Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
irgendwohin zu laufen. »Wie die Dinge liegen, sollten wir niemandem trauen, und hierbleiben können wir schon gar nicht. Das heißt, dass wir mindestens zwei Tage brauchen, um nach Zons zu kommen. Wenn nicht drei.«
    Sie wartete einige Momente auf eine Antwort, bekam keine und fügte dann hinzu: »Wenn du das willst, heißt das.«
    »Warst du nicht vorhin der Meinung –«
    Vera unterbrach sie eine Spur schärfer: »Ich weiß, was ich gesagt habe, Kindchen, Und ich weiß auch, was du geantwortet hast. Du bist zwar ein Kind und hast zu tun, was dir gesagt wird, aber du bist nicht mein Kind. Es steht mir nicht zu, über dein Leben zu entscheiden. Aber ich habe deiner Tante versprochen, mich um dich zu kümmern, bis du in Sicherheit bist.«
    »Und du bist natürlich jemand, der sein Wort hält«, antwortete Katharina. Zu spät wurde ihr klar, wie sehr diese Worte die Gauklerin verletzen mussten, doch wenn es so war, dann ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Und … du?«, fragte sie zögernd.
    »Ich werde etwas Zeit ins Land gehen lassen«, fuhr Vera fort. »Wenn sich die Gemüter ein wenig abgekühlt haben, gehe ich vielleicht zurück nach Santen, oder wo immer die anderen auch gerade sind.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Auf dem Plan stand als Nächstes Novesium, aber ich weiß nicht, ob sie wirklich dorthin weitergezogen sind, nach dem, was in Santen geschehen ist.«
    »Auf dem Plan?«, wiederholte verständnislos.
    »Wir ziehen von einer Stadt in die nächste«, antwortete Vera. »Wusstest da das nicht?« Als Katharina den Kopf schüttelte, schien sie das sehr traurig zu stimmen. »Oh du armes Kind«, sagte sie. »Du weißt rein gar nichts von der Welt und dem Leben hier draußen, habe ich Recht? Was hat man dir nur angetan?«
    Darüber wollte Katharina nicht reden, schon weil sie ahnte, dass dieses Thema sie nur noch trauriger machen würde.
    »Und wenn du sie nicht findest?«, fragte sie.
    »Meine Sippe?« Vera schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre schwarzen Haare wie ein Schleier flogen. »Nur keine Sorge. Wenn ich sie nicht finde, finden sie mich. Wir sind wie eine große Familie, weißt du? Wir sorgen füreinander. Ich bin sicher, dass sie jetzt schon nach mir suchen.«
    »Das muss schön sein«, sagte Katharina traurig.
    »Was?«
    »Eine Familie zu haben.«
    »Sie ist das Einzige, was zählt«, antwortete Vera leise.
    »Und wenn ich dich begleite?«, fragte Katharina.
    »Du?« Der Vorschlag schien Vera ehrlich zu überraschen.
    »Ich könnte dir nützlich sein«, antwortete Katharina. »Ich weiß, dass man es mir vielleicht nicht ansieht, aber ich kann hart arbeiten, und ich esse nicht viel.«
    Vera ließ ihren Blick vielsagend über den bis auf den letzten Krümel geleerten Holzteller schweifen und enthielt sich jedenKommentars dazu, schüttelte aber trotzdem den Kopf. »Das wäre kein Leben für dich«, sagte sie überzeugt. »Du machst dir ein falsches Bild. Es ist nicht immer so wie an dem Tag, an dem du mich kennengelernt hast, weißt du? Zu einem Gutteil besteht mein Leben daraus, um selbiges zu kämpfen. Alle jubeln und freuen sich, wenn wir in die Stadt kommen, weil wir für ein paar Tage Abwechslung in ihre tristen Leben bringen, aber sie sind genauso froh, wenn wir wieder gehen; und oft genug jagen sie uns davon.« Sie seufzte übertrieben. »Wir sind ein Volk ohne Heimat, weißt du?«
    »So wie ich.«
    »Man wird sich um dich kümmern«, betonte Vera, ohne ihre letzte Bemerkung zur Kenntnis zu nehmen. »Der Baron ist ein Mann von Ehre, und –« Sie brach mitten im Satz ab, hob mit einem Ruck den Kopf und sah zur Tür.
    »Was hast du?«, fragte Kataharina alarmiert. Vera antwortete nicht gleich, aber auch ihr Äffchen, das bisher gehorsam auf ihrer Schulter gesessen und seinen Anteil an dem trockenen Brot verzehrt hatte, hob plötzlich den Kopf, starrte einen Moment lang aufmerksam zur Tür und flitzte dann mit aufgeregtem Geschnatter hinaus.
    »Jemand kommt«, sagte Vera. »Schnell. Wir müssen weg!«
    Katharina und sie sprangen gleichzeitig und so heftig auf, dass ihre Stühle umfielen, aber es war längst zu spät. Katharina hatte noch nicht einmal den zweiten Schritt zur Tür hin gemacht, als ein massige Gestalt in Kettenhemd und einem blauen Wappenrock darunter auftauchte.
    »Na, wenn das keine Überraschung ist«, sagte Guy de Pardeville fröhlich.
    *

Immerhin hatten sie ihr nicht nur die Katzen gelassen, sondern brachten Hugin und Munin ebenso regelmäßig und gut zu essen

Weitere Kostenlose Bücher