden tatsächlich genau so anstrengend sein konnte wie körperliche Arbeit) begannen ihren Preis zu fordern. Elsa musste kein drittes Mal darauf bestehen, dass sie sich in die kleine Dachkammer zurückzog, um zu schlafen.
    »Und wundere dich nicht, wenn es heute Nacht ein bisschen lauter wird«, schloss ihre grauhaarige Wohltäterin, bevor sie die Tür hinter sich zuzog. »Nach einem Markttag wie heute reinigt Hendrik immer den Backofen, und das kann bis spät in die Nacht dauern. Ich sage ihm, dass er leise sein soll, aber ganz versprechen kann ich es dir nicht.«
    Katharina nuschelte nur eine Antwort, die sie selbst nichtrichtig verstand, rollte sich in ihre Decke ein und war schon eingeschlafen, bevor Elsas Schritte auf der Treppe draußen verklungen waren. Aber es war kein sehr erholsamer Schlaf. Immer wieder wachte sie auf, mit

Weitere Kostenlose Bücher