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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte gar nicht vorgehabt, irgendetwas zu fragen – dafür war sie viel zu verwirrt –, und sie wäre wahrscheinlich ohnehin nicht dazu gekommen, denn die Dienerin zerrte sie in unverändertem Tempo weiter hinter sich her und hätte sie wahrscheinlich bis zum Ende des Korridors und zur Treppe gerissen, hätte Katharina nicht in diesem Moment ein ebenso verschlafenes wie jämmerliches Piepsen gehört und sich losgerissen.
    »Kind! Bist du –?«, begann Edith, und ihre Stimme klang schon beinahe entsetzt, aber Katharina hörte gar nicht mehr hin, sondern stürmte mit weit ausgreifenden Schritten zurück in ihre Kammer. Hugin und Munin kamen ihr verschlafen entgegengetapst und piepsten überrascht, als sie sie kurzerhand aufnahm und in eine Falte ihres Rocks fallen ließ, dann verstummten sie verdutzt.
    Edith maß sie mit einem strafenden Blick, aber dann erschien etwas sonderbar Gutmütiges in ihren Augen, als sie die beiden pelzigen Katzengesichter gewahrte, die ihr aus der Falte entgegensahen. Sie seufzte tief und schüttelte strafend den Kopf, verlor aber kein weiteres Wort darüber, sondern setzte ihren Weg fort und dirigierte Katharina mit heftigem Gestikulieren und Grimassenschneiden vor sich her die schmale Treppe hinauf. Erst als sie ihr Ziel schon fast erreicht hatten, gelang es Katharina, sich irgendwie loszureißen.
    »Aber was … ist denn … passiert?«, brachte sie atemlos heraus. Edith begann schon wieder hektisch mit beiden Armen zu fuchteln, als hätte sie aus Leibeskräften gebrüllt, statt atemlos zu flüstern. »Nicht so laut!«, sagte sie. »Noch ist nichts passiert, aber wenn wir uns nicht beeilen, dann wird etwas Schlimmes geschehen. Vor allem mit deiner Freundin, du dummes Kind!«
    Dummes Kind? Aber was hatte sie denn getan?
    Edith zerrte und stieß sie weiter, bevor sie diese Frage wirklich in Worte kleiden konnte. Sie stolperten in den Gang, an dessen Ende Veras Gefängnis lag. Die Tür stand offen, und von dem Wächter war weit und breit nichts zu sehen.
    »Wo ist der Posten?«, fragte sie.
    »Den habe ich weggeschickt«, antwortete Edith. »Aber ich weiß nicht, wie lange es funktioniert. Warte hier!«
    Zwei Schritte vor der Tür ließ sie Katharinas Hand zum zweiten Mal los, eilte voraus und kam nur einen Augenblick darauf zusammen mit Vera zurück. Dwegr folgte ihnen aufgeregt schnatternd, und Edith verdrehte demonstrativ die Augen, sparte sich aber jeden Kommentar dazu, sondern schloss die Tür und befestigte das eiserne Vorhängeschloss wieder an seinem Platz. Zu Katharinas nicht geringer Überraschung zog sie einen großen Schlüssel mit einem komplizierten doppelten Bart hervor, verriegelte es und ließ ihn anschließend wieder in ihrer Schürze verschwinden.
    »Rasch jetzt«, sagte sie. »Und seid um Gottes willen leise!«
    Katharina warf Vera nur einen fragenden Blick zu, erntete aber nur ein hilfloses Schulterzucken. Dwegr sprang mit einem Satz auf ihre Schulter und schnatterte und kreischte umso lauter, was ihm einen ärgerlichen Blick von Edith einbrachte. Vera sah sehr verwirrt aus, beließ es aber bei einem stummen Heben der Schultern.
    »Wohin bringst du uns?«, fragte Katharina, als sie wieder auf der Treppe waren. Edith verdrehte die Augen, aber diesmal bekamen sie immerhin eine Antwort.
    »Weg, mein Kind. Ihr müsst die Burg verlassen!«
    »Und warum?«, fragte Vera.
    »Weil ihr in Gefahr seid«, antwortete Edith unwillig. »Ihr beide. Du, dummes Weib, aber vor allem Katharina. Und das ist allein deine Schuld!«
    Vera blieb stehen und starrte sie unter ärgerlich gerunzelten Brauen hervor an. »Meine? Was soll das heißen?«
    »Baron zu Guthenfels wird bestimmt mit Katharina sprechen wollen«, zitierte Edith mit übertrieben verstellter Stimme. »Was hast du dir dabei gedacht, du dummes Weib? Warum hast du ihm nicht gleich ein Messer in die Hand gedrückt, damit er ihr die Kehle durchschneidet? Du glaubst doch nicht wirklich, dass Graf Pardeville gestattet, dass der Baron mit ihr spricht?«
    »Oh.«
    Vera machte ein betroffenes Gesicht, und Edith wiederholte ihr »Oh« mit grimmig verstellter, vorwurfsvoller Stimme und gestikulierte schon wieder, sich zu beeilen.
    Unten im Hof angekommen, wurden Musik und Stimmengewirr lauter, die aus dem großen Raum unter dem Dach zu ihnen herabwehten. Edith zog eine Grimasse und bedeutete ihnen mit stummen Gesten, zurückzubleiben, verschwand in einem Schuppen und kam schon nach kaum einem Atemzug zurück. Sie trug jetzt einen

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