Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
erstaunten Gesichtsausdruck amüsiert hatte. »Steig hinein. Es wird dir gefallen.« Sie lächelte flüchtig. »Aber ich würde vorschlagen, dass du vorher dein Kleid ausziehst.«
Katharina gehorchte zwar, zögerte aber so sehr, ihr das Kleid auszuhändigen, dass Arla es ihr schon beinahe gewaltsam wegnehmen musste. »Nur keine Sorge«, sagte sie lächelnd. »Du bekommst es zurück.«
Sie begann das Kleid sorgsam zusammenzulegen und widerholte zugleich ihre auffordernde Kopfbewegung – ein bisschen ungeduldiger vielleicht –, und dieses Mal gehorchte Katharina und stieg zögernd in den Bottich.
Das Wasser war warm, fast schon heiß, und irgendetwas war darin, das es nicht nur angenehm duften ließ, sondern es auch wunderbar weich machte, sodass es ihrer Haut schmeichelte. Das war jedoch noch nicht alles: Sie hatte noch nie in warmem Wasser gebadet, und es war ein einfach unbeschreibliches Erlebnis. So musste sich eine Königin fühlen, dachte sie, die von ihren Dienerinnen umsorgt wurde. Und Vater Cedric und Guy de Pardeville hatten diese Leute Barbaren genannt?
Arla ließ sie eine Weile einfach in dem heißen Wasser ruhen und den unbekannten Luxus genießen, doch gerade, als dieWärme ihre Wirkung zu tun begann und sie ernsthaft einzuschlafen drohte, trat sie hinter sie und begann sie ungefragt mit einem Stück Seife und einer groben Bürste zu bearbeiten, und obwohl es jetzt eindeutig ein bisschen wehtat, war auch das zugleich ein sehr angenehmes Gefühl.
»Du wäschst dir nicht sehr oft das Haar, wie?«, fragte sie.
Statt zu antworten, versuchte Katharina den Kopf zu drehen und sie fragend anzusehen, was Arla aber nicht zuließ. Sie begann ihre Kopfhaut nur kräftiger mit der groben Bürste zu bearbeiten, was allmählich wirklich unangenehm zu werden begann. »Wieso?«
»Weil du Läuse hast, mein Kind«, antwortete Arla spöttisch. »Aber keine Angst. Den kleinen Biestern kommen wir schon bei.«
Katharina verstand nicht genau, was Arla damit meinte. Jeder hatte Läuse – war das denn nicht normal?
»Allzu viele Verstecke finden sie ja sowieso nicht«, fuhr Arla in leicht belustigtem Ton fort. »Was ist überhaupt mit deinem Haar passiert?«
»Was soll damit passiert sein?«, fragte Katharina, wobei sie eine ordentliche Ladung Seife in den Mund bekam. Es schmeckte scheußlich.
»Es ist nicht da«, antwortete Arla. »Du scherst dir den Kopf kahl? Warum?«
»Weil es praktischer ist«, erwiderte Katharina. Und weil Vater Cedric es von ihr verlangt hatte. Genau so, wie er ihr stets befohlen hatte, sich wie ein Junge zu kleiden. Bisher hatte sie sich nie etwas dabei gedacht, aber nun fragte sie sich zum ersten Mal, ob es dafür vielleicht noch einen anderen Grund gab als den, dass sie das nehmen musste, was sie geschenkt bekam.
»Ja, das mag sein«, seufzte Arla. »Aber es ist trotzdem eine Schande. Du bist ein Mädchen, und ich glaube, sogar ein sehrhübsches Mädchen, unter all dem Schmutz und Grind. Und du hast wunderschönes Haar. Du solltest es wachsen lassen.«
Sie schrubbte und rubbelte fröhlich weiter an ihrem Kopf herum, nahm sich schließlich ihren Nacken und ihre Schultern vor und stockte dann für einen ganz kurzen Moment mitten in der Bewegung, als ihre kreisenden Finger die Stelle unter ihrem linken Schulterblatt erreichten.
»Tatsächlich«, sagte Arla.
»Deshalb wolltest du also, dass ich bade«, sagte Katharina. »Du hast mit Erik gesprochen.« Sie fragte sich, wann eigentlich. Erik und sie hatten nur einige wenige Sätze in ihrer Muttersprache miteinander gewechselt.
»Du bist nicht nur ein hübsches Mädchen, sondern auch ein außergewöhnlich kluges, scheint mir«, erwiderte Arla amüsiert, hörte aber trotzdem nicht auf, mit den Fingerspitzen die Umrisse des Schlangenmals nachzuzeichnen. Katharina konnte hören, wie sie verblüfft den Kopf schüttelte.
»Er hat Recht. Es sieht tatsächlich fast genauso aus.«
»Genauso wie was?«, fragte Katharina.
Arla antwortete nicht gleich, sondern ließ endlich von ihrem Rücken ab und kam um den Bottich herum, um ihr direkt ins Gesicht zu blicken. »Hat Erik dir nichts darüber erzählt?«
Katharina schüttelte den Kopf, und Arla wirkte fast ein bisschen enttäuscht, antwortete aber dann mit derselben Geste. »Dann ist es auch nicht an mir, das zu tun«, sagte sie. »Und vielleicht hat er sogar Recht damit. Manchmal ist es nicht klug, Dinge vorschnell auszusprechen.«
Nicht, dass Katharina auch nur ansatzweise verstand, wovon sie
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