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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begann sie, brach mitten im Satz ab und gewann noch ein bisschen Zeit damit, herzhaft in ihr Fleisch zu beißen und genüsslich zu kauen. Ansgar geduldete sich, bis sie fertig gekaut und den Bissen heruntergeschluckt hatte, dann fragte er:
    »Und wie sonst?«
    »Ich habe die Männer gesehen«, beharrte Katharina.
    »Die dein Dorf überfallen haben?«, fragte Ansgar.
    »Nein«, gestand Katharina widerwillig. »Aber die Burg. Ich war dabei, Ansgar. Ich habe den Krieger gesehen , der Graf Ellsbusch erschlagen hat.«
    Ansgar nickte, ebenso langsam wie nachdenklich. »Glaubst du, dass du ihn wiedererkennst?«, fragte er. »Jetzt wo die Werdandi wieder hier ist, sind alle Krieger im Lager. Ich kann dir jeden einzelnen zeigen.«
    »Diesen nicht«, erwiderte sie. »Er ist tot.«
    »Tot«, vergewisserte sich Ansgar. »Und da bist du ganz sicher?«
    »Ich wäre tot, wenn man mir ein Schwert in den Bauch stoßen würde«, antwortete sie, nickte bekräftigend und legte die Hand auf die Seite, als ihre gebrochene Rippe ihr mit einem schmerzhaften Stich zustimmte. Ansgars Blick folgte der Bewegung, und er sah plötzlich ein bisschen schuldbewusst aus. Aber er ging mit keinem Wort darauf ein.
    »Dann kann es keiner von unseren Männern gewesen sein.«
    »Wieso?«
    »Weil wir keinen Mann verloren haben«, antwortete Ansgar. »Alle Krieger, die mit uns aufgebrochen sind, sind auch unversehrt wieder zurückgekommen …« Er deutete ein Schulterzucken an. »Nun ja, mehr oder weniger … aber sie sind alle noch am Leben.«
    »Ich habe sie gesehen«, beharrte Katharina. Seltsam: Obwohl sie diesen Jungen im Grunde kaum kannte, glaubte sie nicht nur zu spüren, dass er die Wahrheit sagte, sie wollte ihm glauben.
    »Es gab keinen Kampf in dieser Nacht«, beharrte Ansgar. »Wir waren auf dem Rückweg und haben den Feuerschein gesehen, das ist alles. Der einzige Mensch, den wir getroffen haben, war ein schmutziger Bauernjunge, der versucht hat, mich die Klippe hinunterzustoßen.«
    »Ich habe es gesehen«, sagte Katharina stur.
    »Ich glaube dir«, antwortete Ansgar. Er wirkte mit einem Mal sehr nachdenklich. »Und du bist ganz sicher, dass es einer von …« Er verbesserte sich und sprach jetzt noch langsamer weiter: »… dass es ein Nordmann war?«
    Auch dieses Wort hatte Katharina noch nie gehört, aber sie wusste, was er meinte. Sie nickte.
    »Das hättest du mir vorher sagen müssen«, sagte Ansgar.
    »Ich bin davon ausgegangen, dass du das weißt«, antworte Katharina. »Du warst schließlich dabei.«
    »Ich war damit beschäftigt, mich an einem Stein festzuhalten«, sagte Ansgar patzig, »weil mich jemand hinterrücks eine Klippe hinabgestoßen hat.«
    »Vielleicht ein argloses Bauermädchen, dem du feige im Dunkeln aufgelauert hast?«, fragte Katharina und klimperte unschuldig mit den Augenlidern. »Vielleicht dasselbe, das dich wieder hochgezogen und dir damit das Leben gerettet hat?«
    Ansgar schwieg, und Katharina drehte das Messer genüsslich in der Wunde herum. »Und das du zum Dank grün und blau getreten hast?«
    »Das wusste ich nicht«, antwortete Ansgar zerknirscht.
    »Dass du mich getreten hast?«
    »Dass du ein Mädchen bist«, antwortete Ansgar gereizt. »Ich dachte, dass du …« Er biss sich auf die Unterlippe, starrte einen Moment lang geradewegs durch sie hindurch ins Leere und stand dann mit einem Ruck auf. »Es ist kompliziert.«
    »Das habe ich heute schon ein paarmal gehört, sagte Katharina missmutig.
    »Das könnte daran liegen, dass es so ist«, erwiderte Ansgar. »Warte hier. Ich muss mit meinem Großvater reden. Wir sind gleich zurück.«
    *

Ansgar kam nicht gleich zurück, weder allein noch zusammen mit seinem Großvater. Es verging mindestens eine Stunde, in der sie in ihrem Zelt saß und vergeblich darauf wartete, dass überhaupt etwas geschah, und schließlich ging ihr auf, dass sie sich ziemlich albern benahm. Ansgar hatte die Zeltplane nicht wieder hinter sich geschlossen, und sie konnte sehen, dass der Wächter vor ihrem Zelt verschwunden war – aber sie verhielt sich immer noch wie eine Gefangene, die man mit unsichtbaren Ketten gebunden hatte.
    Kurz entschlossen und sehr viel wütender auf sich selbst als auf Ansgar oder seinen Großvater verließ sie das Zelt und machte sich auf die Suche nach dem Skalden. Sie sah Erik nichtsofort, aber als sie sich zum Fluss herumdrehte, erlebte sie eine Uberraschung: Der Drache war wieder da, und er war nicht mehr allein.
    Das schlanke Drachenboot lag am

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