Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
meiner Schwester.«
Seine Schwester? Katharina riss erstaunt die Augen auf. Kein Wunder, dass ihr der Schwarzhaarige auf so sonderbare Weise bekannt vorgekommen war. Jetzt, wo sie einmal wusste, worauf sie zu achten hatte, war die Ähnlichkeit geradezu unübersehbar. Der Schwarzhaarige war Veras Bruder, größer und mindestens fünf Jahre älter, ihr ansonsten aber so ähnlich wie ein Zwilling.
»Ich habe auch nichts mit den Schwestern von Gauklern und Diebsgesindel zu tun«, sagte Pardeville verächtlich.
»Ihr Name ist Vera«, antwortete Arden ruhig. Er deutete auf Katharina und das Äffchen auf ihrer Schulter. »Dieses Tier gehört ihr, und mir wurde berichtet, dass sie das letzte Mal zusammen mit einem Kind gesehen wurde, dessen Beschreibung auf dieses Mädchen da zutrifft.«
»Oh, diese Frau meinst du.« Pardeville machte ein abfälliges Geräusch. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Sie ist in der Tat mein Gast. Wir haben sie und das Mädchen auf der anderen Seite des Flusses aufgelesen. Sie waren auf der Flucht vor einer Bande Wikinger, die ein ganzes Dorf ausgelöscht haben. Du solltest besser auf deine Schwester achtgeben, Arden. Es sind gefährliche Zeiten. Frauen sollten nicht allein unterwegs sein.«
»Das ist wahr«, antwortete Arden kühl. »Man weiß nie, auf wen man trifft, nicht wahr? Jedenfalls danke ich Euch, dass Ihr Euch um meine Schwester gekümmert habt, aber nun sind wir hier. Ihr könnt sie jetzt in unsere Obhut übergeben.«
»Ganz so einfach wird das nicht gehen, fürchte ich«, erwiderte Pardeville. Er machte eine Kopfbewegung zu Katharina zurück. »Dieses Mädchen und deine Schwester sind wichtige Zeugen.«
»Zeugen? Wofür?« In Ardens Augen blitzte Misstrauen auf, sein Gesicht jedoch blieb weiter vollkommen ausdruckslos.
»Hast du noch nicht davon gehört, dass die Nordmänner wieder damit begonnen haben, Menschen umzubringen und ganze Dörfer zu plündern?«
»So sagt man«, erwiderte Arden. »Und?«
»Deine Schwester und dieses Mädchen hatten Glück, mit dem Leben davonzukommen«, antwortete Pardeville. »Sie haben alles mit angesehen. Sie wird noch eine Weile bleiben müssen, bis sie ihre Aussage gemacht hat, fürchte ich. Aber mach dir keine Sorgen. Sie ist hier so sicher, wie sie nur sein kann.«
»Dann möchte ich sie sehen«, verlangte Arden, aber Pardeville schüttelte nur heftig den Kopf.
»Das wird nicht gehen«, sagte er. »Ich gebe dir mein Wort, dass sie hier sicher ist und wie ein Gast behandelt wird. Aber jetzt solltest du gehen.«
»Ich muss darauf bestehen –«, begann Arden, und Pardeville unterbrach ihn mit einer herrischen Geste.
»Du hast auf gar nichts zu bestehen! Steig auf dein Pferd und reite weg, solange du es noch kannst! Deine Schwester wird auf freien Fuß gesetzt, sobald wir sie nicht mehr brauchen.«
Dieses Mal gelang es Arden nicht mehr vollkommen, seinen Zorn zu verhehlen, aber angesichts der Übermacht, der sie sich gegenübersahen, blieb ihm keine andere Wahl, als sich zu fügen. Es funkelte Pardeville noch einen Moment lang hasserfüllt an, ging dann aber wortlos zu seinem Pferd zurück und saß auf.
»Und vergiss nicht, dein hässliches Tier mitzunehmen«, sagte Pardeville.
Arden streckte den Arm aus und schnippte mit den Fingern, und Dwegr richtete sich auf Katharinas Schulter auf. Er schnatterte noch aufgeregter als bisher, machte jedoch keinerlei Anstalten, dem Befehl nachzukommen.
»Vielleicht will er lieber hierbleiben«, sagte Katharina hastig. »Ich könnte ihn zu Vera bringen … wenn Ihr es erlaubt, Herr.«
Pardeville sah sie zwar ein wenig ärgerlich an, nickte aber schließlich. »Immerhin ist es ja ihr Haustier«, sagte er. »Es mag hier bleiben, solange es keinen Schaden anrichtet.« Er wandte sich wieder an Arden. »Du siehst, es wird alles für deine Schwester getan. Und jetzt geh. Komm in ein paar Tagen nach Santen, dort kannst du deine Schwester wieder in die Arme schließen.«
Nicht nur Katharina sah Arden wohl an, wie schwer es ihm fiel, sich zu beherrschen, doch beließ er es bei einem neuerlichen wütenden Blick, zwang sein Pferd mit einem unnötig harten Ruck herum und ritt mitsamt seinen Begleitern davon.
Pardeville blieb vollkommen reglos stehen und sah ihnen nach, bis sie durch das äußere Tor verschwunden waren, doch dann fuhr er mit einem Ruck auf dem Absatz herum und wandte sich mit schneidend scharfer Stimme an Katharina:
»Misch dich niemals wieder ein, wenn ich mit jemandemrede, hast du
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