Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nicht, woher sie ihn hatte, sondern blinzelte nur den Rest Müdigkeit weg, reckte sich ausgiebig und gähnte dann noch ausgiebiger und vollkommen ungeniert, bevor sie aufstand und tat, was Vera ihr aufgetragen hatte.
    Die Illusion, sich all die schrecklichen Geschehnisse der vergangenen Nacht nur eingebildet zu haben, zerplatzte endgültig, als sie an den Fluss trat und das Schiff sah, das halb gesunken am Ufer lag. Es war noch weiter auf die Seite gekippt und sah ganz so aus, als würde es beim nächsten kräftigen Windzug einfach in Stücke brechen. Von den Toten, die auf seinem Deck gelegen hatten, war keine Spur mehr zu sehen. Vielleicht waren sie über Bord gefallen, und die Strömung hatte sie davongetragen.
    Katharina füllte ihren Krug, fragte sich erneut, woher er eigentlich kam, und stellte diese Frage auch laut, als sie zum Feuer zurückkam und neben Vera im Gras zwei Becher, eine ganze Auswahl an Messern und ein aufgerolltes Seil sowie etliche andere nützliche Dinge entdeckte.
    »Herbeigezaubert«, antwortete Vera mit ernstem Gesichtsausdruck. »Du weißt doch, dass wir alle über geheime Hexenkräfte verfügen.«
    Katharina war tatsächlich ein bisschen erschrocken (obwohl sie natürlich wusste, dass die Gauklerin sie nur foppte), und anscheinend sah Vera ihr diesen Schrecken an, denn plötzlich lachte sie. »Ich war noch einmal auf dem Schiff«, sagte sie. »Der nächste kräftige Windstoß reißt es wahrscheinlich in Stücke. Kein Grund, all die guten Dinge mit untergehen zu lassen.«
    »Und die … Soldaten?«, fragte Katharina zögernd.
    »Ich habe Guthenfels geholfen, sie ans Ufer zu schaffen«, antwortete Vera. »Er schickt jemanden, um die Toten zu holen, damit sie ein anständiges christliches Begräbnis bekommen.«
    »Aha«, sagte Katharina. Sie setzte sich, sah demonstrativ nach rechts und links und fragte dann: »Wo ist er überhaupt?«
    »Weg.« Vera hob die Schultern. »Er will versuchen, irgendwo ein Pferd aufzutreiben, um Hilfe zu holen.«
    »Und wir?«
    »Wir frühstücken jetzt.« Vera hielt ihr den Stock hin, und Katharina zog mit spitzen Fingern einen der aufgespießten Fische herunter und begann vorsichtig daran zu knabbern. Er war so heiß, dass sie sich Lippen, Fingerspitzen und Zunge verbrannte, schmeckte aber köstlich. Hugin und Munin begannen sie sofort lautstark um ihren Anteil an dem Leckerbissen anzubetteln, aber Katharina ignorierte sie.
    »Und danach?«, fragte sie mit vollem Mund kauend.
    Vera sah sich demonstrativ in alle Richtungen um und tat so, als müsse sie angestrengt über diese Frage nachdenken. Katharina war allerdings ziemlich sicher, dass sie das längst schon getan hatte. »So, wie das hier aussieht, müsste es eigentlich irgendwo hinter den Rodungen einen Hof geben, oder vielleicht sogar ein kleines Dorf. In dieser Richtung finden wir bestimmt jemanden, der uns hilft.«
    »Das meine ich nicht«, antwortete Katharina. Sie hatte ihren Fisch aufgegessen und warf Kopf und Gräte hinter sich, wo Hugin und Munin sofort begannen, sich darum zu balgen. Bevor sie weitersprach, musste sie ein paarmal schlucken, weil ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Die wenigen Bissen waren zwar köstlich gewesen, hatten ihren Hunger aber gerade erst richtig entfacht, und ihr Magen knurrte hörbar.
    »Ich weiß.« Vera lächelte fast mütterlich, streckte den Arm aus und nahm einen zweiten Stock vom Feuer, auf dem ein weiterer Fisch aufgespießt war. Und es war nicht der einzige. Wie es aussah, hatte sie den halben Rhein leergefischt, während Katharina geschlafen hatte.
    »Wir brauchen ein Versteck für die nächsten Tage«, fuhr sie fort, während Katharina bereits die Zähne in den nächsten Fisch schlug. Er kam ihr sogar noch heißer vor als der erste. Und noch köstlicher. »Der Baron hat versprochen, Männer zu schicken, die dich abholen und sicher auf sein Gut bringen.«
    Dass sie dich sagte, und nicht uns , entging Katharina keineswegs, aber sie sparte sich diese Frage für später auf und schlang auch den zweiten Fisch so gierig herunter wie den ersten.
    »Ich habe mich ein bisschen umgesehen, während du geschlafen hast«, fuhr Vera fort. »Scheint eine friedliche Gegend zu sein. Würde mich nicht mal wundern, wenn es hier irgendwo eine Fähre gäbe.«
    Eine Fähre? Katharina schwieg auch dazu und kaute jetzt sogar langsamer, um Zeit zu gewinnen, aber sie dachte sich ihren Teil. Einmal ganz außer Acht gelassen, dass Fähren per Definition auf dem Wasser fuhren und ihr

Weitere Kostenlose Bücher