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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erinnerte, und daran, was dieses so harmlos aussehende Stück Holz anrichten konnte.
    »Da ist noch mehr«, sagte Vera mit sonderbarer Betonung. »Einer der Angreifer hat einen Brotlaib erstochen und sein Messer darin stecken lassen, und ein anderer war sogar unachtsam genug, seinen Helm zu vergessen.«
    Katharina sah sie fragend an. Veras Stimme war plötzlich so seltsam wie ihre Wortwahl, und sie erwiderte ihren Blick auf eine Art, als erwarte sie eine ganz bestimmte Reaktion. Als sie nicht kam, nahm sie den Pfeil wieder an sich und ließ ihn mit einem Achselzucken in ihrem Beutel verschwinden.
    »Lass uns sehen, ob wir noch etwas zu essen finden«, sagte sie. »Oder etwas anderes Nützliches.«
    »Du willst die Leute hier bestehlen?«, fragte Katharina erschrocken.
    »Was für ein großes Wort.« Vera verdrehte die Augen. »Da ist ein bisschen Milch und das erstochene Brot. Wir könnten es auch liegen lassen, damit es schlecht wird.« Ohne Katharinas Antwort abzuwarten, fuhr sie auf dem Absatz herum und verschwand wieder in dem Haus, aus dem sie gerade gekommen war. Katharina folgte ihr, wenn auch mit einem bangen Gefühl und schon wieder heftig klopfendem Herzen.
    Das Innere der kleinen Hütte hielt, was sein Äußeres versprochen hatte: Es war dunkel, stickig und hätte wohl selbst in Ellsbusch als ärmlich gegolten. Aus einem einzigen Baum gefertigt, bestand seine gesamte Einrichtung lediglich aus einem einfachen Bett, einem simplen Tisch samt der dazugehörigen Stühle und einer groben Truhe – oder hatte daraus bestanden, um genau zu sein, denn alles war zerschlagen und wie in einemAnfall sinnloser Raserei zerstört. Selbst die Truhe war wie von gewaltigen Axthieben getroffen und in Stücke gebrochen, und die wenigen Kleider und armseligen Habseligkeiten, die die Bewohner dieses Hauses darin aufbewahrt hatten, waren ausnahmslos zerschnitten oder auf andere Weise zerstört.
    Während Vera zwei der umgestürzten Stühle aufrichtete und sich vorsichtig davon überzeugte, dass sie ihr Gewicht tragen konnten, ging Katharina hin und betrachtete das, was von der gesamten Habe der Menschen übriggeblieben war, die einmal hier gelebt hatten. Nichts hier war von besonderem Wert gewesen, oder auch nur hübsch, bevor es so sinnlos zerstört worden war … aber es war alles gewesen, was die Menschen hier besessen hatten, und der Gedanke, dass irgendjemand es so grundlos und vollkommen zerstört hatte, erfüllte sie mit einer Mischung aus Trauer und Zorn. Warum taten Menschen so etwas? Sie konnte noch verstehen, wenn sie etwas stahlen, weil sie es selbst brauchten, oder auch einfach nur haben wollten, aber wozu diese sinnlose Zerstörung?
    Das Schimmern von Metall fing ihren Blick ein. Zögernd ging sie in die Knie, streckte die Hand danach aus und blickte verwirrt auf ein zerrissenes Lederbändchen, an dem ein kleiner bronzefarbener Anhänger in Form eines missgestalteten Hammers hing.
    »Das ist ein Thorshammer«, sagte sie erstaunt.
    »Den muss wohl einer der Männer deines Großvaters verloren haben«, sagte Vera. »Das Zeug liegt hier überall herum.« Sie seufzte. »Wirklich, Wutfgar sollte mal ein ernstes Wort mit seinen Kriegern reden. Sie sind ziemlich schlampig. Man könnte meinen, sie wollen, dass jedermann weiß, wer das hier getan hat.«
    Katharina schloss die Hand um den bronzenen Thorshammer und ging zu ihr zurück. »Was meinst du damit?«
    »Ich meine überhaupt nichts.« Vera machte eine wedelnde Handbewegung auf den Tisch, auf dem sie alles zusammengetragen hatte, was der sinnlosen Zerstörungswut der Angreifer entgangen war: ein halber Brotlaib, aus dem tatsächlich der Griff eines schweren Wikingerdolchs ragte, ein halb zerbrochener Tontopf mit Schmalz und ein zweiter, in dem noch ein Rest (nicht ganz sauberer) Milch schwappte. Ihr schlechtes Gewissen wollte sich schon wieder melden, aber sie brachte es mit dem Argument zum Schweigen, dass Vera vollkommen Recht hatte und das kostbare Essen nur verderben würde, wenn sie es liegen ließen. Außerdem knurrte ihr Magen schon wieder.
    Sie aßen schweigend. Katharina war längst satt, noch bevor sie die Hälfte des Brotes verzehrt hatten, doch Vera beharrte darauf, dass sie alles aufaß; schließlich konnten sie nicht wissen, wann sie das nächste Mal etwas bekamen.
    »Und jetzt müssen wir entscheiden, wie es weitergeht«, sagte Vera, als sie zu Ende gegessen hatten und Katharina das Gefühl hatte, sich kaum noch bewegen zu können; geschweige denn

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