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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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klopfendem Herzen und der wirren Erinnerung an noch wirrere Albträume, und einmal war ihr Gesicht nass, und ihre Augen brannten, als hätte sie im Schlaf geweint.
    Schließlich – ihr Gefühl sagte ihr, dass es mindestens Mitternacht sein musste – resignierte sie, setzte sich auf und versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen … was ihr natürlich nicht gelang. Ihr Herz klopfte noch immer, als wäre sie stundenlang gerannt, und zugleich war sie noch benommen vom Schlaf. Zugleich spürte sie, dass sie jetzt keine Ruhe mehr finden würde; und wie auch, wo doch binnen eines einzigen Tages ein ganzes Jahrzehnt gestohlener Lebenszeit über sie hereingebrochen war?
    Im Haus war es nicht still. Gedämpft, aber dennoch deutlich hörbar drangen Geräusche aus dem Erdgeschoss zu ihr herauf; Stimmen und ein beständiges Poltern und Rumoren, das in der Stille der Nacht wahrscheinlich noch drei Häuser weiter zu hören war. Elsa hatte ihr ja gesagt, dass ihr Mann bis spät in die Nacht damit beschäftigt sein würde, die Spuren des turbulenten Markttages zu beseitigen und den Backofen zu reinigen. Sie vermutete, dass auch Ansgar dabei war, um seinen Anteil an der Arbeit zu leisten, und da sie spürte, dass sie so schnell ohnehin nicht wieder einschlafen würde, konnte sie ebenso gut nach unten gehen und sich ein bisschen nützlich machen. Immerhin hatte sie die Gastfreundschaft dieser guten Leute in Anspruch genommen und ihr Essen gegessen, da war es nur recht und billig, wenn sie wenigstens etwas davon auf ihre Weise zurückzahlte.
    Sie stand auf, überlegte einen Moment, in Hose und Sandalen zn schlüpfen, und behielt dann nur das Kleid an, in dem sie ohnehin geschlafen hatte. Geräusche und Stimmen wurdenlauter, als sie auf nackten Füßen die Treppe hinunterschlich, und das unstete Licht flackernder Kerzen wies ihr den Weg.
    Die Stimmen kamen ihr aufgeregt vor – aufgeregter, als sie sein sollten, ging es doch nur um etwas so Banales wie das Reinigen eines Ofens! –, und es war nicht nur Hendriks Stimme, die sie hörte. Dort unten redeten mindestens drei oder vier Männer aufgeregt und mit nur mühsam im Zaum gehaltenen Stimmen durcheinander, und ein- oder zweimal glaubte sie so etwas wie ein Stöhnen zu hören.
    Auf halber Höhe der Treppe bleib sie stehen, und nun begann ihr Herz vor Angst zu klopfen. Was ging dort unten vor? Das klang nicht nach Aufräumen, sondern eher nach einem Kampf, mindestens aber nach einem ausgewachsenen Streit.
    Nunmehr endgültig auf Zehenspitzen schlich sie weiter, hielt noch mindestens zwei- oder dreimal an, um zu lauschen, und blieb schließlich so auf der Treppe stehen, dass sie zumindest einen Teil der Backstube einsehen konnte, ohne selbst sofort entdeckt zu werden.
    Auf den ersten Blick allerdings erschien ihr diese Vorsichtsmaßnahme überflüssig. Die Backstube war leer, sah aber ganz und gar nicht aufgeräumt aus, sondern noch viel unordentlicher und überladener als am Tag, aber es war keine Menschenseele zu sehen. Es war nicht mehr so erstickend warm wie am Tag, was daran lag, dass der große Backofen tatsächlich erloschen war: Die eiserne Klappe stand offen, und dahinter war keine Glut mehr zu sehen, sondern nur eine Schicht aus weißer Asche, die sich kaum noch von dem Überzug aus pulverfeinem Mehl unterschied, der alles hier bedeckte. Darüber hinaus schien Hendrik aber seine Konzentration vor allem darauf verwandt zu haben, hier alles durcheinanderzuwerfen und zu verwüsten anstatt aufzuräumen.
    Es sah wirklich ein bisschen aus wie nach einem Kampf, dachte sie beunruhigt. Und auch die Stimmen, die jetzt deutlich lauter an ihr Ohr drangen, klangen eindeutig erregt; zornig.
    Ihre Verursacher konnte sie immer noch nicht sehen, und seltsamerweise fiel es ihr plötzlich schwer, die genaue Richtung auszumachen, aus der die Stimmen kamen.
    Aus … dem Boden?
    So unsinnig ihr der Gedanke im ersten Moment vorkommen mochte, es war ganz genau so.
    Nur ein kleiner Teil des Bodens, der, auf dem der schwere Backofen stand, bestand aus festgestampftem Erdreich, der Rest aus dicken hölzernen Bohlen, deren Ritzen aber so mit Schmutz und Mehlstaub verstopft waren, dass man schon genau hinsehen musste, um das zu entdecken.
    Noch genauer musste sie hinsehen, um die schmale Klappe im Boden zu entdecken, unter der sich offensichtlich ein verborgener Keller befand. Wären die frischen Fußspuren in der Schicht aus Mehl und Staub nicht gewesen, hätte sie sie vielleicht nicht einmal

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