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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dunklen Mantel, und Katharina griff ganz automatisch zu, als sie Vera und ihr zwei gleichartige Kleidungsstücke reichte, und streifte ihres über. Die beiden Kater piepsten protestierend, als sie sie kurzerhand in die Manteltaschen stopfte.
    »Keinen Laut mehr jetzt«, sagte Edith überflüssigerweise, deutete zum Tor und fuhr deutlich lauter fort: »Ich bringe euch raus, aber seid um Himmels willen leise, wenn euch euer Leben etwas wert ist!«
    Katharina tauschte einen fragenden Blick mit Vera, schlug aber gehorsam die Kapuze ihres Mantels hoch und folgte ihr. Musik und grölendes Gelächter schienen noch lauter zu werden, aber weder im Hof noch am Tor war eine Menschenseele zu sehen. Katharina wunderte sich ein bisschen, dass Pardeville plötzlich so leichtsinnig geworden zu sein schien und nicht einmal eine einzige Wache aufgestellt hatte, doch dieser Gedanke hielt gerade so lange vor, bis sie das Torhaus durchquert und den Anfang der Brücke erreichten. Edith blieb nicht nur stehen, sondern prallte so erschrocken zurück, dass sie um ein Haar mit ihnen zusammengestoßen wäre.
    »Was hast du?«, fragte Vera alarmiert.
    Edith gestikulierte ihr – schon selbstverständlich – erschrocken, leise zu sein, antwortete aber trotzdem: »Dort.« Aus der gleichen Bewegung heraus deutete sie über die Brücke und den großen Innenhof hinweg zum äußeren Tor.
    Der gesamte äußere Hof hatte sich in ein einziges großes Heerlager verwandelt – Katharina erschrak ein bisschen, als ihr klar wurde, wie groß Mandreds Söldnerheer wirklich war –; zahllose Feuer brannten, es wurde gefeiert, getrunken und gelacht, und überall wuselte es, sodass sie im allerersten Moment gar nichts erkennen konnte. Dann aber fiel ihr Blick auf das äußere Tor. Dort standen noch immer vier bewaffnete Männer in den Farben Pardevilles, die das fröhliche Treiben zwar neidisch beobachteten, aber trotzdem jeden, der das Gelände betreten oder verlassen wollte, aufs Genaueste überprüften.
    »Sie sind wachsam«, sagte Edith niedergeschlagen. »Dort kommen wir nicht durch.«
    »Gibt es keinen anderen Weg?«, fragte Vera.
    Die Dienerin schüttelte nur stumm den Kopf und deutete auf die mehr als mannshohe Mauer, die das gesamte Gelände umgab. In regelmäßigen Abständen brannten Fackeln, und hier und da patrouillierte ein Wächter, im Mantel frierend.
    »Das hat keinen Sinn«, murmelte Edith. »Durch das Lager kommen wir, aber die Männer am Tor und auf den Mauern kennen mich. Und euch auch.« Sie seufzte sehr tief. »Pardeville ist misstrauischer, als ich dachte.«
    »Und es gibt wirklich keinen anderen Weg?«, fragte Vera noch einmal. Sie klang fast schon ein bisschen verzweifelt.
    »Nein.« Edith schüttelte den Kopf. Dann nickte sie. »Doch. Es gibt einen Tunnel. Einen geheimer Fluchtweg, den nur Pardeville kennt.«
    »Und du«, sagte Vera.
    »Und ich«, bestätigte Edith und schüttelte den Kopf. »Aber das hilft uns nicht. Die Tür ist verschlossen, und es gibt nur einen einzigen Schlüssel, den Pardeville immer bei sich trägt.«
    »Verschlossen?« Vera lächelte, als hätte sie gerade etwas äußerst Erfreuliches gehört. »Bring uns hin. Das Schloss, das ich nicht aufbekomme, ist noch nicht erfunden worden.«
    Zumindest eines gab es doch, wie sie nur wenige Minuten später feststellten, nachdem Edith sie in einen finsteren Gang tief in den Kellern der Burg geführt hatte. Die Tür, vor der sie standen, war so niedrig, dass selbst Katharina wohl nur gebückt hindurchtreten konnte, und das Schloss, mit dem es gesichert war, sah eher aus wie ein kompliziertes (und äußerst massives) Kunstwerk. Vera fummelte trotzdem einige Augenblicke lang konzentriert daran herum, brach sich mindestens zwei Fingernägel ab und gab es schließlich auf, indem sie der Tür einen wütenden Tritt versetzte und dann zurücktrat.
    »Vielleicht könnten wir sie irgendwie aufbrechen«, sagte Katharina hilflos.
    Edith antwortete gar nicht, und Vera funkelte die Tür so feindselig an, als bemühe sie sich allen Ernstes, ein Loch in das steinharte Holz zu starren. »Und es gibt nur einen Schlüssel, sagst du?«
    Edith nickte, und Vera sah einen Moment lang sehr nachdenklich aus, wandte sich dann ganz zu Edith um und sah sie noch länger und noch nachdenklicher an. »Pardeville hat ihn immer bei sich? Wo genau?«
    »Er trägt ihn am Gürtel«, antwortete die Dienerin. »Aber du denkst jetzt nicht das, von dem ich denke, dass du es denkst?«
    »Ich denke schon«,

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