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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Enkelsohn gewandt. Ich schicke Nardis gleich zu dir. Wartet in deinem Zelt auf sie.«
    Ansgar wirkte zwar mindestens ebenso verstört und ratlos, wie Katharina sich fühlte, ergriff sie aber trotzdem am Arm und zog sie fast schon gewaltsam mit sich aus dem Zelt. Einer der Krieger seines Großvaters folgte ihnen, hielt aber guten Abstand. Katharina schwieg trotzdem, bis sie das kleine Zelt am anderen Ende des Lagers betreten hatten. Aber dann hielt sie es nicht mehr aus, riss sich los und fuhr so schnell zu ihm herum, dass ihr das Kleid schon wieder von den Schultern zu rutschen drohte und sie hastig die Arme vor der Brust verschränkte, um es festzuhalten.
    »Was bedeutet das, Ansgar?«, fragte sie. »Was ist mit deinem Großvater los?«
    »Ich wollte, ich wüsste es«, antwortete Ansgar, brachte sie zugleich aber auch mit einer raschen Geste zum Schweigen. »Aber gerade wollte ich dir dieselbe Frage stellen: Was ist mit dir los?«
    »Mit mir?«
    »Mit dir«, bestätigte Ansgar. »Davon einmal abgesehen, dass das so ziemlich das Mutigste war, was ich jemals gesehen habe … war das dein Ernst?«
    »Wieso mutig? Guy de Pardeville ist nicht mein Lehnsherr.«
    Ansgar sah sie fast schon mitleidig an. »Du hast noch nicht viel von ihm gehört, oder?«, vermutete er.
    »Nein. Und wieso sollte es nicht mein Ernst gewesen sein? Ich will nicht mit ihm zurückgehen. Er macht mir Angst.«
    »Da bist du nicht die Einzige«, sagte Ansgar ernst. »Und ich kann dich auch verstehen … aber was hast du jetzt vor?«
    »Vor?« Katharina tat so, als würde sie gar nicht verstehen, was er meinte, aber natürlich verstand sie es sehr gut. Es war nur so, dass sie sich eingestehen musste, darüber noch gar nicht nachgedacht zu haben.
    »Ich kann dich gut verstehen«, sagte Ansgar wieder. »Ich habe gesehen, wie Pardeville dich angesehen hat, und mein Großvater auch … aber du hast es gerade selbst gesagt: Alles was du je besessen hast, ist zerstört, und jeder, den du gekannt hast, ist tot. Willst du einfach in die Welt hinausgehen und dein Glück suchen?«
    Er schüttelte den Kopf, um seine eigene Frage zu beantworten. »Du wärst nach einer Woche tot.«
    Katharina wusste nur zu gut, wie Recht er hatte. Aber irgendwie gelang es ihr, die Tränen zurückzuhalten. »Aber ich dachte, ich … ich könnte …«
    »Hier bei uns bleiben?«, vermutete Ansgar, als sie nicht weitersprach. Er lächelte traurig. »Es ist nicht so, dass ich mir das nicht wünschte, aber es wird nicht gehen. Mein Großvater würde es niemals zulassen.«
    »Und warum nicht?«
    »Und selbst wenn«, fuhr Ansgar fort, ohne ihre Frage zu beantworten, »würde es nicht gehen. Wir bleiben nicht hier, weißt du? Erik hat am Nachmittag mit den anderen geredet. Wir gehen fort. Gleich morgen bei Sonnenaufgang fangen wir an, das Lager abzubrechen, und fahren wieder nach Hause.«
    »Dann komme ich mit«, antwortete Katharina impulsiv.
    »Es würde dir dort nicht gefallen«, antwortete Ansgar traurig. »Unser Land ist kalt. Und im Winter geht die Sonne dort manchmal für viele Wochen gar nicht auf. Du könntest dort nicht leben, glaub mir. Und mein Großvater würde es auch nicht zulassen.«
    »Und warum nicht?«
    »Du hast Pardeville doch gehört«, antwortete Ansgar. »Glaubst du wirklich, mein Großvater würde einen Krieg mit ihm riskieren?«
    »Meinetwegen?«
    »Nein«, erwiderte Ansgar. »Er sucht schon lange nach einem Vorwand, um die anderen Edelleute gegen uns aufzubringen.«
    Katharina starrte ihn an, und plötzlich war sie dankbar dafür, dass es hier drinnen fast vollkommen dunkel war, denn so konnte er wenigstens nicht sehen, dass sie den Kampf gegen die Tränen endgültig verloren hatte. Und mit Sicherheit hätte er den Grund für diese Tränen falsch gedeutet. Es waren Tränen des Zorns; Zorn auf sich selbst, auch nur einen Herzschlag lang so dumm gewesen zu sein zu glauben, es könnte wirklich so einfach sein; aber noch mehr Zorn auf das Schicksal, das sich schon wieder einen so grausamen Scherz mit ihr erlaubt hatte.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte Ansgar.
    Katharina glaubte ihm. Stille begann sich zwischen ihnen auszubreiten und nahm nur noch zu, als sie sich schließlich herumdrehte und sich auf das einfache Lager aus Fellen sinken ließ, auf dem sie die letzte Nacht verbracht hatte.
    Schritte näherten sich, und die Zeltplane wurde mit einem Ruck zurückgeschlagen, doch es war keine der Frauen, die kam, um ihr Kleid zu reparieren, sondern Erik. Ansgar

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