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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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trat seinem Großvater entgegen und wollte etwas sagen, doch Erik scheuchte ihn einfach aus dem Weg und machte eine noch herrischere Geste zu Katharina. »Steh auf!«
    Katharinas Herz begann schon wieder angstvoll zu klopfen, vor allem, als sie gehorchte und Erik eine weitere und noch viel unwilligere Geste machte.
    »Zieh dein Kleid aus!«
    »Herr?«, murmelte Katharina verstört.
    Erik ergriff sie kurzerhand bei den Schultern, drehte sie grob herum und zog ihr das Kleid mit einem so derben Ruck herunter, dass das dünne Leder endgültig zerriss und es fast bis zu ihren Hüften hinunterrutschte. Ansgar sog überrascht die Luft zwischen den Zähnen ein, und Katharina erstarrte vor Schrecken. Sie hörte, wie Eriks Gelenke knackten, als er sich hinter ihr in die Hocke sinken ließ. Seine Hand glitt so rau wie warmer Feuerstein über ihren Rücken und tastete über ihr linkes Schulterblatt.
    »Das hier«, sagte er. »Woher hast du es, Mädchen?«
    Katharina war viel zu verängstigt, um sofort antworten zu können. Sie wusste natürlich, wovon Erik sprach, denn sie war oft genug auf das rote Mal unter ihrem linken Schulterblatt angesprochen worden, auch wenn sie es noch nie selbst zu Gesicht bekommen hatte – und wie auch?
    Trotzdem antwortete sie: »Ich weiß es nicht. Das … das hatte ich schon immer!«
    Eriks Finger tasteten weiter über ihren Rücken und fuhrenüber das Muttermal, und das so fest, dass es beinahe wehtat. Trotzdem spürte sie, wie sehr seine Hand zitterte.
    »Das sieht aus wie eine …«, begann Ansgar, der neben seinen Großvater getreten war, sprach dann aber nicht weiter, sondern sah sie nur fragend an. Er wirkte regelrecht erschrocken, fand sie. »Ist das … eine Narbe?«
    »Ein Muttermal«, antwortete sein Großvater an Katharinas Stelle. »Und es …«
    Auch er sprach nicht weiter, sondern ergriff sie noch fester und mit beiden Händen an den Schultern, sodass es nun eindeutig wehtat. Er hielt sie eine quälende Ewigkeit lang so fest und drehte sie dann mit einem Ruck herum, und das so schnell und derb, dass sie gestürzt wäre, hätte er sie nicht zugleich weiter festgehalten. »Wer bist du, Mädchen?«, fragte er. »Woher kommst du? Wer waren deine Eltern?«
    »Das … das weiß ich doch nicht!«, wimmerte Katharina. »Ich habe doch schon alles erzählt!«
    Aus irgendeinem Grund schien ihre Antwort Erik nur noch zorniger zu machen. Sein Griff wurde so hart, dass sie vor Schmerzen aufstöhnte und das Knirschen ihrer eigenen Knochen zu hören glaubte. Dann ließ er sie fast erschrocken los, stand auf und prallte einen Schritt zurück.
    »Entschuldige, mein Kind«, sagte er. »Ich wollte dir nicht wehtun. Es tut mir leid. Aber das ist jetzt wirklich wichtig. Willst du mir ein paar Fragen beantworten?«
    Katharina zog hastig ihr Kleid wieder hoch und machte ihrerseits einen Schritt zurück. Sie verstand gar nichts mehr, und Panik drohte sie zu überwältigen.
    Trotzdem nickte sie.
    »Großvater?«, fragte Ansgar verstört.
    Erik beachtete ihn gar nicht, sondern ließ sich abermals vor ihr in die Hocke sinken und sah ihr aufmerksam ins Gesicht.
    »Erzähl mir von deinen Eltern«, verlangte er.
    »Aber sie hat doch schon –«, begann Ansgar, und sein Großvater brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen, die nur einen Hauch davon entfernt war, zu einem Schlag zu werden.
    »Du selbst«, verlangte er. »Was weißt du von deinen Eltern?«
    »Nichts«, antwortete sie, schon wieder den Tränen nahe. »Ich weiß nicht, wer sie waren. Ich … Vater Cedric hat mir nie von ihnen erzählt. Er hat gesagt, sie wären tot und gute Menschen hätten mich zu ihm gebracht, als ich noch ein Säugling war.«
    »Hat er von deiner Mutter erzählt?«
    »Nein«, antwortete Katharina.
    »Und du hast nie nach ihr gefragt? Oder deinem Vater?«
    Katharina schüttelte den Kopf, auch wenn es die Unwahrheit war, denn natürlich hatte sie Cedric nach ihren Eltern gefragt, mehr als einmal. Das letzte Mal vor zwei Jahren. Die Tracht Prügel, die er ihr daraufhin verabreicht hatte, war so schlimm gewesen, dass sie die Schläge selbst jetzt noch zu spüren glaubte.
    »Nein«, antwortete Katharina. Ihre Panik legte sich allmählich, aber dafür empfand sie jetzt eine so tiefe Verwirrung, dass es beinahe schon körperlich wehtat.
    »Gut«, sagte Erik. Er hatte seine Selbstbeherrschung endgültig zurückerlangt. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken. Du kannst bei uns bleiben … wenn du das

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