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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht kannst«, erbot er sich stattdessenund streckte noch einmal die Hand aus, um nach den Kätzchen zu greifen.
    »Dann musst du vorher schon mich ertränken«, erwiderte Katharina grimmig, und Ansgar kapitulierte mit einem neuerlichen, sehr tiefen Seufzen.
    *

Die beiden anderen Schiffe, von denen Erik gesprochen hatte, waren nicht gekommen, doch noch vor Ablauf einer weiteren halben Stunde brachte Ansgar sie auf die Werdandi , und das schlanke Drachenboot legte ab und begann rasch flussabwärts zu rudern.
    An Bord hielten sich erstaunlich wenige Männer auf, gerade genug, um die Ruder zu bewegen und das Segel zu setzen, und es gab auch nicht allzu viel Gepäck. Die Männer nahmen nur das Allernotwendigste mit, und dazu gehörte keines der zahlreichen Zelte, die sie in der zurückliegenden Zeit so emsig abgebrochen hatten, und bis auf ein paar Waffen und Wasserschläuche auch sonst kaum etwas. Hätte Katharina einen Grund dafür benennen können, sie hätte geschworen, dass das, was sie erlebte, nichts anderes war als eine Flucht. Einmal hatte sie Ansgar sogar darauf angesprochen, aber nur einen verächtlichen Blick und ein Schnauben zur Antwort erhalten.
    Sie bekam von alledem nicht wirklich viel mit. Etwas für sie Neues und Erschreckendes war mit ihr geschehen, das sie erst sehr viel später verstehen sollte: Da waren Schreie gewesen, und eine Menge Lärm und aufgeregte Stimmen und Hektik, fluchende Männer, und auch solche, die vor Schmerz stöhnten, und der Geruch nach Feuer, nach schwelendem Holz und Blut und Tod, und irgendwann war all das auf seltsame Art unwirklich geworden, als hätte ein Teil von ihr entschieden, sich wie ein verängstigtes Tier in seiner Höhle zuverkriechen und Augen und Ohren vor der ganzen Welt zu verschließen. Ansgar hatte sie in das kleine Zelt im Heck des Schiffes geführt und einfach dort hingesetzt, und alles, was danach geschehen war, erschien ihr nicht wirklicher als ein Traum. Ansgar hatte ihr auch eine Schale mit Milch gebracht, um die beiden winzigen Kätzchen zu füttern, und sie hatte es immerhin versucht. Zuerst, indem sie einen Stoffstreifen in die Milch getaucht und ihnen einen Zipfel hingehalten hatte, damit sie daran nuckelten, und nach und nach mit anderen und immer verzweifelter werdenden Versuchen; schließlich sogar, indem sie sie mit den Gesichtern in die Schale tunkte und darauf hoffte, dass sie sich sauber leckten und damit tranken, ohne es überhaupt zu merken.
    Nichts von alledem hatte geholfen, und nun saß sie da, drückte die beiden sterbenden Katzenkinder an ihre Brust und weinte stumm und ohne Tränen in sich hinein.
    Irgendwann hörte sie Schritte und nahm einen Schatten wahr, der gebückt in das niedrige Zelt trat. Sie nahm an, dass es Ansgar war, und sah nicht einmal hoch, aber als er sich neben sie setzte, spürte sie ihren Irrtum. Vielleicht lag es an der Art, wie sein Blick auf ihr lastete.
    Es war Erik. Sie konnte nicht sagen, was es war, das sie in seinen Augen las. Er sah sie sehr freundlich an, und auf eine warme Art, die sie verstörte, weil ihr einfach kein Grund dafür einfiel, aber da war auch noch so viel mehr in seinem Blick, vor dem sie einfach zurückschrak. An Erik war einfach etwas … Erschreckendes, obwohl sie spürte, dass in ihm nicht einmal eine Spur von Feindseligkeit oder gar Heimtücke war.
    »Erik?«, fragte sie schließlich.
    »Du weißt, dass sie sterben werden«, sagte Erik mit einer Kopfbewegung auf die beiden winzigen Kätzchen, die sie an sich drückte. Sie waren eingeschlafen, aber Katharina spürte, wie sie litten.
    Sie schüttelte trotzig den Kopf. »Das lasse ich nicht zu!«, sagte sie. »Ihre Mutter ist gestorben, um mich zu retten.«
    »Und jetzt glaubt du, du wärst ihnen etwas schuldig.« Erik seufzte und sah sie fast strafend an. »Ihre Mutter war ein Tier, das wahrscheinlich nur einen warmen Platz für die Nacht gesucht hat.«
    Und wie kam er auf die Idee, dass sie das interessierte? Katharina funkelte ihn an.
    »Ansgar hat mir gesagt, dass du dir Vorwürfe machst«, fuhr Erik fort, »wegen des Kriegers, der verbrannt Ist. Aber das musst du nicht. Was ihm widerfahren ist, ist schlimm. Niemand hat einen solchen Tod verdient, auch kein Feind, aber es ist nicht deine Schuld. Was geschehen ist, ist nun einmal geschehen. Es ist der Ratschluss der Götter. Und es steht den Menschen nicht zu, daran zu zweifeln.«
    Wahrscheinlich sagte er das wirklich nur, um sie zu trösten, aber er erreichte damit genau das

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