Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
Wichtiges offenbart, und machte ein enttäuschtes Gesicht, als sie sich nicht gebührend beeindruckt zeigte. Schließlich wechselte er das Thema.
»Warum gehst du nicht hinauf in die Küche und hilfst Edith, das Abendmahl vorzubreiten? Wir erwarten Gäste, und es ist noch eine Menge zu tun. Wir sind ein wenig knapp an Bediensteten. Die Hälfte von ihnen ist schon weggelaufen, weil sie Angst vor Wulfgar und seinen Kriegern hat, und wenn nicht bald etwas geschieht, dann wird der Rest wohl auch noch davonlaufen, fürchte ich.« Er blinzelte Katharina fast verschwörerisch zu. »Keine Angst, hier in der Burg sind wir sicher. Aber es wäre eine Gelegenheit für dich, ein paar neue Freundschaften zu schließen. Ich bin sicher, dass du dich mit Edith gut verstehst. Du hast sie vorhin kennengelernt, erinnerst du dich?«
Sie nickte, und Pardeville fuhr fort: »Und es wäre eine gute Gelegenheit, dich umzusehen. Vielleicht gefällt dir die Arbeit in der Küche ja.«
Anscheinend glaubte er tatsächlich, dass sie auf seineplumpe Lüge vom Morgen hereinfiel. Katharina hob zur Antwort nur die Schultern und sah ihn weiter verstockt an, wovon sich Pardeville aber nicht im Mindesten beeindruckt zeigte. »Geh einfach die Treppe hoch, und dann dem Geruch nach«, erklärte er fröhlich. »Edith weiß schon Bescheid.« Damit stapfte er klirrend und scheppernd hinaus, und Katharina lief mit schnellen Schritten die Treppe hinauf.
Es war tatsächlich so, wie Pardeville gesagt hatte: Gelächter und Töpfeklirren und lautes Scheppern wies ihr schon von Weitem den Weg, und tatsächlich auch der Geruch. Diesmal war es zu ihrer Erleichterung das Gegenteil, nämlich der köstliche Duft von gebratenem Fleisch und frisch gedünstetem Gemüse.
Die Küche überraschte sie, denn sie war mindestens doppelt so groß, wie sie erwartet hatte. Es gab nicht nur gleich zwei große gemauerte Herde, in denen trotz der frühen Stunde schon gewaltige Feuer prasselten, sondern auch einen noch viel gewaltigeren Kamin mit einem Bratspieß, auf dem sich ein halber Ochse drehte. Überall blitzte und funkelte kupfernes Geschirr, und der große Raum summte geradezu vor nervöser Aktivität. Wenn Pardeville wirklich die Hälfte seiner Bediensteten davongelaufen war, dachte Katharina, dann musste es hier zuvor ziemlich eng gewesen sein. Selbst jetzt sah sie fast noch ein Dutzend Köchinnen und Mägde, die geschäftig hin- und hereilten, Töpfe und Pfannen und Körbe voller Lebensmittel trugen und mit hundert anderen Dingen beschäftigt waren. Zwar hatte Pardeville gerade selbst gesagt, dass er Gäste zum Abendmahl erwartete, doch Katharina war trotzdem überrascht. Dem Aufwand nach zu schließen, der hier betrieben wurde, musste er wohl eine kleine Armee eingeladen haben.
In all dem Durcheinander dauerte es einen Moment, bis sie die grauhaarige Dienerin entdeckte, und wenn man es genau nahm, war es eigentlich genau umgekehrt: Genau wie geradeunten auf der Brücke hatte sie erneut das fast körperliche Empfinden, angestarrt zu werden, und sie war nicht im Geringsten überrascht, Ediths Blick zu begegnen, als sie sich alarmiert umsah. Die Dienerin stand am anderen Ende des großen Raumes und war damit beschäftigt, irgendein Gemüse zu putzen, das Katharina noch nie zuvor gesehen hatte. Ihre Hände arbeiteten weiter, wie zwei kleine selbständige Wesen, die die Aufmerksamkeit ihrer Besitzerin gar nicht benötigten, sie selbst aber stand da wie erstarrt und starrte Katharina regelrecht an, und trotz der großen Entfernung glaubte Katharina auch jetzt wieder etwas in ihren Augen zu erkennen, was ihr einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Mit einiger Mühe gelang es ihr, das unheimliche Gefühl abzuschütteln und sich in Bewegung zu setzen. Trotz allem ging sie nicht direkt zu Edith hin, sondern machte einen Umweg am Fenster vorbei, und sie sah genau das, was sie erwartet hatte: Unter ihr lagen der Wassergraben und die Brücke, auf der sie selbst gerade noch gestanden hatte.
»Was tust du hier, Kind?«
Ohne sich ganz zu ihr herumzudrehen, sah Katharina über die Schulter zurück und blickte in Ediths Gesicht. Die Dienerin hatte ihre Arbeit unterbrochen und war hinter sie getreten, und in ihren Augen stand immer noch dieser sonderbare Ausdruck, den Katharina einfach nicht richtig benennen konnte. Auch einige der anderen Frauen hatten ihre Arbeit eingestellt und sahen in ihre Richtung.
Statt ihre Frage zu beantworten, deutete Katharina auf die Brücke
Weitere Kostenlose Bücher