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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht am Ufer ausschwärmten, um nach ihnen zu suchen!
    Aber diese Verblüffung hielt nur wenige Augenblicke an, bevor sie sich selbst eingestehen musste, dass die Gauklerin Recht hatte. Welchen Sinn hatte Wulfgars Angriff eigentlich gehabt, wenn er jetzt einfach wieder abzog?
    »Vielleicht … vielleicht haben sie ja gesehen, wie wir über Bord gefallen sind, und glauben, wir wären ertrunken«, sagte sie zögernd.
    Vera warf ihr einen schrägen Blick zu, dachte aber trotzdem sichtlich einen Moment lang über diese Worte nach. Dann schüttelte sie umso überzeugter den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Dann hätten sie das Ufer nach unseren Leichen abgesucht. Hier geht irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu. Bleib hier!« Und damit watete sie wadentief ins Wasser hinein und begann zu dem gestrandeten Schiffchen zurückzueilen.
    Katharina sah ihr mit klopfendem Herzen nach, und ein nicht kleiner Teil von ihr schrie fast hysterisch auf und fragte sich, ob sie nun endgültig den Verstand verloren hatte. Nicht nur Gott selbst, sondern auch alle seine Engel mussten ihre schützenden Hände über sie gehalten haben, damit sie gerade nicht ertrunken war, und jetzt ging sie freiwillig ins Wasser zurück? Aber sie tat es trotzdem, denn noch schrecklicher als die Angst vor dem Wasser war plötzlich ihre Furcht davor, allein zurückzubleiben.
    Ihr Herz klopfte mit jedem Schritt schneller, den sie in das eisige Wasser hineinwatete, und ihre kreischende Fantasie beharrte darauf, dass sie gleich in ein verstecktes Loch treten und jämmerlich ertrinken musste, was nur die gerechte Strafe dafür wäre, das Schicksal auf so unverschämte Weise herauszufordern.
    Nichts von alledem geschah. Das Wasser stieg ihr bis zu den Waden, und weder tat sich der Boden auf, um sie zu verschlingen, noch sprang irgendein Meeresungeheuer aus dem Fluss heraus, um sie in die Tiefe zu reißen. Nicht einmal aus dem Nebel tauchte das klitzekleinste Ungeheuer auf, um über sie herzufallen.
    Andererseits war die Wirklichkeit schon schlimm genug.
    Nach drei oder vier Dutzend Schritten hatte sie Vera eingeholt, und schon auf dem letzten Stück wurde sie wieder langsamer, und aus ihrer natürlichen Angst vor dem Wasser wurde eine vollkommen andere Beklemmung, die auf ihre Art genau so schlimm war.
    Die Gauklerin hatte direkt vor dem gestrandeten Schiff Halt gemacht und beugte sich jetzt über eine leblose Gestalt, die mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb. Es war einer von Guthenfels’ Männern, und Katharina war im Stillen sehr dankbar dafür, dass Vera ihn nicht herumdrehte, um sich davon zu überzeugen, dass er auch tatsächlich tot war. Die drei schwarz gefiederten Pfeile, die aus seinem Rücken ragten, waren mehr als Beweis genug dafür.
    Ein neuer und bitterer Geschmack breitete sich auf ihrer Zunge aus. Vielleicht war es erst der Anblick dieses Toten, der ihr klar machte, wie knapp Vera und sie selbst dem gleichen Schicksal gerade entronnen waren.
    Und sie fragte sich noch einmal, warum eigentlich.
    Vera richtete sich mit einem tiefen Seufzen auf und bedeutete ihr mit einer Geste (auf die sie auch diesmal nicht hören würde) zurückzubleiben und watete auf das gestrandete Schiff zu. Katharina wartete, bis sie es erreicht hatte und sie sehen konnte, dass ihr das Wasser nur bis zu den Hüften reichte, doch dann raffte sie all ihren Mut zusammen und folgte ihr. Die Gauklerin zog sich mit einer scheinbar mühelosen Bewegung auf das schräg stehende Deck hinauf, wandte sich auf den Knien um und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr an Bord zu helfen.
    Der Tote, den sie am Ufer gefunden hatten, war nicht der einzige. Auf dem Schiff erwartete sie ein halbes Dutzend weiterer reglosen Körper, und Katharina hatte auch den Anblick nicht vergessen, mit dem die Männer über Bord gefallen und in den brodelnden Fluten versunken waren. Das Deck war nicht nur glitschig von Wasser, sondern auch von Blut, das hier in Strömen geflossen war, und der Gestank nach Tod und Sterben schnürte ihr nicht nur im übertragenen Sinne die Kehle zu. Sie stand einfach nur da und beobachtete, wie Vera gebückt von einem zum anderen ging und die Männer der Reihe nach untersuchte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie hier auch nur einen einzigen Überlebenden finden würden.
    Umso erstaunter war sie, als Vera plötzlich scharf die Luft zwischen den Zähnen einsog und heftig mit beiden Armen zu gestikulieren begann. »Er ist noch am Leben! Schnell! Hilf mir!«
    Katharina war

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